Essen. Streik doch, GDL! Und ignoriere es, Bahn! Ihr zwei habt vieles gemein, seid Ihr doch hart, unbiegsam, festgefahren.
Geht Ihnen das etwa auch so? Die GDL kündigt einen Streik an, aber ich rege mich nicht mehr auf. Der Bahn-Streik scheint unser Schicksal zu sein. Es bricht über uns herein, wir halten es aus, und irgendwann ist es vorbei. Den vergangenen Streik fand ich im Nahverkehr sogar recht vergnüglich. Die Bahnhöfe: leer; die Wagen: nicht überfüllt; die wenigen Züge: erstaunlich pünktlich. Kein Mensch brüllt mehr am Info-Schalter verschreckte Servicekräfte in blauer Uniform an. Streik-Routine statt Schreikrampf.
Streik du nur, GDL! Und ignorier es, Bahn! Ihr zwei seid aus einer Bohle geschnitzt: hart, unbiegsam, festgefahren. Ihr seid wie zwei Interregios, die aufeinander zudonnern, wie Schaffner und Schwarzfahrer. Wenn ihr es bis zum Kompromiss schafft, dann ist es einer, der weh tut. Aber Ihr werdet keine Zugeständnisse machen, denn die sind was für Weicheier. Streikt bis zur höchsten Eskalationsstufe, bis Ihr gewinnt oder das Gesicht verliert. In solchen Kämpfen werden Helden geboren – oder tragische Figuren. In alten Sagen wartet Gold auf die Helden, Ruhm und eine Halbgöttin. Hier wartet nur ein Tarifeinheitsgesetz.
Macht, was ihr wollt. Ich rege mich nicht mehr auf.