Witten/Bochum/Hattingen. Heimspiel beim Zeltfestival: Im Interview sagt er, warum ihm Sinatra sein Lebensmotto lieferte und was ihn mit Götz Alsmann verbindet.

Pianist und Saxophonist Chris Hopkins (52) wohnt in Bochum. Seine Musikkarriere fing indes zu Schulzeiten in Witten an. Am Sonntag, 1. September, 17 Uhr, tritt er beim Zeltfestival Ruhr mit der Nachwuchs-Combo Young Lions auf - und dem wohl besten Sinatra der Gegenwart. Die WAZ nahm den Jazzer vor seinem Heimspiel ins Gebet.

Sie sind seit 30 Jahren im Geschäft. Als Sie mit Jazz anfingen, hörte die Mehrheit Ihrer Mitschüler in Witten Rock. Wurden Sie als Nerd wahrgenommen?

Chris Hopkins: Nein, gar nicht. Wir hatten eine Schülerband und unser Sound galt als cool. An der Schule wurden bei Konzerten sonst nur Klassik gespielt.

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Erinnern Sie sich an Ihre erste Platte?

Ja, mein Vater war ein Barockmusiker, und wir hatten nur eine einzige Jazz-Platte. Es war eine Kompilation von 1920 bis 1940. Die Platte hat mich total begeistert. Das war der Anfang.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten öffentlichen Auftritt?

Das war im Fiege-Sudhaus in Bochum, im Livingroom von Lukas Rüger. Er ist auch einer der Geschäftsführer beim Zeltfestival Ruhr. So schließt sich der Kreis.

Caris Hermes zupft den Bass in Chris Hopkins‘ Band Young Lions.
Caris Hermes zupft den Bass in Chris Hopkins‘ Band Young Lions. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Sie haben sich instinktiv an das Motto von Frank Sinatra gehalten: „I did it my way“ (ich bin meinen eigenen Weg gegangen). Welche Rolle spielte Sinatra für Sie?

Sinatra war für mich zunächst mal gar nicht so interessant. Sinatra war Sänger, und ich bin Pianist und spiele Saxophon.

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Programm gekommen?

Am Anfang stand kein Konzept, dass ich umgesetzt habe. Es ist eher so, dass ich als Jazz-Dozent mit Leuten zu tun habe, bei denen ich mir die Frage stelle: Was können diese Leute? Können Sie singen? Können Sie spielen? Können Sie moderieren?

Bei Ihrem Sänger Tijn Trommelen haben Sie erkannt: Der klingt ja wie Sinatra…

…aber auf eigene Art. Es ist so wie bei Kindern, die ihre Eltern imitieren. Sie übernehmen manche Redensarten, aber sie haben trotzdem etwas Eigenes.

Zu Sinatra-Zeiten, Ende der 30er Jahre, war Jazz Pop, also populär. Die Musiker füllten ganze Ballsäle. Kehren Sie mit Ihrem Programm zu dieser Ära zurück?

Als ich anfangen habe mit meiner Musik, habe ich in Clubs vor wenigen Zuhörern gespielt. Heutzutage spiele ich mit meiner Band, den Young Lions, vor Hunderten. Die Menschen bewegen ihre Füße sofort zur Musik, ohne es zu merken, und am Ende gibt es stehenden Applaus. Für meine Musik ist keine Vorbildung nötig.

Ihre Musik hat offenbar eine besondere emotionale Qualität.

Mein Ziel ist es, dass die Leute bei meinen Konzerten eine gute Zeit haben. Ich will die Menschen zusammenbringen, egal welcher Couleur sie sind.  Das ist gerade in dieser Zeit extrem wichtig.

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Einer, der Jazz in Deutschland wieder populär gemacht hat, ist Götz Alsmann. Wie viel Götz steckt in Chris?

Götz und ich sind gute Freunde. Wir treten auch als Duo auf. Wir beide haben unheimlich viele Platten und CDs – und tauschen uns darüber aus. Aber Götz hat einen eigenen Zugang zum Jazz. Er selbst nennt seine Musik „Swing-Schlager“, sprich: Er singt Deutsch. Ich gehe einen anderen Weg...

„Mann, Du bist echt eine coole Socke.“

Mitglieder der Count-Basie-Band zu Chris Hopkins

…nämlich?

Ich bin näher an den Originalen.

Wie gut kennen Sie die Originale?

Ich habe früher Platten gesammelt, bin früher zu Saturn nach Köln gefahren, als es Raritäten von Versandhändlern etwa aus Australien nur dort gab. Und beim JazzFest at Sea war ich als junger Mann – ich glaube, ich war damals 23 – unterwegs bei einer swingenden Kreuzfahrt. Ich sollte Count Basie sein. Als ich mir die Musiker der Band anguckte, sah ich: Das ist ja seine halbe Band. Mit dabei war beispielsweise Clark Terry, der für mich einer der besten Trompeter überhaupt ist. Und die schwarzen Musiker sagten zu mir: „Man, you are a real cool cat.“ (Mann, Du bist echt eine coole Socke.)

Corona ist vorbei, und seither absolvieren Sie ein Mammutprogramm mit 150 Auftritten pro Jahr. Reisen Sie gern?

Klar, manchmal bin ich von langen Fahrten kaputt. Aber die Auftritte sind für mich wie eine Droge. Ich gebe den Leuten positive Energie, aber vom Publikum kommt auch unglaublich viel zu mir zurück.

Karten für das Chris-Hopkins-Konzert sind hier zu finden: https://www.zeltfestivalruhr.de/programm/chris-hopkins-guests/

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