Witten. Der Blindgänger-Verdacht im Wullener Feld in Witten hat sich nicht bestätigt. Doch bis man so weit war, dauerte es einige Zeit. Aber warum?

Um 14.34 Uhr war es endlich so weit. Entwarnung! Der Blindgänger-Verdacht in der Gleiwitzer Straße im Wullener Feld hat sich am Dienstag nicht bestätigt. Es wurde lediglich ein Stabbrandbombenbehälter aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Einen Zünder gab es nicht, weshalb auch nichts entschärft werden musste. Bis es so weit war, mussten alle Beteiligen viel Geduld aufbringen.

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Eigentlich sollte bis zwölf Uhr Klarheit herrschen, ob das Gewerbegebiet samt Uni und normaler Wohnhäuser teilweise evakuiert werden muss oder nicht. Im schlimmsten Falle - beim Fund einer Zehn-Zentner-Bombe - wären rund 1500 Anwohner und die Beschäftigten der ansässigen Betriebe betroffen gewesen. Um zehn Uhr morgens fing die Fachfirma Röhll damit an, die Straße vor dem Labortechnikunternehmen Seraltec aufzubuddeln. Gesucht wurde jener Gegenstand, auf den man letzte Woche bei Sondierungsbohrungen gestoßen war - ohne genauer zu wissen, worum es sich handelt.

Suche nach verdächtigem Gegenstand dauerte vier Stunden

Doch schnell war an diesem Dienstag klar: Es könnte ein längerer Vormittag werden. Aus den für die Suche veranschlagten zwei wurden mehr als vier Stunden. Schon der Beginn gestaltete sich schwierig. Der Untergrund stellte sich als hartnäckiger heraus als vorab angenommen. Das liegt im Wullener Feld unter anderem daran, dass die Straßen mehr Geröll enthalten als an anderen Orten der Stadt.

Rund vier Stunden musste gegraben werden, bis man auf den verdächtigen Gegenstand getroffen ist.
Rund vier Stunden musste gegraben werden, bis man auf den verdächtigen Gegenstand getroffen ist. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Es war also viel Geduld angesagt. Die Uni war nach den Vorankündigungen so gut wie verwaist, viele blieben im Homeoffice, wenn sie nicht ohnehin Ferien hatten. Nur ein paar einzelne Beschäftigte waren vor Ort, etwa Servicekräfte. Die Busse - hier ist vor allem der 371er unterwegs - hatten fast nur Leerfahrten. Nach und nach wurde der gesamte Bereich für eine mögliche Evakuierung immer leerer. Die Menschen schienen gerade bei dem guten Wetter rechtzeitig das Weite gesucht zu haben.

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Für den Fall der Fälle - Bombenfund, Räumung aller Gebäude im Umkreis von 500 Metern und Entschärfung - war alles vorbereitet. Der ohnehin im Wullener Feld ansässige Arbeiter-Samariter-Bund hätte allein rund 300 Personen versorgen können. Dort standen auch die Einsatzwagen.

Feuerwehr Witten sorgt für Sicherheit

Derweil lief die Suche nach dem vermeintlichen Sprengkörper weiter auf Hochtouren. „Besonders war, dass wir auf die Hilfe der Feuerwehr zurückgreifen mussten“, sagt Volker Lenz (60) vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung. Der Drehleiterwagen rückte an, um den Arbeitern in der gut zwei Meter tiefen Grube ein Sicherungsgeschirr anzulegen. „So können wir direkt reagieren, wenn es bei einem von ihnen zu gesundheitlichen Problemen kommt“, erklärte Lenz.

Die Feuerwehr war zudem für die Kommunikation zuständig. Wäre es zu einer Evakuierung gekommen, wären die Einsatzkräfte in die betroffenen Straßen gefahren und hätten Durchsagen gemacht, dass alle Menschen ihr Haus verlassen müssen.

Der grüne Bagger vom Kampfmittelbeseitigungsdienst leistete Vorarbeit. Am Ende musste jedoch auch nicht mit Schaufeln nachgeholfen werden.
Der grüne Bagger vom Kampfmittelbeseitigungsdienst leistete Vorarbeit. Am Ende musste jedoch auch nicht mit Schaufeln nachgeholfen werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Während die Brandbekämpfer bei 30 Grad im Schatten das weitere Geschehen abwarten konnten, kamen die Arbeiter in der Grube mächtig ins Schwitzen. Zunächst tasteten sie sich nach unten in Richtung des sogenannten „Verdachtspunkts“ vor. Irgendwann wurde aber klar, dass man auch „um die Ecke“ arbeiten muss. Der grüne Bagger, mit dem zunächst das Loch geschaufelt wurde, hatte inzwischen Pause. Nun war Handarbeit angesagt. Mit Schaufeln wurden die letzten Meter frei gebuddelt - bis sich der verdächtige Gegenstand endlich zeigte. Das war gegen halb drei.

Kampfmittelräumdienst entsorgt Metallschrott

Um 14.34 Uhr gab die Stadt öffentlich Entwarnung. Die Arbeiter hatten einen Abwurfbehälter für Stabbrandbomben ans Tageslicht geholt. Nach Angaben des Kampfmittelräumdienstes wurden zwar Spuren von Kampfmitteln gefunden. Sie erwiesen sich aber als harmlos, zumal eine Bombe ebenso wie ein Zünder fehlten. Mit einem Lkw wurde der rostige Metallschrott abgefahren. Und die Sperrung der Gleiwitzer Straße umgehend wieder aufgehoben.

Ein seltenes Bild: Die Uni Witten/Herdecke war am Dienstag, 30. Juli, aufgrund der Suche nach einem möglichen Blindgänger so gut wie verwaist.
Ein seltenes Bild: Die Uni Witten/Herdecke war am Dienstag, 30. Juli, aufgrund der Suche nach einem möglichen Blindgänger so gut wie verwaist. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Erleichterung war bei den Beteiligten groß. Erst einmal gab es für alle belegte Brötchen. Auch Volker Lenz vom Kampfmittelräumdienst war anzusehen, dass er froh war, keinen Blindgänger gefunden zu haben. Während die Einsatzkräfte abrückten, konnten die Anwohner zurückkehren, die vorbeugend ihre Häuser verlassen hatten. Das Wullener Feld konnte endlich zur Normalität zurückkehren.

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