. Aus Altersgründen möchte die Vorsitzende der Stadttauen-Initiative ihr Amt abgeben. Sie sorgte für die Errichtung des Taubenturms im Lutherpark.

  • Seit 18 Jahren kümmert sich Lilo Elles um die Tauben in Witten
  • Sie regte 1999 den Bau eines Taubenturms an, der 2000 im Lutherpark errichtet wurde
  • Weil dort Eier gegen Gipsmodelle getauscht werden, wurde das Schlüpfen von 7000 Jungtauben verhindert

Seit dem Jahr 2000 steht der Taubenturm im Lutherpark. Lilo Elles kann man dort häufig antreffen. Sie guckt nach, ob genug Mais, Erbsen, Linsen da sind und spricht mit den Vögeln. „Ich mag alle Tiere. Aber bei Tauben ist eine besondere Liebe in mir drin“, sagt sie. Nun will sie ihr Amt als Herz und Seele der Wittener Stadttauben-Initiative abgeben.

Den Abflug wollte die Wittenerin schon längst gemacht haben. Sabine Schmelzer, die sich bereits in der Jägerschaft und beim Help Kiosk engagiert, wollte vor wenigen Wochen die neue Vorsitzende der Stadttauben-Initiative werden, trat aus gesundheitlichen Gründen dann aber doch nicht an. Also macht Lilo Elles weiter, obwohl die Vereinsarbeit ihr – altersbedingt – schon lange zu viel ist.

Der ganze Markt war voller Tauben

Der Taubenturm im Lutherpark, diesmal voll besetzt.
Der Taubenturm im Lutherpark, diesmal voll besetzt. © theobald

Niemand sonst hat sich in den vergangenen Jahren so sehr um Wittens Tauben gekümmert wie sie. Obwohl ihr kleiner Verein mächtig was erreicht hat, wird er wenig wertgeschätzt. Ende der 90er Jahre hatte die City ein großes Problem mit dem grauen Gefieder. „Der ganze Markt war voll“, erinnert sich Lilo Elles. Sie las in einer Broschüre über ein Taubenhaus: Dass man die Vögel umsiedelt, dort füttert und die Eier entnimmt, so dass die Population sinkt.

Einst Einkäuferin in einem Konzern

1999 gründete sie einen Verein, um die Hütte zu bauen. Der Politiker Klaus Riepe, damals noch bei den Grünen, und Amtsleiter Dieter Geiss unterstützten sie. Im Jahr 200 wurde der Turm mit 14 900 DM an Spenden von Wabe und Werkhof erbaut. Für Lilo Elles ein echter Erfolg. Organisieren, das konnte sie noch aus ihrer Berufstätigkeit. Sie arbeitete lange als Einkäuferin in einem großen Konzern.

400 Eier werden am Taubenturm jährlich entnommen. Seit sechs Jahren tauschen Vereinsmitglieder auch an anderen Brutplätzen, etwa in Hausfassaden, echte Eier gegen Gipsmodelle aus. Das Schlüpfen von 7000 Jungvögeln konnte seitdem verhindert werden.

Ein ganz frecher Täuberich

Verletzte Tauben oder Küken fanden den Weg in die Volieren mancher Vereinsmitglieder. Lilo Elles beherbergt seit zig Jahren den Täuberich „Gockel“. Immer wieder gab sie ihn ab, nach Moers oder nach Wuppertal. Und immer wieder flog Gockel zurück zu ihr nach Witten. „Ein ganz frecher“, sagt sie liebevoll, tadelt aber natürlich sein Verhalten gegenüber Weibchen. „Jetzt hat er schon seine dritte Ehefrau und die wirkt auch ganz blass.“

Lilo Elles ohne Tauben – geht das? Ehrenmitglied würde sie gern werden, sofern sich jemand fände, der mit im Vorstand arbeitet. „Vor allem brauchen wir jemanden, der den Schriftkram macht und für die Leute ansprechbar ist.“ Viel Tatkraft hätte der Verein und junge Mitglieder, neue Ideen seien freilich gefragt. Bis dahin muss Lilo Elles – die ihr Alter nicht verraten möchte – wohl weitermachen. „Aber letztens habe ich im Internet einen Demenztest gemacht. Ich war so fit, das hätte nicht mal für Pflegestufe eins gereicht.“