bochum. . Anonyme Alkoholiker suchen seit Jahrzehnten zusammen Wege aus der Sucht. Beim Jubiläum wurde zurückgeblickt – aber auch Zukunftsziele formuliert.

Werner feiert zwei Geburtstage. Einen, an seinem eigentlichen Geburtsdatum – und zwar mittlerweile den 83. Den anderen an dem Tag, an dem er zu den Anonymen Alkoholikern (AA) gefunden hat – vor mittlerweile 52 Jahren. „Die Gruppe war damals in Essen, die einzige weit und breit“, erinnerte sich Werner auf der Jubiläumsfeier im Verdi-Gewerkschaftshaus.

„AA hat mir ein neues Leben geschenkt“, begründet Werner die zweifachen Feierlichkeiten. Anfangs habe er fast täglich als Ersatz für die Kneipe ein Meeting besucht. Bei der Feier zählte er zu den ältesten Mitgliedern, aber auch Andere können sich ein Leben ohne AA nicht mehr vorstellen. „Wer nirgendwo hingeht, kommt nirgendwo an“, sagte Uschi, die vor 16 Jahren zum Netzwerk kam, welches in Bochum und Wattenscheid inzwischen täglich Meetings anbietet.

Vertrauen und Ehrlichkeit als Voraussetzung

Uschi erklärte, was AA für sie bedeutet: „Es ist wie ein Navi im Auto. Wir sagen: ‚Wenn möglich, bitte wenden‘ und berechnen gemeinsam die Route neu.“ Voraussetzung dafür sei Vertrauen und Ehrlichkeit.

Der Festsaal war nicht nur mit Fähnchen und Blumen geschmückt, sondern auch mit den wichtigsten Losungen der Gruppe: „Wenn du trinken willst, ist das deine Sache. Aufhören ist unsere gemeinsame“ oder „Lass das erste Glas stehen“.

Bürgermeisterin Astrid Platzmann-Scholten (Grüne) sprach ihre Anerkennung aus: „Im Jahr sterben 20.000 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch. 1,3 Millionen Deutsche sind abhängig und 2,7 Millionen missbrauchen die Substanz. Die Zahlen zeigen, wie notwendig Hilfe ist.“ Die Stadt stoße an ihre Grenzen, deshalb seien die AA umso wichtiger. „Anonymität ist eine Voraussetzung, um sich zu öffnen. Ihr Netzwerk ist außerdem ein Vorbild für andere Gruppen“, so Platzmann-Scholten.

Langfristige Begleitung

Chefarzt Dr. Jürgen Höffler vom Martin-Luther-Krankenhaus sagte: „AA bietet langfristige Begleitung, die Zusammenarbeit ist uns daher eine Herzensangelegenheit.“ Ein besonderes Augenmerk müsse in Zukunft darauf liegen, wie man auch junge Menschen für AA begeistern könne. Als Vertreterin für die Angehörigen von Alkoholikern sagte Christa: „Ihr macht Mut. Durch Zuhören habe ich viel gelernt.“

Noch zu oft würden die Schwierigkeiten der Angehörigen vergessen, dabei sei immer das gesamte Umfeld betroffen. Auch Eigenhumor wurde beim Jubiläum bewiesen. Gemeinsam wurde geträllert: „Heute gibt’s lecker Kaffee und Kuchen, ich muss nicht mehr den Wodka suchen.“

Regelmäßige Treffen in Bochum

In Bochum und Wattenscheid treffen sich regelmäßig insgesamt acht Gruppen der AA und vier Gruppen von Angehö̈rigen. Dazu zählen Treffen in Gemeindehäusern, Krankenhäusern oder im Café Pavillon. Informationen ü̈ber die Anonymen Alkoholiker gibt es im Netz unter www.anonyme- alkoholiker.de. Das Bochumer Kontakttelefon der AA ist erreichbar unter 0178/ 283 07 23. Dort kann man auch die genauen Treffpunkte und Uhrzeiten erfragen.