Essen. Seit den neunziger Jahren steigen Managergehälter auch in Deutschland in einem obszönen Maße. Die Schweiz hat dem nun einen Riegel vorgeschoben und per Volksabstimmung das schärfste Aktienrecht der Welt und die massive Beschneidung von Managergehältern in die Wege geleitet. Und das ist auch gut so.
Tja, die Eidgenossen. Da beerdigen sie doch einfach den Wirtschaftsstandort Schweiz; jedenfalls, wenn man der Argumentation von Wirtschaftslobbyisten folgt. Die lautet so: Es ist gerecht, wenn Manager das Fünfzigfache eines durchschnittlichen Angestellten verdienen; schließlich sorge nur elitärer Sachverstand für die gedeihliche Entwicklung eines Unternehmens, somit auch für fette Dividenden – und würden keine Luxusgehälter, üppige Boni oder horrende Abfindungen gezahlt, dann wandere die Elite eben woanders hin.
Den Schweizern scheint das herzlich egal zu sein. Sie haben per Volksabstimmung mal eben das schärfste Aktienrecht der Welt und die massive Beschneidung von Managergehältern in die Wege geleitet. Und das ist auch gut so.
Menschen haben durchaus Verständnis dafür, dass jemand, der besser ausgebildet ist und mehr Verantwortung trägt, mehr verdient. Für Gehalts-Exzesse haben sie kein Verständnis – insbesondere dann, wenn nicht nur gute Leistung honoriert wird, sondern auch Versager Millionen einstreichen. Seit den neunziger Jahren steigen Managergehälter auch in Deutschland in einem obszönen Maße. Für Fehler, die allzu oft aus Gier gemacht werden, kommen der Steuerzahler oder die jeweiligen Angestellten auf. Das untergräbt das Vertrauen in die Marktwirtschaft – und zudem das in die Demokratie, weil die Politik dem Treiben außer wohlfeiler Empörung nichts Substanzielles entgegensetzt.
Deckelung der Gehälter hat nichts mit Neid oder Sozialismus zu tun
Die Forderung nach der Deckelung von Managergehältern ist vielleicht populistisch, hat aber nichts mit Neid oder Sozialismus zu tun; sondern einfach etwas mit gesundem Menschenverstand. Die Wirtschaft ist offensichtlich unfähig, gegen die Gehaltswucherungen anzugehen. Wo der Markt versagt, muss der Staat eingreifen. So war das bei der Bankenrettung – die die Wirtschaft bekanntlich begrüßt hat –, und so sollte es auch bei den Gehältern der Vorstände sein.
Die Schweizer haben mit ihrer Volksabstimmung etwas für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ihrem Land getan und ihre Demokratie gestärkt. Deutschland sollte sich daran ein Beispiel nehmen. Und die Abwanderung von Spitzenmanagern? Wird sich in Grenzen halten: Schließlich ist die Zahl der Vorstandsjobs weltweit begrenzt. Egal, mit wie viel Geld sie dotiert werden.