Witten. Die letzten Tage am Comenius sind vorbei. Der Abschied fiel schwer. Auf Lehrer, Leiterin und Studierende wartet nun eine ungewisse Zukunft.

Die letzten Schultage am Comenius-Berufskolleg verlaufen noch einmal richtig emotional. Wirklich freuen können sich die meisten Schüler nicht über ihr Zeugnis. Denn mit den Schulferien beginnt für sie der Weg ins Ungewisse. Weil das Kolleg geschlossen wird, müssen sie ihre Ausbildung an einer anderen Schule beenden.

Während Schulleiterin Claudia Wolmerath dafür gesorgt hat, dass die Studierenden und das Kollegium Anschluss finden, ist ihre eigene Zukunft noch ungewiss. Dass sie ein Versprechen gegenüber ihren Schützlingen brechen musste, schmerzt besonders.

Die Schränke sind beinahe ausgeräumt. Das Whiteboard, auf dem sonst der Stundenplan steht, glänzt als blanke Fläche. Alles deutet auf Abschied hin. Mitten in dieser trostlosen Szenerie sitzt Wolmerath - bemüht, Fassung zu bewahren und ihren Optimismus nicht zu verlieren.

Comenius Berufskolleg: Träger steigt zwei Jahre früher aus

Die Schließung der Ausbildungsstätte für händeringend gesuchte Sozialpädagogen und Heilerziehungspfleger ist schon länger bekannt. Bereits im März des vergangenen Jahres war klar, dass der Träger die Schule aus finanziellen Gründen schließen wird - allerdings erst im Jahr 2026 und unter anderen Konditionen.

Ursprünglich sollten das Berufskolleg Witten und eine Hattinger Schule die Studierenden samt Kollegium übernehmen, so die Rektorin. Der Plan sah einen nahtlosen Übergang für die Schüler vor, jeder sollte seine angefangene Ausbildung auch am Comenius beenden können. Beides wurde nicht umgesetzt.

Silke Weber (53), Marie Bolz (20) und Chantal Saße (40) haben erst im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin am Comenius-Berufskolleg begonnen. Nach den Ferien wechseln sie an eine Dortmunder Schule.
Silke Weber (53), Marie Bolz (20) und Chantal Saße (40) haben erst im vergangenen Jahr ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin am Comenius-Berufskolleg begonnen. Nach den Ferien wechseln sie an eine Dortmunder Schule. © WAZ | Florian Peters

Wolmerath hatte sich auf die Aussagen des Trägers verlassen. Deshalb startete im vergangenen Jahr noch eine Gruppe Heilerziehungspfleger in die Ausbildung. In Vorgesprächen habe sie den angehenden Studenten versichert, dass sie ihre Ausbildung vor Ort beenden können. Dieser ungewollte Wortbruch belastet die gläubige Christin sehr.

Traurig, sauer, verzweifelt: So reagierten die Schüler

„Unsere Erwartung war, dass wir hier gemeinsam unseren Abschluss machen“, sagt Vivien Friedrichs (23). Sie und ihre Klassenkameraden werden im zweiten Jahr in Witten als Heilerziehungspfleger ausgebildet, nach dem Sommer steht nun der Wechsel an eine neue Schule in Dortmund an. Als sie im vergangenen Jahr erfahren haben, dass das Comenius-Berufskolleg schließt, war die Aufregung groß.

„Wir waren sauer und traurig, aber auch verzweifelt. Wie geht es weiter? Die neue Schule stellt vielleicht ganz neue Anforderungen“, sagt Pascal Alban (25). „Erst gibt man kurzfristig die Schließung bekannt, dann verspricht man uns, dass wir in Hattingen aufgenommen werden und das klappt dann auch nicht. Ich komme mir verarscht vor“, ergänzt er.

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Auch die Lehrer belastet die Schließung arg. Einige seien wegen des psychischen Drucks erkrankt, sagt Claudia Wolmerath. Das hat unter den Schülern zusätzliche Ängste geschürt. Wegen des Unterrichtsausfalls „fehlt uns unendlich viel Stoff“, sagt Viven Friedrichs. „Ich bin mir nicht sicher, ob nicht einige auf der Strecke bleiben“, so Silke Weber (53), die noch im ersten Lehrjahr ist. Auch sie wird nach den Ferien nach Dortmund wechseln.

Am Mittwoch (3.7.) hat sich ein Teil der Studierenden in der Sporthalle eingefunden, um den Abschied zu „feiern“. Die Stimmung pendelt irgendwo zwischen Galgenhumor und Beerdigung. In der Mitte ist eine große Tafel mit Speisen aufgebaut, ein letztes gemeinsames Essen, bevor alles vorbei ist. Am Donnerstag gibt es Zeugnisse, danach schließt Rektorin Wolmerath ein letztes Mal die Tür.

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