Witten. Manchmal sind die kleinen Wunder ganz groß: Eine Wittenerin hilft in Malawi. Und bringt einem Mädchen einen Spiegel mit. Die rührende Geschichte.
Die Wittenerin Grazyna Krzyczkowski engagiert sich seit einigen Jahren mit dem Bochumer Verein „Alinafe“ in dem ostafrikanischen Land Malawi. Mit dem Verleih von Ziegen schenkt sie Familien dort eine Perspektive. Eine Begegnung im Mai 2023 aber hat sie nicht mehr losgelassen. Im Mittelpunkt stehen die kleine Ireen und ein Selfie. Nun traf sie das Mädchen wieder und hatte ein ganz besonderes Geschenk dabei.
Grazyna Krzyczkowski ist bereits zum siebten Mal in Malawi. Drei Wochen sind sie und ihre Mitstreiterinnen vor Ort und besuchen in der Zeit 18 Dörfer. Jedes Dorf erhält nicht nur Sojamehl, Mais, Salz und Seife, sondern auch zwei Ziegen, die die Versorgung der Bewohner verbessern sollen. Auf ein Dorf freut sich Grazyna ganz besonders.
Dort hat sie im vergangenen Jahr ein kleines Mädchen kennengelernt. Sie hatte von sich und dem Kind ein Selfie gemacht. Für uns ein völlig normaler, ja alltäglicher Vorgang. Doch Ireen, das etwa siebenjährige malawische Mädchen, sah auf diesem Selfie zum allerersten Mal ihr Spiegelbild.
„Das war ein unbeschreiblicher Moment“
Das Wiedersehen gestaltete sich zunächst schwierig, da Ireen in den letzten zwölf Monaten mit ihren Eltern in ein anderes Dorf gezogen war. Ein Hinweis ihres Onkels auf die neue Adresse brachte Grazyna auf die richtige Spur. Nach vielen Stunden auf vom Hochwasser beschädigten Wegen erreichte die Reisegruppe den neuen Wohnort des Mädchens. Und tatsächlich fand Grazyna sie und ihre Familie dort.
Obwohl ein ganzes Jahr vergangen ist, erkennt Ireen die Besucherin aus dem fernen Deutschland sofort wieder. Sie geht so schnell sie kann auf Grazyna zu, umarmt sie lange und haut ihr vor Freude immer wieder auf den Arm. „Das war ein unbeschreiblicher Moment“, schildert die 62-jährige das Wiedersehen mit Ireen und lächelt dabei sehr glücklich. Sie ist gerührt, dass sie dem kleinen Mädchen so in Erinnerung geblieben ist.
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Das Kind lebt mit ihrer Mutter und mehreren Angehörigen in einem kleinen Haus ohne Strom und fließendes Wasser. Das Wasser muss von weither aus einem Brunnen geholt und ins Dorf getragen werden. Ireen ist geistig behindert und in ihrer Mobilität eingeschränkt. „Aufgrund ihrer Einschränkungen kann sie nicht sprechen. Sie ist aber in der Lage, sich mitzuteilen und zu verständigen“, sagt Grazyna.
Unterstützung oder Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung, wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es in Malawi nicht. Auch eine spezielle Schule, die Ireen besuchen könnte, sucht man in dem bitterarmen Land vergeblich. Ireen und ihre Familie sind auf sich gestellt, bekommen aber zum Glück Hilfe innerhalb ihres Dorfes. Und es gibt gute Neuigkeiten: „Im letzten Jahr ist sie sehr unsicher gegangen. Jetzt klappt es schon etwas besser“, beschreibt die Wittenerin die positive Entwicklung.
Demut angesichts enormer Privilegien in Europa
Als Grazyna ihr dann das Geschenk überreicht, ist Ireen sprachlos. Sie hält sich den Spiegel, den Grazyna ihr mitgebracht hat, ganz nah vor die Nase und kann sich gar nicht mehr von ihrem Spiegelbild trennen. Mit wachem und interessiertem Blick betrachtet sich das Mädchen im Spiegel und legt ihn nicht mehr aus der Hand. In diesen Momenten ist Grazyna Krzyczkowski ganz demütig und wird sich ihrer enormen Privilegien in Europa bewusst. Trotz aller Armut seien die Menschen in Malawi sehr gelassen, erzählt die Wittener Krankenschwester: „Da kann ich noch viel lernen.“
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Grazyna Krzyczkowski ist es eine Herzensangelegenheit, sich bei allen zu bedanken, die die Reise mit Spenden und Geschenken unterstützen und mit dazu beitragen, dass den Menschen in Malawi geholfen wird. Im September 2025 wird es trotz aller Strapazen, die eine solche Reise mit sich bringt, wieder nach Malawi gehen. Grazyna hofft, dass sie dann auch wieder Ireen begegnet.
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