Witten. Die ab Freitag in NRW angekündigten weitgehenden Lockerungen bei einem Inzidenzwert „0“ finden in Witten wenig Anklang. Reaktionen aus der City.

Die Maske ist vielerorts nur noch eine Empfehlung, es fallen sämtliche Kontaktbeschränkungen und der Mindestabstand ist auch mehr oder weniger freiwillig: Die weitreichenden Lockerungen, die NRW-Gesundheitsminister Laumann angesichts der Inzidenzwerte „null“ ab Freitag (9.7.) angekündigt hat, werden in Witten mit Skepsis betrachtet. Wir fragten einmal in der Innenstadt nach.

Frau aus Witten: Man sollte erst einmal die Reiserückkehrer abwarten

„Ich finde es nicht gut. Man merkt doch gerade, wie die Inzidenz wieder steigt“, sagt Silvia Buschmann, die sich gerade ein Eis auf dem Berliner Platz gönnt. Auch wenn der Wert unter 10 liege – das ist mit Inzidenz „null“ gemeint“-, hätte sie es für besser gehalten, „noch ein bisschen zu warten“.

Dabei denkt die 57-Jährige gerade an die Reiserückkehrer. „Ende der Sommerferien plus 14 Tage, dann sollte man mal einen Strich ziehen“, sagt sie. Sie verstehe zwar, dass man den Menschen Hoffnung machen wolle. Silvia Buschmann fürchtet nun aber eine „weitere Achterbahnfahrt“. Für „besonders heikel“ hält sie die Lockerung der Abstandsregel und private Zusammenkünfte auch drinnen fast „ohne jede Einschränkung“.

52-Jähriger aus Witten: Menschen bei niedrigen Werten alle ihre Freiheiten zurückgeben

Nur in den Geschäften (hier die Stadtgalerie noch während des Lockdowns) muss weiterhin eine Maske in Witten getragen werden. Und in Bus und Bahn. Aber auch in öffentlichen Gebäuden, Arztpraxen etc. wird in aller Regel noch ein Mund-Nasen-Schutz verlangt.
Nur in den Geschäften (hier die Stadtgalerie noch während des Lockdowns) muss weiterhin eine Maske in Witten getragen werden. Und in Bus und Bahn. Aber auch in öffentlichen Gebäuden, Arztpraxen etc. wird in aller Regel noch ein Mund-Nasen-Schutz verlangt. © FUNKE Foto Services/Archiv | Jürgen Theobald

Zu den wenigen, die sich an diesem Donnerstagmittag mit den neuen Lockerungen ab Freitag gut anfreunden können, gehören Ferdinand Pelzen und Patrick Molzberger die sich gerade in einem Lokal am City-Bogen niedergelassen haben. Beide sind zweimal geimpft und haben keine Angst mehr vor einer Ansteckung. Man könne sich zwar noch infizieren, „aber es wird nicht mehr so schlimm“, sagt Molzberger, mit 31 der deutlich Jüngere von beiden. Wie die zwei sind mittlerweile 148.640 Menschen im EN-Kreis vollständig geimpft.

Ferdinand Pelzen will seine Maske trotzdem noch weiter tragen, selbst wenn sie außer in Bussen und Bahnen sowie in Geschäften nun kaum noch verpflichtend ist. „Ich war noch nie so gesund wie in den letzten zwei Jahren“, sagt er. Und als der 52-Jährige hört, dass auch die Mindestabstände von bisher 1,50 Meter nur noch empfehlenden Charakter haben, fragt er etwas erschreckt zurück: „Was, die auch?“ Trotzdem findet er es richtig, den Menschen bei diesen niedrigen Inzidenzwerten wieder alle Freiheiten zurückzugeben. Aktuell liegt Witten bei einer Inzidenz von 9,2, der Kreis bei 3,1.

Ehepaar aus Witten: Erst weiter lockern, wenn 80 Prozent geimpft sind

Ilona Schubert und ihr Mann Dieter (69) stehen den weiteren Lockerungen ablehnend gegenüber. „Erst wenn mindestens 80 Prozent geimpft sind, kann man vielleicht darüber nachdenken“, sagt die 66-Jährige. Bei der Aufhebung vieler Corona-Regeln kam ihr als Erstes Großbritannien in den Sinn. „Was die Engländer da jetzt abziehen, geht gar nicht.“

Fragen wir mal die Jüngeren, denen immer unterstellt wird, sie wollten so schnell wie möglich ganz viele Freiheiten. Da sind wir bei Luca-Marie Olschok (21) aber an der falschen Adresse. Sie finde es „ein bisschen naiv“, jetzt schon so viel zu lockern. Zwar hat auch sie die jungen Leute im Kopf, die „feiern und ihr Leben zurückhaben wollen“. „Aber ich weiß nicht“, sagt Luca-Marie. Und schiebt das Wort „unvorsichtig“ hinterher. Man solle lieber noch ein bisschen warten. Nun, die Landesregierung hat anders entschieden.