Essen. Ein Weltklasse-Pianist unterbricht sein Konzert in Essen, weil er von einem Zuschauer gefilmt wird. Ein Spielverderber? Mitnichten! Ein folgerichtiger Schritt. Denn das Mitschneiden ist kein Kavaliersdelikt einer einer web-fähigen Spaßgesellschaft. Für wen halten sich die Störer? Ein Kommentar.
Ein Pianist, der nicht aufs Pedal tritt, sondern auf die Bremse. Das nennen wir Konsequenz am Klavier. Zur Erinnerung: Montagabend unterbrach ein Weltstar ein Klassik-Konzert – weil sein Auftritt von einem Zuschauer per Smartphone gefilmt worden war. Es ist klar, welche Reaktionen Krystian Zimermans Wutrede (er sprach von der „Vernichtung der Musik“ auf Youtube) bei Millionen Fans digitaler Umsonst-Kultur zur Folge hat: Was für ein Spielverderber!
Was für ein Irrtum! Der Pianist hat harsch, aber folgerichtig gezeigt, dass diese Praxis eben kein Kavaliersdelikt einer web-fähigen Spaßgesellschaft ist. Nicht nur aus kommerziellen Gründen, auch als Schutzwall für den Künstler stellen Veranstalter klare Regeln auf. Kein Foto, kein Ton-Mitschnitt im Konzertsaal - das steht in jedem Programmheft, an jedem Portal von Konzerthallen. Wer sein Smartphone zückt, um in derselben Nacht als Held auf Youtube für Exklusivität bejubelt zu werden, ist schlicht und ergreifend nicht auf der Seite des Rechts. Er verstößt nicht nur gegen einen Veranstalterwunsch. Er verstößt zweifellos gegen geltendes Recht. Dass die Urheber nicht wegen jeder verwackelten Arie klagen, sollte niemand zu seinen Gunsten deuten.
Für wen halten sich die Störer?
Ein anderer Aspekt kommt in der Debatte, die Zimermans starker Auftritt auslöst, fast zu kurz. Wenn 1800 Menschen konzentriert einem Ausnahmekünstler lauschen wollen, für wen hält sich denn da jemand, der mit dem Handy dazwischenfunkt? Nein, wir werden uns nicht gewöhnen an Leute, die zur Mondscheinsonate noch SMS absetzen. Sie kommen uns schon jetzt aus den Ohren heraus. Danke, Krystian Zimerman!