Witten. Ab 1. Oktober leitet Pia Ziegler die Polizeiinspektion Witten. Warum sich Vorgänger André Berger für die Ruhrstadt mehr Kollegen wünschen würde.

Er war nur zwei Jahre in der Ruhrstadt, jetzt wechselt er nach Wuppertal. André Berger übergibt zum 1. Oktober die Leitung der Polizeiinspektion Witten an Pia Ziegler. Die Juristin wechselt vom Polizeipräsidium Bochum nach Witten.

Damit wird die 34-Jährige künftig in einer deutlich kleineren Stadt ihren Dienst tun. Langweilig wird es ihr mit ihren rund 100 Kolleginnen und Kollegen aber nicht werden. Denn die fahren so viele Einsätze wie die Beamten und Beamtinnen der Polizeiwache Bochum-Mitte, sagt ihr Vorgänger André Berger.

Der scheidende Polizeioberrat wollte eigentlich drei Jahre in Witten bleiben. Aber im Polizeipräsidium Wuppertal war die Stelle des Leiters der Führungsstelle Gefahrenabwehr/Einsatz unbesetzt. Die Wahl fiel auf den 39-Jährigen. Seine Wuppertaler Kollegen dürften sich freuen. Denn in NRW gibt es bei der Polizei derzeit viele offene Stellen im Bereich des höheren Dienstes.

Pia Ziegler ist erst seit 2016 bei der Polizei. Sie bewarb sich dort nach ihrem Jurastudium.
Pia Ziegler ist erst seit 2016 bei der Polizei. Sie bewarb sich dort nach ihrem Jurastudium. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Berger hinterlässt seiner Nachfolgerin Pia Ziegler eine Inspektion, in der viel gearbeitet wird. „Es gibt Kollegen, die schieben Überstunden im dreistelligen Bereich vor sich her.“ Es gebe wenig Möglichkeiten, diese abzubauen. „Denn dann bauen andere Überstunden auf.“

Faktisch hat die Wittener Polizei nur eine zusätzliche Kraft bekommen

Wenn der scheidende Inspektionsleiter einen Wunsch frei hätte, dann hätte er Arbeit für noch zehn zusätzliche Leute. Zwar haben fünf neue Polizistinnen und neun Polizisten zum 1. September ihren Dienst auf der Wittener Wache begonnen. André Berger sagt, dass es sich faktisch bei der personellen Verstärkung aber nur um eine zusätzliche Kraft handele. Denn zehn Kollegen hätten Witten verlassen. Weitere gingen in Pension oder in Elternzeit oder reduzierten zum Beispiel ihre Arbeitszeit. Polizeioberrätin Pia Ziegler, Mutter eines anderthalbjährigen Sohnes, nimmt die Herausforderung an. Sie möchte sich „trotz der engen Personalsituation“ für ein gutes Arbeitsklima einsetzen.

Die Wahl-Mülheimerin, die in Dortmund aufwuchs und „deshalb Witten als Nachbarstadt gut kennt“, ist erst spät zur Polizei gekommen. Nach dem Abitur studierte sie Jura in Bielefeld, Heidelberg, zuletzt an der Ruhr-Uni Bochum. Im Studium setzte sie ihren Schwerpunkt im Bereich Strafrecht. Nach dem zweiten Staatsexamen bewarb sich Pia Ziegler bei der Polizei und wurde 2016 eingestellt. Nach einer zweijährigen Ausbildung wechselte sie ins Bochumer Polizeipräsidium. Dort ist sie derzeit noch Leiterin der Führungsstelle der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz – und in dieser Funktion für die Städte Bochum, Witten und Herne zuständig.

Probleme mit Jugendlichen in der City kann die Polizei alleine nicht lösen

Ihr privater Lebensmittelpunkt wird auch nach ihrem Wechsel Mülheim bleiben, sagt die 34-Jährige. Zur Arbeit pendelt sie mit dem Auto. Apropos privat: Hat die neue Inspektionschefin Hobbys? „Ich gehe gerne laufen und mache Yoga“, sagt Ziegler lächelnd. Beides sei aber durch die Pandemie, ihre Arbeit und die Familie zu kurz gekommen.

Neuer Wachleiter kam im Sommer 2020

André Berger, der mit seiner Familie in Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis lebt, hatte im Herbst 2019 die Nachfolge von Inspektionsleiterin Dorothee Gellenbeck angetreten. Sie wechselte nach drei Jahren als Dozentin an die Fachhochschule für Verwaltung.Reinhard Glowka, Leiter der Polizeiwache Witten, ging im vergangenen Jahr in den Ruhestand. Seit dem 1. Juli 2020 ist der Bochumer Andreas Schwarz neuer Wachleiter in Witten. In Witten hat die Polizeiinspektion eine Polizeiwache.

Eine der beruflichen Herausforderungen, die sie von ihrem Vorgänger André Berger übernehmen wird, sind Jugendliche und junge Erwachsene, überwiegend junge Männer mit Migrationshintergrund, die in der Wittener City „Straftaten verüben und Ordnungswidrigkeiten begehen“, wie Berger sagt – unter anderem mit Blick auf die jahrelangen Probleme, die es mit dieser Gruppe zum Beispiel an der Johanniskirche gibt.

Wobei der scheidende Inspektionsleiter betont, dass diese Schwierigkeiten nicht alleine von der Polizei gelöst werden könnten. Dazu sei auch eine weiterhin enge und gute Zusammenarbeit mit der Justiz, dem Ordnungs- und dem Jugendamt der Stadt Witten sowie Streetworkern notwendig. Wenn es Ärger gebe, sei die Polizei oft die Feuerwehr. Berger: „Wir können den Brand aber nicht alleine löschen!“