Witten. Weil seinem Vater die BVB-Besuche so fehlen, hat Niclas Teichmann (14) aus Witten gebastelt und ihm das Stadion-Feeling ins Wohnzimmer geholt.
Ein Samstag ohne Stadion ist für Fußballfan Marcel Teichmann ein verlorener Samstag. Der Herbeder steht seit Jahren regelmäßig bei Borussia auf der Südtribüne – der monatelange Fußball-Entzug hat ihn entsprechend schwer getroffen. Sohn Niclas konnte den Kummer seines Vaters jetzt nicht mehr länger mitansehen – und hat kurzerhand eine Südtribüne fürs heimische Wohnzimmer gebaut.
„Papa war richtig, richtig traurig“, schildert der 14-Jährige. Fußball sei eben ein „richtig großes Thema in der Familie“. Nicht nur Papa Marcel, auch Niclas ist BVB-Fan. Er hat die Leidenschaft für den Verein quasi mit der Muttermilch aufgesogen. „Ich hatte sogar einen Schnuller von Borussia“, sagt der Achtklässler, der die Hardenstein-Gesamtschule besucht. Der Schnuller ist längst Geschichte – den hat Niclas später mal Jürgen Klopp geschenkt –, die Leidenschaft ist geblieben. Warum er gerade für die Dortmunder schwärmt? „Der BVB ist einfach ein toller Verein, die kämpfen jedes Mal, bei jedem Spiel.“
Dem Wittener Fußballfan „fehlt richtig was“
Die Sehnsucht seines Vaters nach Besuchen im Stadion kann Niclas also voll und ganz verstehen. „Dem fehlt richtig was“, hat er gemerkt. Und bei den Hausaufgaben im Homeschooling kam ihm dann plötzlich die Idee, was er dagegen tun könnte. „Ich wollte ihm ein bisschen von dem Stadion-Feeling nach Hause holen, deshalb habe ich eine Südtribüne aus Holz gebaut.“
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Idee und Bauplan hat sich Niclas einfallen lassen, bei der Umsetzung hat der Opa geholfen. Die beiden sind ein eingespieltes Team: „Wir haben auch schon eine Hütte zusammen gebaut“, erzählt er. Jetzt wurde gut vier Tage lang in Opas Garage in Herdecke gewerkelt, bis die Tribüne fertig war. Holz gab es da zum Glück genug, schwarz-gelbe Deko hat Niclas besorgt. Auch die Aufschrift „Block 81“, in dem sie eigentlich ihren Platz haben.
Bald wird noch ein Bierversteck gebaut
Wie groß sein Bauwerk genau ist, kann der 14-Jährige nicht sagen, aber: „Zwei bis drei Leute können darauf stehen.“ Und Niclas hat sich noch mehr einfallen lassen. Es gibt bereits Bierhalterungen und Licht, bald werden noch Umlenkrollen folgen, damit man für die eigene Choreografie die Fahnen aufziehen kann. Und ein Bierversteck soll es auch noch geben. „Damit ich während des Spiels nicht raus muss, um Nachschub zu holen“, erklärt Papa Marcel.
Er gibt zu: Bei ihm seien Tränen geflossen, als Niclas ihm jetzt seine Überraschung präsentierte. „Das hat mir wirklich etwas wiedergegeben“, sagt der 40-Jährige. Es habe ihn sehr berührt, dass sein Sohn so an ihn gedacht habe. „Dabei kommt er in der Pandemie doch eigentlich am meisten zu kurz.“
Auch an die Wünsche der Mutter wurde beim Bauen gedacht
Nun steht die Tribüne also im heimischen Wohnzimmer in Herbede. „Zum Glück ist das Zimmer groß genug“, sagt Niclas. Aber trotzdem – was sagt die Mama dazu? „Die muss sich ihrem Schicksal ergeben“, meint Marcel Teichmann schmunzelnd – schließlich habe seine Frau ihn ja so mit seinem Fußball-Fimmel kennengelernt. „Und außerdem habe ich beim Bauen auch an Mutti gedacht“, versichert Sohn Niclas. Die Tribüne bestehe nämlich aus zwei Hälften und könne notfalls relativ einfach weggepackt werden. Aber davon sei erst einmal nicht die Rede. „Solange die jetzt spielen, bleibt sie hier stehen.“
Und vielleicht, ganz vielleicht, kann sie dann ja im Sommer eingemottet werden. Marcel Teichmann bleibt optimistisch: „Ich hoffe wirklich, dass wir dann in der neuen Saison wieder richtig ins Dortmunder Stadion gehen können.“