Witten. Die halbseitige Sperrung des Sonnenscheins in Witten ist erst ein paar Tage alt, schon gibt es Probleme. Vor allem ältere Anwohner sorgen sich.
Die Baustelle am Sonnenschein in Witten sorgt weiter für Ärger. Die Straße ist dort aufgrund von Leitungsarbeiten der Stadtwerke seit Montag, 29. Juli, rund ein Jahr lang halbseitig gesperrt. Richtung Innenstadt kann man über die Einbahnstraße zwar noch fahren. Zurück geht jedoch nichts mehr. Vor allem Nahverkehrskunden spüren das. Insbesondere ältere Anwohner fühlen sich am Sonnenschein nun gefangen. Petra Dirks zum Beispiel ist sauer.
Die Anwohnerin der Lerchenstraße fühlt sich regelrecht hintergangen. „Wir wurden hier über nichts informiert. Rund zwei Tage vor der Sperrung haben wir erst davon erfahren. Das ist wirklich ein Witz“, sagt die 68-Jährige. Sie ist schlecht zu Fuß und auf Bus und Bahn angewiesen. „Die wenige Lebensqualität, die ich noch habe, wird mir jetzt genommen. Wir sind hier gefangen!“ Wenn sie zum Beispiel kurzerhand in der City was besorgen will, überlegt sie sich das jetzt zweimal.
Bus 379 hält am Sonnenschein nur auf dem Weg in die City
Das Problem: Die Linie 379, die den Sonnenschein mit der Innenstadt verbindet, fährt stadtauswärts zwar wie gewohnt. In gerade mal knapp sieben Minuten ist man etwa an der Haltestelle Breite Straße. Auf dem Rückweg gehen die Sorgen aber los.
Dann fährt der Bus über die Crengeldanzstraße, anschließend über die Hörder Straße und dann über die Baroper Straße. Endstation für die Sonnenschein-Anwohner ist die Haltestelle Langendreerholz. Von dort setzt die Linie ihre Fahrt Richtung Bochum fort. Die Haltestellen Auf dem Kamp, Goldammerweg und Lerchenstraße werden auf dem Weg aus der Innenstadt zurück ausgespart.
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Wer jetzt zum Beispiel in der Lerchenstraße wohnt, muss mindestens 15 Minuten Fußweg von der Haltestelle Langendreerholz auf sich nehmen – und das auch wirklich nur, wenn man gut zu Fuß ist. „Es ist eine der beliebtesten Wohngegenden überhaupt. Aber hier wohnen viele alte Menschen. Für sie wird das jetzt alles sehr schwierig“, sagt Rentnerin Petra Dirks, die eine Haushaltshilfe hat. „Sie ist bislang immer mit dem Bus gekommen. Weil der Umweg aber so groß ist, wird sie jetzt gebracht, da sie sonst nicht alle Termine wahrnehmen kann.“
Anwohner im Sonnenschein wollen bessere Alternativlösung
Auch Ellen Grieger ist auf den Bus angewiesen. Sie konnte bereits ein paar Tage nicht schlafen, weil sie nicht wusste, wie sie in die City beziehungsweise zurückkommt. Denn auf die Innenstadt sind die Anwohner rund um den Sonnenschein mittlerweile angewiesen.
„Ich wohne seit 1963 hier. Früher war es so schön hier. Wir hatten auch einen Kaufladen und waren gut versorgt. Wir brauchten Witten gar nicht“, sagt die 86-Jährige. Das ist jetzt anders. Lediglich einen Bäcker gibt es noch. Hier und da hilft ihr zwar ihre Tochter bei Besorgungen. Sie habe aufgrund ihres Berufs aber auch nicht immer Zeit.
„Wir wollen einfach, dass man noch einmal über eine Lösung wie einen Shuttle-Service nachdenkt. Man kann mit uns nicht machen, was man will“, sagt Danuta Rothtauscher (66). Die drei Anwohnerinnen betonen, dass sie stellvertretend für viele Anwohner im Sonnenschein stehen. „Ich habe viele Gespräche geführt, und wirklich alle haben Sorgen.“ Mittlerweile hat die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte, der dort mehrere Häuser gehören, laut Petra Dirks signalisiert, dass man die Betroffenen unterstützen wolle.
Eine große Sorge beschäftigt die drei noch. „Ich glaube nicht, dass die Baustelle wirklich in einem Jahr fertig wird“, sagt Danuta Rothtauscher. Doch zumindest Ellen Grieger ist optimistisch. „Ich will in einem Jahr hier sitzen und sagen können: ‚Yippie, wir haben es geschafft!‘“ Und dann kann sie auch wieder in Ruhe schlafen.
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