Witten. Die Burgruine ist Baudenkmal und Touristenmagnet. Doch Wittens Burgfreunde beklagen immer mehr Sachschäden. Eines macht sie richtig sauer.
Die Burgruine Hardenstein in Witten gilt als Touristenmagnet am Ruhrtalradweg. Stadtmarketing-Chefin Sandra Gagliardi freut sich: Hardenstein sei der Ort, „wo der meiste Frequenzverkehr in Witten ist“. Hans-Dieter Radke vom Verein Burgfreunde Hardenstein indes hat dieser Tage keine Freude. Weil das Burggelände frei zugänglich ist, gibt es immer wieder Probleme.
Der Verein beklagt nach dem Wochenende mehrere Vandalismusschäden. Radke nennt Einzelheiten: Ein Element der Fahrrad- und Umlaufsperre am oberen Tor sei „gewaltsam verzogen“ worden. „Eine Farbschmiererei wurde auf der neu lackierten Eingangstür in den Südwestturm festgestellt. Das Panzerglas eines Bodenscheinwerfers an der nördlichen Grundaußenmauer der Hauptburg wurde zerstört!“
Zu den Sachschäden kommen dumme Sprüche von Menschen, die von Vereinsmitgliedern auf Fehlverhalten angesprochen werden. Hans-Dieter Radke schimpft: „Leider zeigen sich nicht wenige Besucher der Burgruine uneinsichtig.“ Er verweist darauf, dass der Verein als Unterpächter des Hauptpächters Stadt Witten Haus- und Wegerecht besitze, vom Veranstaltungsrecht mal abgesehen. Die Burgfreunde haben das Recht, Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung zu erstatten.
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„Die Schäden sind zum Teil beseitigt“, sagt Hans-Dieter Radke auf Nachfrage. „Die Fahrradsperre ist wieder gerichtet.“ Auch Graffiti-Schmierereien seien weitgehend entfernt. Anders sehe die Lage bei den zerstörten Bodenscheinwerfern aus. Fünf von insgesamt acht seien demoliert: „Das ganze Panzerglas war zerschlagen und kaputt.“ Der Verein habe die Stadtwerke Witten informiert. Hilfe komme „zu gegebener Zeit“, gab Hans-Dieter Radke die Reaktion des städtischen Unternehmens wieder.
„Ich glaube, es provoziert die Leute, wenn es etwas sauber und geräumt ist, kein Öl, kein Dreck. Mir kommt es so vor, als würden die Leute dann sagen: Kommt, wir müssen das wieder kaputtmachen.“
Der Vereinschef befürchtet, dass die nächste Zerstörungswelle nicht lange auf sich warten lasse: „Ich glaube, es provoziert die Leute, wenn es etwas sauber und geräumt ist, kein Öl, kein Dreck. Mir kommt es so vor, als würden die Leute dann sagen: Kommt, wir müssen das wieder kaputtmachen.“
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Hans-Dieter Radke sieht nicht nur übermütige Jugendliche als Problemgruppe, sondern auch Eltern, die kleine Kinder unbeaufsichtigt auf dem Mauerwerk der Ruine herumturnen ließen: „Ich hatte letztens ein Gespräch mit einem jungen Vater, der sehr massiv wurde.“ Was tun?
„Die Burgruine ist kein kostenloses Freizeitzentrum – und auch kein Abenteuerspielplatz.“
Hans-Dieter Radke ist ratlos: „Ich kann nicht die ganze Burgruine mit Verbotsschildern vollpflastern.“ Auch Videoüberwachung bringe „nur teilweise etwas“ – das Gelände sei schlicht zu weitläufig. Selbst die Zäune hält der Burgfreund für wenig wirksam: „Die werden zerschnitten.“
Verein sieht Schmerzgrenze erreicht
Hans-Dieter Radke stellt fest, die Bevölkerung habe zu Baudenkmälern wie der Burgruine ein zwiespältiges Verhältnis. Nach seiner Beobachtung sehen viele Menschen nur komplett erhaltene historische Gebäude als Denkmal an. Doch auch Hardenstein sei schützenswert. Hans-Dieter Radke betont: „Die Burgruine ist kein kostenloses Freizeitzentrum – und auch kein Abenteuerspielplatz. Es gibt bei uns eine Schmerzgrenze. Da geht es auch um Respekt.“
Derweil naht der 50. Jahrestag der Vereinsgründung. Seit dem 2. August 1974 kümmern sich die Burgfreunde offiziell um Wittens Wahrzeichen. Bereits ein Jahr zuvor hatten sie erste Aktivitäten auf dem Gelände entfaltet. Am 3. Juli stellt der Verein seine Jubiläumsaktivitäten vor. Gefeiert wird am Jahrestag im Haus Witten - Gelegenheit, den Burgfreunden Respekt zu zollen.