Mülheim. Ein Stellwerkbrand legt den Verkehr auf Europas meistbefahrener Zugstrecke auf Monate lahm? Das darf doch nicht wahr sein. Ein Kommentar.

Bahnkunden, die in diesen Tagen das Missvergnügen haben, durchs Ruhrgebiet zu pendeln, dürften nur noch mit dem Kopf schütteln: Fünf Monate soll es dauern, bis das Mülheimer Stellwerk wieder funktioniert. Mindestens.

Wer am Donnerstag die technischen Überreste begutachten durfte, wird der Bahn nicht vorwerfen können, dass es so viel Zeit braucht, die verkohlte Einheit wieder herzurichten. Aber dass es keine andere, schnellere Lösung gibt, ruft den Zorn der Kundschaft mit Recht hervor. Ein Brand legt den Verkehr auf Europas meistbefahrener Zugstrecke bis auf Weiteres lahm? Das darf doch nicht wahr sein. Ist es aber.

Würgegriff des hysterischen Sparkurses

Zur Wahrheit jedoch gehört auch das: Die Bahn kann sich aus dem Würgegriff eines hysterischen Sparkurses nicht mehr befreien, den die Politik einst befahl, um das Unternehmen an die Börse zu prügeln. Mit Stellenabbau und gestrichenen oder verschobenen Investitionen.

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Das jetzige Dilemma ist ein Lehrstück für die Diskrepanz von Gewinnmaximierung und Qualitätsverantwortung. Es gibt oft genug Gründe, sich über die Bahn zu ärgern. An allem aber trägt sie nicht Schuld.

So sieht der Not-Fahrplan der Bahn aus:

  • RE 1 und RE 11 fahren laut Bahn auf dem Regelweg. Ab Samstag bedienen die Züge auch Paderborn planmäßig zweistündlich.
  • Der RE 2 verkehrt ab Gelsenkirchen über Essen–Altenessen bis Duisburg, ohne Halt in Mülheim und Essen.
  • Der RE 6 verkehrt zwischen Duisburg und Dortmund über Essen–Altenessen, Gelsenkirchen und Herne. Die Halte in Mülheim, Essen, Wattenscheid und Bochum entfallen.
  • Die S 1 fährt ab Samstag wieder im regulären Takt.
  • Die S 3 entfällt. Zwischen Essen und Oberhausen fahren Ersatzbusse.
  • Der ICE Köln–Berlin fährt über den Regelweg.
  • Die übrigen Züge des Fernverkehrs werden über Gelsenkirchen oder Wuppertal umgeleitet.