Witten. Nach zwei Jahren Coronapause haben die Sternsinger in Witten wieder den Segen verteilt. In St. Marien verkleidet sich sogar der Pfarrer.
Endlich kann es wieder los gehen. Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause dürfen die Sternsinger dieses Jahr wieder von Haus zu Haus gehen, den Segen „Christus segne dieses Haus“ erteilen und Spenden für Kinder in der Dritten Welt sammeln. In drei Gruppen zogen 20 Sternsinger der St. Marien-Gemeinde am Samstag los. Die Redaktion war dabei.
Mahmoud Fattal schlüpfte in die Rolle des Balthasar. Der 27-jährige Syrer ist 2015 aus Aleppo geflohen und bereits seit 2016 als Sternsinger in der Gemeinde dabei. „Ich habe mich richtig, richtig gefreut, dass wir dieses Jahr wieder losziehen dürfen“, strahlt der Maschinenbau-Student übers ganze Gesicht.
Sternsinger halten auch am Hospiz in Witten
Diese Vorfreude füllte an diesem Samstagmittag den ganzen Saal des Gemeindehauses am Marienplatz. Auch Pfarrer Friedrich Barkey war voller Vorfreude und mischte sich unter die Kinder. In bunter Plunderhose, einem knallgelben Oberteil und einem bunten Hut mit gelber Feder zog er als Caspar von Tür zu Tür. „Meinetwegen kann es losgehen“, zeigte er sich ungeduldig. Doch bei Marlene (10) muss noch letzte Hand an der Krone angelegt werden. Sie war zum ersten Mal dabei und freute sich darauf, dass sie den Menschen im Hospiz und im Krankenhaus eine Freude bereiten konnte.
Simon hingegen war schon vor Corona als Sternsinger aktiv. Der Zehnjährige folgt einer Familientradition, schließlich war seine große Schwester auch Sternsingerin. Sylvia Dellwig ist mit ihrem Sohn Christian gekommen und stolz, dass der 7-Jährige mitmacht. „Es macht ihm Spaß und er tut dabei etwas Gutes.“ Auch Christian freute sich auf das gemeinsame Singen mit den anderen Kindern.
Dass es in diesem Jahr wieder eine Sternsinger-Aktion in St. Marien geben konnte, ist auch einem Gemeindeteam zu verdanken, das aus fünf jungen Menschen besteht. Ein Mitglied dieses Teams ist Melanie Heumann. Während sie noch die Sammelbüchsen vorbereitet, berichtet sie von Problemen bei der Suche nach Kindern. „Durch Corona sind Verbindungen teilweise verloren gegangen.“
Doch dieses Problem konnte dank einer funktionierenden Ökumene gelöst werden. Und so zogen in St. Marien diesmal katholische und evangelische Kinder gemeinsam durch die Straßen. „Es geht um die gute Sache. Da spielen Konfessionen und Gemeindegrenzen keine Rolle“, sagt Melanie Heumann und freut sich, dass sich ausreichend Kinder gemeldet haben.
„Stern über Bethlehem“ gehört zur Tradition
Doch bevor es richtig losging, stimmte Pfarrer Barkey noch ein „Stern über Bethlehem“ an. Auch nach zwei Jahren Pause sitzt der Text einwandfrei. Die Krone sitzt nun auch bei Marlene, der Umhang ebenfalls. Die Sonne scheint, es ist winterlich kühl und der Wind ist böig als die Sternsinger losziehen. Erste Station war das Hospiz St. Elisabeth, wo die Kinder mit Süßigkeiten begrüßt wurden und eine Sammelspende des Pflegepersonals entgegennehmen konnten. Nachdem Pfarrer Barkey den Segensspruch aufgesagt hatte, ging es zum Marien-Hospital.
An bis zu 500 Türen haben die Sternsinger an diesem Samstag geklopft – mit großer Freude und in dem Wissen, etwas Gutes für andere Kinder zu tun. Denn in diesem Jahr geht der Erlös an die Aktion „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“. Das Geld kommt Projekten zugute, die sich gegen die Gewalt an Kindern richten. St. Marien hat seinen Teil dazu beigetragen, so wie andere Wittener Gemeinden, die an diesem Wochenende unterwegs waren.