Essen. Juristisch ist der Fall Edathy ab sofort kein “Fall“ mehr. Das Verfahren wird eingestellt. Ein schlechter Beigeschmack bleibt dennoch. Ein Kommentar.

Der Angeklagte räumt seine Schuld ein, er zahlt 5000 Euro, das Verfahren gegen ihn wird eingestellt - solche Verabredungen sind vor Gericht nicht unüblich. Trotzdem bleibt im Fall Edathy, der nun rechtlich gesehen kein "Fall" mehr ist, ein unguter Beigeschmack.

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Erstens: Sebastian Edathy hat in der gesamten Angelegenheit keine gute Rolle gespielt. Er hat die Vorwürfe geleugnet und heruntergespielt, er hat Bilder nackter Kinder und Jugendlicher mit kunstgeschichtlichen Darstellungen verglichen. Reue zeigte er ebenso wenig wie Mitleid für die missbrauchten Opfer. Dagegen bleibt der Verdacht, dass Edathy Beweismittel wie seinen Laptop verschwinden ließ. Auch seine Einlassung, in der er sich zu den Vorwürfen bekannte, ließ Edathy lieber von seinem Anwalt verlesen. Das Eingeständnis wirkt nach Edathys bisherigem Verhalten eher wie ein taktisches Manöver als echte Einsicht und Reue.

Eine Chance vertan

Zweitens: Mit Edathy geriet ein ehemaliger Spitzenpolitiker unter Kinderporno-Anklage. Das Interesse der Öffentlichkeit war somit größer als in anderen Verfahren mit ähnlichem Hintergrund. Ein Verfahren mit Beweiserhebung und Zeugen hätte die Chance geboten, mehr Licht in ein kriminelles Mileu zu bringen, das im Schutz des Internets ein Millionengeschäft betreibt und dessen Opfer die Wehrlosesten in der Gesellschaft sind: Kinder und Jugendliche. Diese Chance ist mit der Einstellung des Verfahrens vertan.

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Das Verfahren Edathy ist damit zu Ende - die Affäre dürfte auf politischem Gebiet weitergehen. Es gibt offene Fragen: Wer wusste wann was von den Ermittlungen gegen den damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten? Wurde er gewarnt, und wenn ja: von wem? Wo war die undichte Stelle in der Justiz? Dann könnte im Verborgenen noch so mancher politische Sprengsatz lauern.

Edathy nicht vorbestraft

Sebastian Edathy selbst geht aus dem Verfahren als nicht vorbestraft hevor. Dass bereits die öffentliche, mediale Behandlung der Affäre seiner Person und seinem Ansehen massiv geschadet hat, ist ohne Frage richtig. Aber er selbst hat jede Gelegenheit verpasst, einigermaßen achtbar aus der Angelegenheit herauszukommen. Das ist seine Tragik.