Witten. Wann sollen künftig katholische Messen in Witten stattfinden – und wo? Das und noch mehr wurde beim offenen Gesprächsabend in St. Marien beredet.
Mitte Oktober fiel in der katholischen Herz-Jesu Gemeinde Bommern der Startschuss für einen Erneuerungsprozess der Seelsorge in der katholischen Kirche. Im gut besuchten Pfarrheim St. Marien folgte jetzt ein Offener Gesprächsabend dazu.
Der angestoßene pastorale Prozess soll aber entgegen der langjährigen Gepflogenheit der katholischen Kirche nicht „top-down“, also von oben nach unten, sondern durch die Kirchengemeinden selbst erarbeitet und weiterentwickelt werden. Dass den Teilnehmern viele Fragen und Anregungen vor allem zum täglichen Miteinander auf der Seele brannten, zeigte die lebhafte Diskussion, die von den Mediatoren Susanne Kienast und Gunther Landschütz vom Bistum moderiert wurde. Pfarrer Friedrich Barkey, Dechant Dieter Aufenanger und Gemeindereferentin Nicole Schulz stellten sich den Teilnehmenden.
Wittener fragen nach Rückverlegung der Sonntagsmesse
Hubert Meyer aus der Gemeinde St. Vinzenz-von-Paul fragte, wie es um eine Rückverlegung der Sonntagsmesse auf 10.30 Uhr stehe. Dafür hatten 200 Pfarrmitglieder eine Petition unterschrieben. Pfarrer Barkey nahm das Thema gleich auch zum Anlass, die demokratischen Entscheidungsvorgänge durch den Pfarrgemeinderat noch mal zu erläutern, der auch das Mandat für eine neue Messordnung gehabt hätte.
Rund eine Stunde drehte sich die Diskussion immer wieder um die Gottesdienstordnung. Eine Alternative zu den meist „äußerst dürftig“ besuchten Frühmessen könnten auch die Abendmessen sein. Es sei eine Frage der pastoralen Kapazitäten und aktuell auch der Heizkosten, so Barkey. Für eine Messe am Wochenende müsse eine Kirche mit einem Vorlauf von sechs Stunden aufgeheizt werden. Vielleicht wäre es da eine Idee, so eine Teilnehmerin, für ganz Witten am Wochenende nur eine Messe in einer Kirche zu feiern?
Dem Vorschlag, die beheizte Kapelle im Marienkrankenhaus zu nutzen, erteilte Barkey eine Absage. Das könne wegen der Corona-Bestimmungen nicht umgesetzt werden. Überhaupt sei die Situation der unbeheizten Kirchen überall die gleiche, so Aufenanger. Ziel sei es, Gas zu sparen – auch aus Solidarität zu den Menschen, die zu Hause frieren müssten. Es spreche aber nichts dagegen, so der Dechant, Mützen, Decken oder „von mir auch aus einen Tee mit Rum“ mit ins Gotteshaus zu bringen. 45 Minuten ließen sich dann auch in einer kalten Kirche aushalten.
Zukunftstag im Januar
Am Zukunftstag am 28. Januar 23 in der Werkstadt sollen zu verschiedenen Themen Labore (Schwerpunkte) von 10 bis 15 Uhr vorgestellt werden. Ein Thema wird auch die Situation der kirchlichen Immobilien sein, zu denen im Bistum Paderborn schon konkrete Rückbaupläne überlegt werden.
Zehn Labore sind bereits ausgeguckt: Die Themen reichen von Spiritualität, Kunst und Kultur und Ehe über Taufe, Erstkommunion und Firmung bis hin zu Kirchenmusik, Caritas und eben auch Immobilien. Gesucht seien Mitstreiter, die eigene Ideen, Konzepte und Visionen an Labortagen erarbeiten und in den nächsten Wochen einbringen und so einen Veränderungsprozess möglich machen wollen, heßt es.
Umzug in Gemeindehäuser stößt auf Kritik
Eine gute Alternative zu kalten Kirchen könnten die beheizten Gemeindehäuser darstellen. So werden die Weihnachtsmessen in Herz-Jesu Bommern beispielsweise ins Gemeindehaus verlegt. Zur Vorbereitung des Raumes würden allerdings viele helfende Hände benötigt, wie Gemeindereferentin Schulz betonte.
Doch ohnehin waren nicht alle Teilnehmer glücklich über die Idee mit dem Umzug. Einige klagten, eine Messe dürfe nur in einer Kirche gefeiert werden. Doch der Dechant widersprach und verwies auf ein Bibelzitat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Pfarrer im Notfall Tag und Nacht erreichbar
Auch die Erreichbarkeit von Seelsorgern im Notfall brennt einigen Wittener Katholiken auf den Nägeln. Pfarrer Barkey räumte zwar ein, dass ein organisierter Dienst aus personellen Gründen aufgegeben werden musste. Jeder Priester könne aber Tag und Nacht angesprochen werden, um eine Krankensalbung zu spenden, betonte er.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Die Katholiken werden sich an viele neue Wege gewöhnen müssen, wie Dechant Aufenanger zum Abschluss betonte. Die Kirche müsse sich wandeln und auf die Zukunft vorbereiten. „Aber dann hat sie auch eine Zukunft.“