Witten. Wie hoch ist die Chance, einen Ring an einem Palast nach Wochen wiederzufinden? Gleich null. Doch einem Wittener ist es gelungen. Dank Facebook.
- Ehefrau eines Witteners verliert in Schottland ihren Ehering
- Die beiden suchen stundenlang vergebens
- Hilfe kommt aus dem Internet: Fremde Menschen helfen den Wittenern
- Ein Metalldetektor sorgt für den Durchbruch
Mit hochoffizieller Erlaubnis einer Gräfin ist wohl noch nicht oft nach einem Ehering aus Witten gesucht worden – und schon gar nicht dort, wo einst die schottischen Könige gekrönt wurden. Doch Björn Frauendienst ist es gelungen. Ein Schatzsucher durfte sich mit seinem Metalldetektor am historischen Scone Palace auf die Jagd nach dem Schmuckstück machen, dass die Ehefrau des Witteners dort Ende Mai verloren hatte.
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Nach einem Besuch der altehrwürdigen Palastanlagen rund 70 Kilometer nördlich von Edinburgh hatte sich die 37-Jährige die Hände gewaschen, eingecremt und den Ring dabei in die Hosentasche gesteckt. Die Familie wartete derweil am Kaffeewagen auf der Wiese. Dann sollte es heimgehen, doch schon am Parkplatz merkte sie: Der Ring ist weg.
„Wir sind sofort zurück, haben alles abgesucht“, erinnert sich Björn Frauendienst. Drei Stunden lang drehten die Wittener praktisch jeden Grashalm um – vergeblich. Der Schlossgarten war da übrigens schon längst geschlossen, ein freundlicher Gärtner hatte ihnen aber eine Sondererlaubnis erteilt.
Wittener machte sich über Facebook auf die Suche nach Helfern
Noch am gleichen Abend machte sich Björn Frauendienst im Internet auf die Suche nach Helfern. Bei Facebook teilte er in Schottland-Gruppen seine Bitte, nach dem Ring Ausschau zu halten – was viele tatsächlich auch taten. In einer „Verloren/Gefunden“-Gruppe bekam er dann den Tipp, es doch mal bei den Metalldetektor-Fans zu versuchen. Der 39-Jährige, der die Seite Schottlandliebhaber.de betreibt, trat ihnen auf Facebook bei und bekam so Kontakt zu Jim Butcher. Der wohnt nicht nur ganz in der Nähe des Palastes. Er erklärte sich auch gleich bereit, auf die Suche zu gehen. Doch so einfach war das nicht.
Denn auf fremdem Grund braucht man dazu die Erlaubnis des Besitzers, auf historischem erst recht. Also fragte Frauendienst bei der Adelsfamilie an und bekam schließlich von Lady Mansfield höchstselbst das Okay. Allerdings nur für einen ganz begrenzten Bereich auf der Wiese. „Hätten wir den Ring fünf Meter weiter links verloren, wäre die Suche zu Ende gewesen“, so der Wittener. Denn da begann schon der geschützte Bereich, in dem zwar vielleicht auch Schätze liegen – aber keine aus Witten.
Wittener hatten eigentlich schon nicht mehr an einen Erfolg geglaubt
Nach drei langen Wochen, in denen auf Scone auch noch zwei Veranstaltungen mit Tausenden von Menschen stattgefunden hatten, machte sich Jim Butcher mit seinem Metalldetektor auf den Weg. „Wir haben da eigentlich schon nicht mehr an einen Erfolg geglaubt“, gibt Björn Frauendienst zu. Jeder Besucher hätte den Schmuck einstecken, der Rasenmäher das gute Stück auf den Kompost befördern können. Aber schon nach zehn Minuten Suche bekamen die beiden Wittener eine Nachricht: „Welches Datum steht in eurem Ring?“ Jim und seine Lebensgefährtin hatten ihn gefunden – völlig unbeschadet, aber tief in der Grasnarbe vergraben.
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„Wir haben vor Freude geschrien“, sagt Frauendienst. Das schmerzlich vermisste Juwel nun in die Post zu geben und „Ring aus Gold“ in die Zollbescheinigung zu schreiben, kam für die Eheleute aus Witten aber überhaupt nicht in Frage – zu riskant. Stattdessen buchten sie lieber prompt für diese Woche zwei Flüge nach Schottland. Bei einem Treffen überreichte Jim ihnen dann den schmerzlich vermissten Ring, „sogar in einem Geschenkdöschen“.
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Den maßgeschneiderten Kilt, den Björn Frauendienst als Finderlohn versprochen hatte, lehnte der hilfsbereite Insulaner aber ab. „Jim ist nämlich Waliser, deswegen sind wir lieber schön essen gegangen“, sagt Frauendienst schmunzelnd. Er ist mehr als glücklich. „Denn neben dem Ring haben wir jetzt auch zwei wundervolle Freunde mehr.“