Witten. Familie Göke lebt laut an der Kleinherbeder Straße in Witten-Heven. Von der geplanten Lärmschutzanlage an der A43 soll sie nicht profitieren.

Eine 800 Meter lange Lärmschutzanlage an der A43 soll den Hevener Wohngebieten östlich der Autobahn künftig mehr Ruhe bescheren. Die Anlage wird an der Autobahn parallel zur Kleinherbeder Straße verlaufen. Im Süden soll sie an der Überquerung Universitätsstraße beginnen und rund 30 Meter vor dem Bauernhof an der Kleinherbeder Straße 6 enden. Dessen Eigentümer, Philip Göke, versteht nicht, warum sein Anwesen nicht von dem Lärmschutz profitieren soll.

Zwölf Menschen, darunter drei Kinder, leben auf Gökes Hof. Wer auf dem Grundstück hinter einer alten Steinmauer parkt, wird von einem ohrenbetäubenden Lärm empfangen. Die A43 führt direkt am Gelände des Bauernhofs vorbei. Der Krach von Lastwagen, Autos und Motorrädern beschallt das Grundstück nicht nur tagsüber, sondern auch nachts, sagt Philip Göke. Seine Frau Britta nickt. Das Schlafzimmerfenster der Gökes ist dreifach verglast, die restlichen Fenster im Haus zweifach. Richtig leise ist es trotzdem nicht. Die Autobahn sorgt für ein Grundrauschen. Ihre Terrasse benutzen die Eheleute, die eine zweijährige Tochter haben, nur selten. Im Freien ist es oft einfach zu laut.

Philip Göke bot Vertretern der Stadt Witten an, sich auf seinem Grundstück ein Bild von der lärmigen Lage zu machen

Eine große Lärmquelle für Heven: Ein Blick auf die A43 nahe der Anschlussstelle Witten-Heven.
Eine große Lärmquelle für Heven: Ein Blick auf die A43 nahe der Anschlussstelle Witten-Heven. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als Philip Göke erfuhr, dass die Stadt eine Lärmschutzanlage an der A43 plant, setzte er sich 2018 mit der städtischen Verwaltung in Verbindung. Er verwies auf sein Grundstück und Wohngebiete weiter östlich im Papenholz, deren Anwohner auch seit Jahren dem Lärm der Autobahn ausgesetzt sind. So wie die Lärmschutzanlage geplant sei, würden auch die Papenholzer nicht vor dem Krach geschützt. Göke erhielt ein Antwortschreiben der Stadt, in dem es hieß, dass der EN-Kreis in seiner Funktion als untere Bodenschutz- und Landschaftsbehörde eine verlängerte Ausführung des Lärmschutzwalls abgelehnt habe.

Der Hevener ließ nicht locker und suchte im Herbst 2018 auch das Gespräch mit Wittens damaliger Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Der Stadt bot er an, sich auf seinem Hof vor Ort selbst ein Bild von der lärmigen Lage zu machen. „Zu uns gekommen ist bis heute niemand“, sagt der Agraringenieur.

Der geplante Lärmschutz soll aus zwei bis zu zehn Meter hohen Erdwällen und einer 3,5 Meter hohen Lärmschutzwand bestehen. Die Anlage möchte ein Wittener Investor errichten, die Gesellschaft für Umweltschutz und Deponiebetrieb (GUD). Anne Rodenbusch ist die federführende Projekt-Planerin beim Wittener Planungsamt. Ihre vorsichtige Schätzung: Wenn es vom Rat grünes Licht für das Projekt geben sollte und die Bezirksregierung der Flächennutzungsplanänderung zustimmt, könnte die Lärmschutzanlage vielleicht ab Anfang nächsten Jahres gebaut werden.

Die Planung für die Hevener Lärmschutzanlage liegt bei der Stadt

Philip Göke auf seinem Grundstück, direkt hinter ihm lärmt die A43. Die geplante Lärmschutzanlage soll rund 35 Meter vor seinem Anwesen enden.
Philip Göke auf seinem Grundstück, direkt hinter ihm lärmt die A43. Die geplante Lärmschutzanlage soll rund 35 Meter vor seinem Anwesen enden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Ab Freitag (21.5.) liegen die Pläne der Stadt für die Lärmschutzanlage öffentlich aus. Anne Rodenbusch weist daraufhin, dass Philip Göke wie auch andere Bürger bei der Auslegung Gelegenheit haben, ihre Wünschen und Bedenken gegenüber der Stadt zu äußern. Auf die Fragen, Ideen und Wünsche, die auf diesem Weg an die Stadt herangetragen werden, müsse diese reagieren, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. „Wenn wir etwa einen Änderungsvorschlag ablehnen, müssen wir das begründen.“

Die Planung für die Hevener Lärmschutzanlage liegt bei der Stadt. Der EN-Kreis, so Anne Rodenbusch, sei aber nicht außen vor, eine enge Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde, der Bodenschutzbehörde sowie der unteren Wasserbehörde notwendig. Damit das Anwesen der Gökes vom Lärmschutz profitiere, müsse die Lärmschutzanlage insgesamt um rund 130 Meter verlängert werden, schätzt die Planerin. Auch die Arnsberger Bezirksregierung sowie der Regionalverband Ruhr (RVR) seien beim Thema Lärmschutz für Heven beteiligt. Für die aktuellen Lärmschutzpläne habe die Stadt „Signale“ vom Kreis bekommen, „dass wir mit Zustimmung rechnen können“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer.

A43 soll zwischen Marl und Witten-Heven auf sechs Fahrspuren erweitert werden

Planunterlagen zur Lärmschutzanlage liegen aus

Von heute an bis einschließlich Montag, 21. Juni, legt die Stadt die Planunterlagen der Lärmschutzanlage an der A43 in Heven öffentlich aus. Bürger können diese im Planungsamt in Annen an der Annenstraße 113 und auf der Webseite einsehen (www.witten.de/buergerbeteiligung). Wer zum Planungsamt kommen möchte, muss einen Termin vereinbaren: 02302/581 41 21; planungsamt@stadt-witten.de.Bis zum 21. Juni können zu den Entwürfen der Lärmschutzanlage Stellungnahmen abgegeben werden. Dies ist schriftlich möglich (Stadt Witten, 58449 Witten), per Fax (02302/581 41 99) oder Mail an planungsamt@stadt-witten.de. Die Stellungnahme kann auch zur Niederschrift abgegeben werden (Stadt Witten, Planungsamt, Annenstraße 113).

Die A43 soll zwischen Marl und Witten-Heven noch auf sechs Spuren erweitert werden. Beim Autobahnausbau soll auf Wittener Stadtgebiet jedoch „frühestens 2028“ gearbeitet werden, heißt es von Carola Ziebs, der zuständigen Projektleiterin bei „Autobahn Westfalen“. Philip Göke rechnet durch den Ausbau künftig noch mit mehr Verkehrslärm für sein Anwesen, wenn das Grundstück nicht durch eine Lärmschutzanlage geschützt wird. Denn der drei Meter hohe Erdwall, den sein Großvater einst auf dem Grundstück an der Kleinherbeder Straße anlegte, um es vor der A43 zu schützen, trägt heute zu keiner wirklichen Beruhigung bei.