Witten. Nach der Jahrhundertflut 2021 versprach der EN-Kreis ein Frühwarnsystem für Städte wie Witten. Doch bislang ist davon nichts zu sehen.
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser im Juli 2021, das auch in Witten für teils erhebliche Überschwemmungen gesorgt hat, hatte sich der EN-Kreis noch im November desselben Jahres einen besseren Schutz vor Hochwasser auf die Fahnen geschrieben. Ein Baustein davon sollte ein kreisweites Netz aus Messstellen sein, durch das betroffenen Städte und der Katastrophenschutz frühzeitig vor einem sich anbahnenden Hochwasser gewarnt werden. Doch getan hat sich bislang wenig.
Geplant ist ein sogenanntes Niederschlag-Abfluss-Messnetz. Im Fokus stehen dabei die Flüsse, für die das Land in Hochwassergefahrenkarten bereits ein erhöhtes Überflutungsrisiko festgestellt hat. Für das Projekt wurden im Kreishaushalt 2021 sogar kurzfristig und überplanmäßig eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Bis heute sind aber nach Angaben des Kreises keine Messstellen installiert worden.
In Wetter gibt es bereits ein Frühwarnsystem bei Hochwasser, in Witten nicht
Vorbild für das Vorhaben sind Elbsche und Schmalenbecke. Dort haben der Kreis und die Stadt Wetter bereits vor Jahren Wasserstandssensoren und eine Niederschlagsstation aufgestellt. Sie überwachen kontinuierlich die Wasserstände, messen Niederschlag und Bodenfeuchte.
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Künftig sollen diese Messwerte direkt in der Leitstelle im Kreishaus in Schwelm auflaufen. Werden Grenzwerte überschritten, sendet die jeweilige Messstation dann automatisch einen Alarm. Dieser wird dann direkt an die zuständige Feuerwehr weitergeleitet. So sollen etwa die Einsatzkräfte der Feuerwehr im Akutfall noch genug Vorlaufzeit haben, um letzte Vorkehrungen zu treffen.
Technische Details noch nicht geklärt
Derzeit würden letzte Anpassungen dieses Meldesystems erarbeitet, sagt Wolfgang Flender, Abteilungsleiter Umwelt beim Kreis. Nach Vervollständigung der Installation und den notwendigen Testläufen sei geplant, das Warnsystem in Betrieb zu nehmen. Für die Stadt Herdecke erarbeite derzeit ein Ingenieurbüro ein weiteres Messnetz. Nach und nach soll so der ganze Kreis abgedeckt werden.
Und Witten? Hier wird irgendwann der Pleßbach im Fokus stehen. Wann steht aber noch nicht fest. Noch gibt es keine festgelegte Reihenfolge wie es weiter geht.
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Derweil hat sich die Stadt selbst schon auf den Weg gemacht. So gibt es in der Ruhrstadt seit etwa drei Jahren eine Starkregen-Gefahrenkarte. Darauf können Wittenerinnen und Wittener sehen, wie hoch die Überflutungsgefahr in ihrem Wohngebiet ist. Die Karte wird mithilfe eines Computerprogramms errechnet und zeigt, wie hoch das Wasser bei Starkregen stehen kann.
Witten plant Kanal von der Pferdebachstraße bis zur Sprockhöveler Straße
Zudem hat die Stadt in den vergangenen Jahren zum Beispiel den Kamperbach in Herbede renaturiert und drei große Staubecken angelegt. Weiterhin ist ein knapp 1,8 Kilometer langer Kanal von der Pferdebachstraße bis zur Sprockhöveler Straße geplant. Zuletzt hieß es, dass die Arbeiten dort bis 2028 erfolgen sollen.
Bei ihren städtebaulichen Planungen berücksichtigt die Stadt auch immer stärker den Katastrophenschutz. Eine Möglichkeit im Kampf gegen das Hochwasser sind dabei etwa mehr Freiflächen, auf denen das Wasser abfließen kann. Und auch weitere Regenrückhaltebecken sollen kommen.
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Aufregung um neue Regenrückhaltebecken am Bebbelsdorf
Etwa im Bereich Bebbelsdorf, wo in der Nähe von A 44 und Hauptfriedhof gleich zwei solcher Becken ausgehoben werden sollen. Die ersten Planungen dazu hatten große Entrüstung hervorgerufen, weil in der Ausschreibung für das Projekt davon die Rede war, dafür 2370 Bäume zu fällen und eine etwa gleiche Anzahl von Wurzelstöcken zu roden.
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Mittlerweile hat die Stadt von diesem Plan Abstand genommen. Doch die Becken werden kommen. Für den Hochwasserschutz am Walfischbach soll auch der Bach selbst erweitert und sein Verlauf kurvenreicher werden. Diese Projekte sind nach Aussagen von Stadtbaurat Stefan Rommelfanger „absolut notwendig, um für die steigende Zahl von Starkregenereignissen gewappnet zu sein und Überschwemmungen vorzubeugen.“
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