Düsseldorf. NRW setzt auf Lockerungen. Das ist im Grundsatz okay. Mit der neuen Freiheit könnte es aber bald schon wieder vorbei sein.
Die Coronalage gibt Anlass zu Optimismus, die Inzidenzwerte liegen im Land NRW und in fast allen Kreisen und kreisfreien Städten stabil unter 10, die Kliniken und ihre Intensivstationen sind sehr weit entfernt von einer Überlastung. Da kann und sollte sich das Land weitere Lockerungen leisten, alles andere wäre auch kaum vermittelbar. Die neu eingeführte Inzidenzstufe Null ist kein Leichtsinn, sondern eine angemessene Reaktion auf die aktuelle Entwicklung.
Impfkampagne darf nicht ins Stocken geraten
Wir sollten uns allerdings nicht an diese Zustände, die fast an die Zeit vor Corona erinnern, gewöhnen. Angesichts der neuen Risiken, die von der Delta-Virusmutation ausgehen, den vielen Infektionen im Umfeld der Fußball-Europameisterschaft und der steil steigenden Fallzahlen in Großbritannien, Spanien und anderen europäischen Ländern ist die Grenze zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von zehn schnell erreicht und überschritten.
Unabhängig davon hängt die Pandemieentwicklung in erster Linie mit dem Impffortschritt zusammen. Endlich ist genügend Impfstoff da, aber die Impfbereitschaft scheint zurückzugehen. Ein fataler Trend. Daher sollten die Kommunen bald alle Möglichkeiten nutzen, die Impfdosen zu den Menschen zu bringen und nicht darauf zu vertrauen, dass alle nach und nach in die Impfzentren und Hausarztpraxen kommen. So barrierefrei wie möglich sollte das Impfen im Juli und August werden. Wenn das gelingt, könnte die Lockerung in NRW doch zum Dauerzustand werden.