Bagnères-de-Bigorre. Der Brite Christopher Froome vom Team Sky hat bei der 100. Tour de France das Gelbe Trikot erfolgreich verteidigt. Der Top-Favorit auf den Gewinn der 100. Tour de France dominierte die Konkurrenz in den Pyrenäen und sorgte so für eine Vorentscheidung. Die neunte Etappe gewann der Ire Daniel Martin.
Nach der schmerzhaften Abreibung durch Top-Favorit Christopher Froome verpuffte auch der Gegenschlag der spanischen Allianz: Bei der 100. Tour de France ist bereits in den Pyrenäen eine Vorentscheidung im Kampf um das Gelbe Trikot gefallen. Froome fügte seinen Rivalen am Samstag erst eine vernichtende Niederlage zu und wehrte in der Gluthitze Südfrankreichs anschließend im Alleingang die Attacken der Konkurrenz um die Iberer Alberto Contador und Alejandro Valverde erfolgreich ab.
Der Brite ist der klare Sieger der ersten Hochgebirgsprüfungen der Jubiläumsausgabe und in dieser Form kaum noch aus dem "Maillot jaune" zu verdrängen. War Froomes beeindruckender Sieg auf der 8. Etappe in Ax-3-Domaines noch vom erschreckend dominanten Sky-Team vorbereitet worden, bewies der 28-Jährige am Sonntag, dass er auch ohne die "Sky-Borgs" ein würdiger Gesamtführender und Träger der Startnummer eins ist.
Auf den 168,5 km zwischen Saint-Girons und Bagnères-de-Bigorre schlugen Froomes Gegner früh ein hohes Tempo an und attackierten mehrfach. Anscheinend überrascht von dieser Entschlossenheit und vermutlich ausgelaugt vom Vortag fielen Froomes Teamkollegen um Edelhelfer Richie Porte aus der Spitzengruppe heraus und mussten ihren Kapitän schon nach dem zweiten von fünf schweren Anstiegen allein lassen.
Forciert wurden die Angriffe vor allem vom Team Movistar um Kapitän Valverde, der sich mit Landsmann und Mitfavorit Contador (Saxo) offenbar einig war, noch vor dem Zeitfahren am Mittwoch Boden auf Froome gutzumachen. Der gebürtige Kenianer gilt im Peloton nach dem deutschen Weltmeister Tony Martin (Cottbus/Quick Step) als stärkster Fahrer im Kampf gegen die Uhr.
Froome wusste sich jedoch auch ohne seine Helfer zu wehren und konterte am letzten Anstieg La Hourquette d'Ancizan jede der zahlreichen Attacken von Valverdes Teamkollegen Nairo Quintana (Kolumbien) mustergültig. Den Tagessieg auf der 9. Etappe sicherte sich nach der finalen Abfahrt nach Bagnères-de-Bigorre Daniel Martin (Irland/Garmin).
Froomes Ergebnisse "werden auch in zehn oder 20 Jahren noch Bestand haben"
Froome war am Samstag mit einem imposanten Sieg in Ax-3-Domaines erstmals in das Gelbe Trkot geschlüpft. Zweifeln an der Rechtmäßigkeit seiner Leistung trat Froome entschieden entgegen. "100 Prozent, 100 Prozent", sauber sei die überlegene Fahrt zustande gekommen. "Meine Ergebnisse werden auch in zehn oder 20 Jahren noch Bestand haben. Wenn der Sport sich nicht verändert hätte, wäre ich zu diesen Ergebnissen nicht in der Lage", beteuerte er.
Allerdings bringen ihn die Daten, die bisher zur Etappe nach Ax-3-Domaines vorliegen, in Bedrängnis. Schneller als Froome (23:14 Minuten) sind demnach nur Armstrong (22:59) und der baskische Kletterer Roberto Laiseka (22:57/beide 2001) diesen Anstieg hinaufgestürmt. Jan Ullrich war bei der Tour 2003 drei Sekunden langsamer. Auch wenn diese Erhebungen nicht alle verfügbaren Einflussfaktoren berücksichtigen, erzeugen sie zumindest einen Verdacht.
Deutsche Fahrer spielen nur eine Nebenrolle
Dass Sky am Sonntag antastbar wirkte, könnte man dem Vorjahreszweiten zugutehalten und als Beleg für seine Argumentation verstehen. Porte, am Samstag noch Zugpferd für Froome, kassierte einen beträchtlichen Rückstand und fiel im Klassement weit zurück.
Die deutschen Profis spielten am Wochenende nur eine Nebenrolle. André Greipel (Rostock/Lotto) gewann am Samstag den Zwischensprint des Hauptfeldes vor Peter Sagan (Slowakei/Cannondale), verkürzte seinen Rückstand im Kampf um das Grüne Trikot aber nur marginal. Am Sonntag fuhr Simon Geschke (Berlin/Argos) als Mitglied einer Spitzengruppe auffällig und hielt lange den Anschluss an die Favoritengruppe um Froome.
Am Montag können die Radprofis am ersten von insgesamt zwei Ruhetagen ein wenig verschnaufen. Nach einem Flugtransfer in den Nordwesten Frankreichs führt die 10. Etappe am Dienstag über 197 km von Saint-Gildas-des-Bois nach Saint-Malo. (sid)