Witten. In Witten hatte sich eine Gruppe niederländischer Fans eingemietet. Die sonst gelbe Wand in Dortmund wurde orange gefärbt. Geholfen hat es nicht.

Im Speisesaal von Haus Hohenstein kauen die niederländischen Fans auf ihrem Frühstück herum. Wie schnell sich Partystimmung in Katerstimmung verwandeln kann, haben sie im Halbfinale am eigenen Leib erlebt. Drei Minuten trennten Holland und England von der Verlängerung, als Ollie Watkins in der 91. Minute für die Briten ins Tor und damit mitten ins Herz der Hollandfans traf. Statt leuchtend orange tragen sie an diesem Morgen dunkle, gedeckte Töne..

„Wenn das Spiel eine halbe Stunde länger gewesen wäre, hätten wir vielleicht gewinnen können“, sagt Remco. Er ist mit einem Freund aus Almelo angereist. Die beiden haben das Spiel der Elftal gegen Österreich im Berliner Olympiastadion gesehen und waren Teil des gigantischen orangefarbenen Fanmarschs. Am Mittwoch waren sie beim Halbfinale in Dortmund dabei. Doch statt dem „Links-Rechts“, das die Unterstützer der Elftal weltweit berühmt gemacht hat, geht es für sie nun Richtung Heimat. Die EM-Party ist vorbei.

Deutsche Fans in Dortmund in Oranje unterwegs?

Dennoch hatten die beiden Niederländer eine schöne Zeit in Deutschland. Von Witten haben sie allerdings - außer dem Bahnhof - nicht viel gesehen. Sie sind spät in der Nacht angereist und am nächsten Tag direkt zur Fanmeile nach Dortmund gefahren. Von dort ging es für Remco und seinen Freund direkt ins Stadion. Auf dem Weg dorthin habe er „viele Deutsche in Orange gesehen“. Probleme mit dem englischen Fanlager haben sie nicht mitbekommen. „Die saßen am anderen Ende des Stadions. Ein paar haben sich auch unter uns gemischt. Aber alles war ruhig.“

Die Flagge durfte beim Stadionbesuch in Dortmund natürlich nicht fehlen.
Die Flagge durfte beim Stadionbesuch in Dortmund natürlich nicht fehlen. © WAZ | Ajit Grewal

Die Niederlage gegen England war bitter. Die Hollandfans aus Haus Hohenstein sahen ein enges Spiel. Sie hätten nicht damit gerechnet, dass England so aufdrehen würde. Bisher hatten sich die Briten - trotz ihres offensivstarken Kaders - äußerst defensiv präsentiert. Nicht so am Mittwochabend. Aber: „Wenn man sich unseren Kader ansieht, war das Halbfinale schon das Maximum“, wirft ein holländischer Landsmann beim Frühstück ein.

Haus Hohenstein plant jetzt schon den deutschen Klassiker

Ist die starke Leistung bei der Europameisterschaft schon ein Fingerzeig in Richtung der kommenden WM? Die Elftal steht vor einem Umbruch: Sieben Spieler im Kader sind 30 Jahre alt oder älter. „Man weiß nicht, wer aufhört und wer hochkommt oder ob wir einen neuen Trainer bekommen“, sagt Remco. „Koeman hat verlängert“, heißt es am Nebentisch. Das stimmt nicht ganz. Fakt ist, der Vertrag läuft erst nach der Weltmeisterschaft aus. Zeit zum Siegen bleibt ihm und seiner Mannschaft also noch genug. Vielleicht kommen die Oranje-Anhänger dann zum Feiern ja mal wieder nach Witten...

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Für Hoteldirektor Ajit Grewal ist die EM schon vorbei. Dabei ist das Finale noch gar nicht angepfiffen. Weil im Ruhrpott keine Spiele mehr laufen, blickt er bereits nach vorn. „Im Dezember spielt Dortmund gegen Bayern“, sagt er. Um es mit einer alten Fußballweisheit zu sagen: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

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