Witten/Bochum/Hattingen. Eine einen Meter lange Schlage lag auf dem Fußweg nahe der Autobahnbrücke am Stausee. Ungewöhnlich? Keineswegs, die Tiere fühlen sich dort wohl.
Schreck am Stausee: Beim Spazierengehen mit ihrer kleinen Tochter hat Lara Lieske-Reffgen dort eine große Schlange entdeckt. Das Tier lag im Bereich der Autobahnbrücken mitten auf dem Gehweg. „Ausgerollt war sie sicher über einen Meter lang“, beschreibt die Hevenerin das Reptil, das allerdings tot war. Wer nun glaubt, solche großen Schlangen seien in Witten eine Seltenheit, irrt.
„Das ist eine Ringelnatter“, sagt Schlangenexperte Martin Maschka. Er bedauert den Tod des Tieres, denn die Ringelnatter sei streng geschützt. Durch den Klimawandel und milde Temperaturen wächst jedoch seit etwa zehn Jahren ihr Bestand. „Schlangen mögen Naturgärten, in denen das Gras hoch steht, mit Teichen, Steinmauern und Wildblumen“, erklärt Maschka. Gerade in nahen Flüssen, Tümpeln oder Feuchtwiesen seien sie zu finden. Ringelnattern bis zu einer Größe von 1,20 Metern hat er schon am Kemnader See gesehen, nahe der Ruine Hardenstein oder im Trinkwassergebiet an der Ruhr.
Nützliche Nattern fressen Grundeln
Die Tiere sind nicht giftig, sie beißen nicht und seien auch nicht angriffslustig. Gerade rund um den Stausee seien sie sogar sehr nützlich. „Sie fressen nämlich die Grundeln.“ Das ist eine invasive, also nicht-heimische Fischart, die sich in der Ruhr extrem ausbreite.
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„Es gibt sie in unterschiedlichsten Farbvarianten“, so Maschka. „Ganz pechschwarz, mit gelber Kopfzeichnung, weißem Kopf oder ganz ohne Kopfzeichnung.“ Sogar bläuliche Ringelnattern wurden schon gesichtet. Die am Stausee von Lara Lieske-Reffgen gefundene Natter hat einen weißen Kopf.
Neunzig Prozent aller gemeldeten Schlangen sind Ringelnattern
Experten wie Martin Maschka helfen dem Landesumweltamt und der Naturschutzgruppe NaWit bei der Kartierung von Schlangen. „Neunzig Prozent der Meldungen sind Ringelnattern, ganz selten kommt in Witten mal eine Schlingnatter vor“, so Maschka. Wer also eine Schlange bei sich entdeckt und sie aus dem Haus oder Garten haben will, kann die Nummer von Maschkas Schlangennotruf wählen. Etwa 16 Einsätze hatte er in diesem Jahr bereits. Zu erreichen ist der Notruf unter 01577 29 49 225.
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