Witten. Auch wenn Nadja Büteführ ihr Mandat verteidigen konnte: So richtig Stimmung wollte bei der Wahl-Party der SPD in Witten nicht aufkommen.

Nadja Büteführ hat ihre Zuversicht bis zum Schluss nicht verloren – und lag damit richtig. Mit 32,36 und damit gerade einmal knapp zwei Prozent vor CDU-Kandidatin Sarah Kramer konnte sie die Landtagswahl für sich entscheiden. Doch die Stimmung im Maschinchen Buntes heizt auch die SPD-Kandidatin nicht wirklich an. Bei der Wahlparty in Wittens Kult-Kneipe kann von Feiern nicht die Rede sein. Zu sehr schockt die Genossen offenbar die Niederlage bei den Zweitstimmen.

Parteimitglieder und -freunde der SPD fiebern am Abend der Landtagswahl im Maschinchen Buntes den Ergebnissen entgegen.
Parteimitglieder und -freunde der SPD fiebern am Abend der Landtagswahl im Maschinchen Buntes den Ergebnissen entgegen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nur langsam wächst die Schar der Besucher. In der ersten Stunde verteilen sich etwa 15 bis 20 Genossinnen und Genossen rund um den Tresen, auch die Kandidatin ist noch nicht da. Teelichter können die Laune nur wenig erhellen. Immerhin lässt der Anblick des rustikalen Büfetts so manches Auge leuchten. Schnitzelchen, Kraut- und Bohnensalat beruhigen die Gemüter ein wenig.

Wittener Direktkandidatin Büteführ zeigt sich entspannt

Wittens SPD-Stadtverbandschef Axel Echeverria ist unter den ersten, die kommen, um Nadja Büteführ zu unterstützen. Als noch alles offen ist, tippt der Bundestagsabgeordnete auf ein knappes Rennen zwischen SPD und CDU. Dass es letztlich doch so eindeutig ausfällt, damit hat hier kaum einer gerechnet. Was die Kandidatin vor Ort anbelangt, ist Echeverria optimistisch, „dass wir hier Mandate holen“. Dieses Gefühl habe er nach sechs Wochen Wahlkampf mitgenommen.

Inzwischen ist Nadja Büteführ aufgetaucht, rote Jacke, rote Schuhe, rote Tasche. Direkt von zuhause sei sie gekommen. Die 55-jährige promovierte Kommunikationswissenschaftlerin lebt in Herdecke. Von Nervosität ist bei ihr an diesem Abend nichts zu spüren. „Ich bin ziemlich entspannt. Ich hoffe, dass ich das heute wuppe“, sagt sie und klingt recht überzeugt.

SPD-Mitglied sinniert über Verhalten des Bundeskanzlers im Ukraine-Krieg

„Ich bin zuversichtlich“ – diesen Satz wird sie an diesem Abend noch häufig sagen, beinahe wie ein Mantra. Als wolle sie sich gar nicht vorstellen, dass es anders kommen könnte. Schließlich hat die SPD seit der Wahlkreisreform 2005 bei jeder Landtagswahl das Direktmandat im Wahlkreis Ennepe-Ruhr II gewonnen. Büteführ war zuletzt mit 39,27 Prozent der Erststimmen in den Landtag eingezogen.

Und immer wieder der bange Blick aufs Handy: Weil manchmal das Internet streikte, verfolgten die Besucher im Maschinchen Buntes den Wahlverlauf auf ihren Smartphones.
Und immer wieder der bange Blick aufs Handy: Weil manchmal das Internet streikte, verfolgten die Besucher im Maschinchen Buntes den Wahlverlauf auf ihren Smartphones. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Hans-Udo Lankamp macht sich gerade mehr Gedanken über das Ergebnis auf Landesebene. Der 75-jährige Wittener ist seit über 50 Jahren SPD-Mitglied und wollte diesen Wahlabend nicht zuhause vor dem Fernseher erleben, sondern live vor Ort. Er sinniert darüber, ob das zögerliche Verhalten von Bundeskanzler Olaf Scholz im Ukraine-Krieg eine Ursache des schlechten Abschneidens der SPD sein könnte. „Hätte es mehr Rückenwind, also mehr Prozente gegeben, wenn der Kanzler schweren Waffenlieferungen zugestimmt hätte?“ Diese Frage wird er nicht mehr lösen können.

Auch im Maschinchen fallen bald die Corona-Regeln

Zum Schluss steht zumindest das Direktmandat der zuversichtlichen Landtagskandidatin. Nadja Büteführ ist sichtlich froh und erleichtert, dass sie sich weiterhin für eine „soziale und moderne Familienpolitik“ in Düsseldorf einsetzen kann. „Ich mache das gerne, auch die nächsten fünf Jahre noch.“ Ein Koalition mit den Grünen würde ihr gefallen. „Ich glaube, das passt.“ Weniger begeistert zeigt sie sich darüber, dass die AfD die Fünf-Prozent-Hürde genommen hat. „Wenn die raus gewesen wäre, das wäre das Sahnehäubchen gewesen.“

Zufrieden mit diesem Abend ist auch Wirt Ede Assheuer. Er freut sich, dass die Genossen, von denen viele auch privat gern mal vorbeischauen, sein Maschinchen als Ort für die Wahlparty auserkoren haben. „Das tut uns gut, denn die Lage ist mau.“ Deshalb auch werde ab Juni die 2G-Regel fallen – die am Wahlabend noch galt.