Witten. Die Schausteller freuen sich wie verrückt auf die Zwiebelkirmes. Es ist das erste große Fest in Witten seit Corona. Fast alles läuft wie gewohnt.
Endlich wieder Zwiebelkirmes – die Freude der Schausteller ist unbeschreiblich. Nach der langen Corona-Zwangspause fiebern sie Wittens größtem Volksfest ab diesem Freitag regelrecht entgegen. Schon seit Tagen bauen sie ihre Fahrgeschäfte und Nasch-Buden rund um den Saalbau auf. Da wird gebohrt und gehämmert. Da werden Lämpchen gewienert und Fronten auf Hochglanz gewischt. Alles soll schön sein für den großen Tag. „Das ist wie Weihnachten“, strahlt Max Nowag.
Oder wie Geburtstag. Denn der 30-Jährige wurde einst zu Zeiten der Frühlingskirmes in Annen geboren. Heute ist er Zweiter Vorsitzender der Schaustellervereinigung Witten – und hat extra fürs Heimspiel seine Zelte an der Ostsee abgebrochen, wo er mit dem Kinderkarussell die Zeit überbrückt. Die Zwiebelkirmes ist für ihn ein Muss, ohne geht es eigentlich nicht. Als sie im vergangenen Jahr ausfiel, war die Laune „am Boden“.
Auf dem Rummel in Witten gilt die 3G-Regel
Froh ist Max Nowag nicht nur, die Kollegen wiederzusehen. Es sei ihm auch wichtig, dass die Fläche vor und hinterm Saalbau nicht eingezäunt werden muss. Eine Kirmes mit freiem Zugang: „Das ist genau meine DNA.“ Das haben er und die Kollegen sich so sehnlich gewünscht: Dass alles wieder ganz normal wird. Na ja, fast jedenfalls. „Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir bestimmte Maßnahmen dennoch einhalten müssen“, sagt Thomas Grass (33), der in die Schaustellerfamilie Bonner eingeheiratet hat und Vorsitzender der Vereinigung ist.
Wer auf den Rummel kommt, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Letzteres können Besucher spontan erledigen. Denn das DRK wird in Höhe des Amtsgerichts an der Bergerstraße ein Testzentrum aufbauen. Sicherheitskräfte werden regelmäßig kontrollieren, ob sich jeder an die 3G-Regeln hält. Aber, beruhigt Max Nowag, „wir sind ja schließlich an der frischen Luft“. Und ihm sei kein Fall bekannt, bei dem sich jemand auf der Geisterbahn infiziert hätte.
Trotz der Wetterprognose, die besser kaum sein könnte, rechnet Organisator Matthias Pöck vom Stadtmarketing nicht mit riesigem Andrang. „Das wird sich auf dem Gelände hier verlaufen.“ Wenn er sich da mal nicht vertut. Denn auch die Menschen in Witten sehnen sich doch nach Abwechslung.
Von der Achterbahn bis zum Kettenkarussell
Die können sie haben. Max Nowag hat außer seinem Karussell noch ein Bungee-Trampolin und die süße Bude mit gebrannten Mandel und Schokofrüchten aufgebaut. Thomas Grass ist mit seinem großen Breakdance dabei. Es ist eines von weltweit drei Fahrgeschäften dieser Art und ein Klassiker seit über 30 Jahren. Natürlich hat er Optik und Technik immer wieder auf den neuesten Stand gebracht.
Pfeile werfen, Achterbahn oder Autoscooter fahren, mit dem Kettenkarussell in den Himmel fliegen – alles wie gewohnt. Über 50 Betriebe erfüllen jeden Vergnügungswunsch. Nur dass die Kirmes nicht mehr bis zur Ruhrstraße reicht, trübt die Freude der Schausteller ein wenig. „Wir wollen auf jeden Fall wieder zurück zum Ursprung“, sagt Thomas Grass. Er meint damit den direkten Bezug zur Innenstadt, der auch den verkaufsoffenen Sonntag ermöglicht. Für die Händler hätte er sich das gewünscht.
Danach geht’s zurück zur Ostsee
Die Öffnungszeiten
Die Zwiebelkirmes wird am Freitag (3.9.) um 17 Uhr auf dem Saalbauvorplatz mit dem traditionellen Fassbieranstich durch den Bürgermeister offiziell eröffnet.Die Fahrgeschäfte, die diesmal vor dem Saalbau und auf dem Parkplatz dahinter stehen, sind Freitag und Samstag von 14 bis 22 Uhr geöffnet, Sonntag von 13 bis 22 Uhr und Montag (Familientag mit Rabatten) von 14 bis 21 Uhr.Die Zwiebelsackträgerstaffelläufe starten am Freitag (3.9.) um 19 Uhr in der Schillerstraße. Am Sonntag (5.9.) gibt es für Kinder und Familien von 14 bis 16 Uhr einen Spaß-Zwiebellauf im Voß’schen Garten. Dafür ist keine Anmeldung nötig.
Der große Tag rückt näher. Jetzt wollen sie den Platz mit Wimpelketten noch festlich schmücken. Irgendwas gibt’s immer zu tun. Von sieben in der Früh bis in den späten Abend hinein waren die Schausteller in dieser Woche schwer beschäftigt. „Feierabend ist, wenn es fertig ist“, sagt Nowag. „Wir sind stressresistent.“
Wenn alles vorbei ist, wird er sein Karussell wieder abbauen und damit zurück zur Ostsee fahren. An der Promenade in Grömitz und später in Heiligenhafen ist der Wittener dann zu finden. Er sei ausgebucht bis die ersten Weihnachtsmärkte losgehen. Gute Aussichten also. Doch sein Herz, das wird immer für die Zwiebelkirmes schlagen.