Witten. Drei Männer gründeten vor 50 Jahren in Witten die Anonymen Alkoholiker. Damals wurde ihr Anliegen, über die Sucht zu sprechen, missverstanden.
Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) bietet in Witten seit heute genau 50 Jahren Gruppentreffen an. Den Anstoß dazu gaben damals die beiden Hagener Ärzte Dr. Walter Lechler und Dr. Rüdiger Teßmann sowie der Wittener Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Dr. Werner Berg. Sie brachten drei Alkoholiker aus Witten zusammen, die sich am 18. Januar in der Altentagesstätte an der Humboldtstraße trafen, um die Gründung einer AA-Gruppe vorzubereiten. Einen Monat später war es so weit.
Zunächst wurde das Anliegen oft missverstanden. So kamen Stammtischbrüder, die erklärten, dass Freunde zu viel trinken würden. Oder anonyme Briefe, in denen zum Beispiel stand: „Mein Nachbar ist jeden Abend betrunken. Tun Sie was dagegen.“ Doch allmählich suchten immer mehr Menschen mit echten Alkoholproblemen Hilfe und Austausch in der ehrenamtlich geführten Gruppe.
Jahrelang gab es in Witten fast täglich Angebote der Anonymen Alkoholiker
Diese Gruppe wuchs so schnell, dass sie bald in einen größeren Raum wechselte. Im Januar 1978 wurde im katholischen Gemeindezentrum Annen eine zweite und im Ev. Krankenhaus – damals noch Diakonissenhaus – eine dritte AA-Gruppe gegründet. Sie traf sich dreimal die Woche. Auch eine Angehörigengruppe entstand, die sich zweimal im Monat traf.
Immer mehr Hilfesuchende fanden den Weg zu den Treffen oder wurden von Krankenhäusern hingeschickt. Weitere Gruppen bildeten sich, etwa in Herbede. Wer bei den Anonymen Alkoholikern trocken werden und bleiben wollte, der fand jahrelang täglich Angebote in Witten.
Inzwischen gibt es aber nur noch zwei Gruppen mit jeweils etwa zwölf Mitgliedern. Sie sind zwischen 40 und 80 Jahre alt, etwa 40 Prozent sind Frauen. Normalerweise treffen sie sich in Annen und bei der Selbsthilfekontaktstelle (Kiss) an der Dortmunder Straße. Wegen Corona geht das natürlich gerade nicht. Wer trotzdem Hilfe benötigt oder mehr wissen möchte, kann sich an die Kiss wenden (02302-1559). Mitglied kann jeder werden, der etwas an seinem Trinkproblem ändern möchte.