Witten. Über sieben große Bildschirme laufen in der Wittener Innenstadt bald Werbung, Nachrichten oder Warnhinweise. Die Anzeigetafeln sind umstritten.
Jetzt wird auch in Witten die Werbung auf der Straße digital: Der Werbeflächen-Vermarkter Ströer hat sieben „Cityscreens“ entlang der Flaniermeilen Bahnhof- und Ruhrstraße installiert. Die grauen Werbeschaukästen sind umstritten, etwa weil sie in den Blickachsen der Passanten stehen. Doch: Sie bieten auch Vorteile.
Es gibt sieben Stück der doppelseitigen 75-Zoll-Anlagen mit LCD-Anzeigendisplay. Fünf von ihnen wurden neu aufgestellt, zwei haben an bestehenden Standorten alte Werbetafeln ersetzt. Sie laufen übrigens mit Ökostrom, so die Firma Ströer als zuständiger Werbekonzessionär. Sie stehen entlang der Bahnhofstraße vor den Hausnummern 1, 27, 70, an der Ecke zur Marktstraße, am Berliner Platz, dem Vorplatz der Stadtgalerie und an der Ruhrstraße vor der Sparkasse. „Aktuell sind die Cityscreens noch im Probebetrieb“, teilt die Pressestelle des Unternehmens mit, sie würden zeitnah in den regulären Betrieb übergehen. Gezeigt werde dann eine dreiminütige Programmschleife, die neben Werbung auch redaktionelle Inhalte wie aktuelle Nachrichten, Stadtwetter und Informationen aus Witten beinhalte.
„Absolute Sahnestücke an Standorten“
Schon bei der Installation im Oktober 2021 sorgten die drei Meter hohen Geräte für Irritationen. Die CDU kritisierte, sie schränken die Sicht erheblich ein, außerdem lägen die Anzeigentafeln zu nah an den Straßenbahnschienen. Eine Hauptfrage: Warum hat die Stadt dem Anbieter „absolute Sahnestücke an Standorten“ gegeben?
Die Ströer GmbH hat Wunsch-Standorte für neu aufzustellende Werbeträger vorgeschlagen, erklärt die städtische Pressestelle dazu. An den jeweiligen Baugenehmigungsverfahren waren mehrere Stadtämter, die Bogestra und das Stadtmarketing beteiligt. Auch Ströer betont: Alle rechtlichen Vorgaben, etwa in Bezug auf die Verkehrssicherheit, wurden berücksichtigt.
Tafeln zeigen auch Warnhinweise von Polizei und Feuerwehr
„Die Werbetafeln sollten alles andere als ein Dorn im Auge sein. Sie sind vielmehr ein Schritt in Richtung einer „smarten“ Stadt“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Die Platzierung inmitten von „Sichtachsen“ läge dabei natürlich im Sinne der Aufstellung. Denn: „Das Programm-Konzept besteht aus einem Mix aus Content und Werbung, verbunden mit der Möglichkeit, Informationen der Stadt und Warnhinweise von Polizei, Feuerwehr und Bundesämtern zu platzieren.“
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Durch Werbemotive oder Veranstaltungshinweise auf den Screens sei es außerdem möglich, Passanten direkt auf die Angebote der lokal ansässigen Einzelhändler oder auf Veranstaltungen aus Stadtmarketing, Kultur und Sport aufmerksam zu machen.
Stadt profitiert auch finanziell
Ströer vermarktet Wittener Außenflächen
Mit der Vergabe kommunaler Werberechte erlauben die Städte Privatunternehmen, auf öffentlichem Grund und Boden Werbeträger aufzubauen und diese zu vermarkten. Je größer die Einwohnerzahl der Stadt, desto wertvoller sind die zu vergebenden Werberechte.Die Stadt Witten hat die Werberechte 2020 neu ausgeschrieben, die das Kölner Unternehmen Ströer erneut gewinnen konnte. In Witten vermarktet bzw. betreibt Ströer im Rahmen des Vertrags Säulen, Großflächen, Mastschilder, Wartehallen mit City-Light-Postern und zwei WC-Anlagen.
Ein weiterer Vorteil der digitalen Werbung: „Man kann auf die Produktion immer neuer Werbebanner oder Flyer verzichten, deren Beauftragung auch nicht kostenfrei war, dafür in Teilen aber weniger nachhaltig und bisweilen auch weniger gut sichtbar“, so die Stadtsprecherin.
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Die Stadt profitiert auch finanziell: Die Pachteinnahme für die Stadt Witten beträgt pro aufgestelltem neuen digitalen Werbeträger je Kalenderjahr 1500 Euro. Zusätzlich wurde eine jährliche Festpacht von 45.000 Euro vereinbart. Vertraglich ist geregelt, dass sich die Stadt für nicht kommerzielle Bevölkerungsinformationen – etwa Warnungen – aufschalten darf.