Witten. Kaum ein Strandkorb bleibt leer, als Philipp Poisel seine Lieder ins Mikro haucht. Der 38-Jährige verwöhnt seine Fans mit vielen bekannten Songs.
Bei seinen Zugaben schaut Philipp Poisel offenbar nicht auf die Uhr. Der Liedermacher genießt einfach die tolle Stimmung bei der Strandkorb-Edition des Zeltfestivals, macht beinahe ein wenig länger als vorgesehen. „Lass mich nicht los“, singt er an diesem lauen Spätsommerabend - und die vielen Fans wollen dies am liebsten wörtlich nehmen.
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Auf der beachtlichen Liste der Merchandising-Produkte, die das Festival im Angebot hat, werden die Regencapes an diesem Abend definitiv zum Ladenhüter. Von der Sonne verwöhnt kommt bei den Besuchern beinahe ein wenig Urlaubsstimmung auf. Ein Sektchen hier, kühles Bier dort - fast überall sieht man glückliche, erwartungsfrohe Gesichter, kaum einer der 750 Strandkörbe bleibt an diesem Abend leer. Die Fangemeinde des 38-jährigen Ludwigsburgers hat offensichtlich zu lange warten müssen, Poisel ihre Aufwartung bei einem Live-Auftritt machen zu können.
Publikum singt bei „Ich will nur“ begeistert mit
Viele seiner Lieder drehen sich ums Thema Liebe, sind vollgepackt mit Gefühl - schon beim ersten Song „Alles an dir glänzt“ lebt Philipp Poisel seine Leidenschaft auf der Bühne voll aus. Auf die Gemütlichkeit ihrer Strandkörbe verzichten viele der Besucher, bleiben lieber stehen und swingen bei den bisweilen schwermütig getragenen, mal kraftvollen Songs mit. Ob man Poisel zu nahe tritt, ihm den Titel „Schmusesänger“ anzuheften? Zumindest ist der Mann, den einst Herbert Grönemeyer bei seiner Plattenfirma unterbrachte, doch nicht nur im Genre der Balladen (wie bei „Wie soll ein Mensch das ertragen?“) zu Hause. Auf sein Publikum kann er sich verlassen, wenn er wie bei „Ich will nur“ Textpassagen vorgibt und dann die Menge selbst trällern lässt.
Eindrucksvoll ist das Zusammenspiel der visuellen Effekte, die vor dem beinahe magisch-romantischen Hintergrund des Sonnenuntergangs am Kemnader See für eine besondere Stimmung sorgen. „Wir wollen heute“, unterbrach Poisel nach seinen ersten Songs für einen kurzen Gruß an seine Anhänger, „einen Roman erzählen.“ In den packt der Liedermacher nicht durchweg einen Wust an Gefühlen, sondern zeigt etwa mit „Zünde alle Feuer“ auch beinahe eine rockige Ader. Und vielleicht hat sich Poisel, der am Dienstagabend sowohl Songs aus seinem ersten Album „Wo fängt dein Himmel an?“ als auch einige neuere Werke präsentierte, ja auch mal näher mit Mark Knopfler und seinen „Dire Straits“ beschäftigt. Denn das von einem eindrucksvollen E-Gitarren-Solo getragene „Durch die Nacht“ bringt durchaus Parallelen zutage.
Lichterketten statt Regenponchos am Kemnader See
Als er im künstlichen Nebel auf der sechs Meter hohen Bühne mit „Wolke 7“ den Schlussakkord seines gelungenen Festival-Auftritts einleitet, fühlen sich viele seiner Fans wohl längst auf selbiger. Und schwenken begeistert die Lichterketten, die es für ein paar Euro auch vor Ort zu kaufen gab. Sinnvoller als Regenponchos waren sie an diesem Abend allemal.