Witten. Der Test an sich ist super. Da sind sich die Schulleiter in Witten einig. Was nervt, ist der Aufwand drumherum. Denn da gibt’s einiges zu tun.

In der Turnhalle der Herbeder Grundschule erklingt fetzige Musik. Zu hören ist der 60er-Jahre-Hit „My Boy Lollipop“ – aber immer nur 30 Sekunden lang. Und man ahnt: Hier geht es nicht um sportliche Betätigung, sondern um den neuen Corona-Test. Denn der „Lolli“ muss genau eine halbe Minute lang im Mund bleiben. Mit dieser Prozedur hat der Neustart des Wechselunterrichts am Montag (10.5.) in Witten begonnen.

Bei dem Lolli handelt es sich natürlich auch nicht um eine Süßigkeit, sondern um eine Art Wattestäbchen. Das muss diesmal nicht tief in die Nase gesteckt, sondern einfach im Mund gelutscht werden. „Schmeckt nicht“, sagen die Grundschüler. „Ist trotzdem kindgerechter als der Selbsttest, den wir bisher gemacht haben“, sagt Heike Sperling.

Wittener Rektorin: Selbsttests liefen inzwischen auch gut

Die stellvertretende Leiterin der Herbeder Grundschule hält Jette, Noel, Julius und den anderen Viertklässlern dann ein Röhrchen hin, in das alle ihr Stäbchen stecken. Die Kinder sind immer in Kleingruppen an der Reihe, deren Tests dann gemeinsam untersucht werden.

Knapp 80 Kinder werden an diesem Montag in der Herbeder Grundschule getestet, 120 sind es in der Hellwegschule in Heven, 84 an der Bruchschule, etwa 90 an der Erlenschule – immer die Hälfte der Gesamtzahl der Schüler. Ein Kurier holt die Proben dann ab und bringt sie ins Labor, wo sie nach der sichereren PCR-Methode ausgewertet werden.

Allerdings, sagt Heike Sperling auch, „liefen die Selbsttests inzwischen ebenfalls ganz gut“. Kollegen anderer Grundschulen in Witten bestätigen, dass die Jungen und Mädchen sich gerade an die Puhlerei in der Nase gewöhnt hätten. „Das haben sie mittlerweile gut hingekriegt“, sagt etwa Marion Tigges-Haar von der Hellwegschule. „Aber wir sind ja froh, dass die Kinder wieder in die Schule dürfen. Und wir können nachvollziehen, dass die Lolli-Tests sicherer sind“, so Andreas Gründer, Leiter der Erlenschule in Annen.

Auch auf die Eltern kommt bei positivem Testergebnis einiges zu

„Der Test an sich ist zeitsparender, nicht so unangenehm und viel einfacher für die Kinder“, sagt auch die Rektorin der Hellwegschule. Der Aufwand drumherum ist es, der vielen Schulleitern und ihren Lehrer-Teams zu schaffen macht, sowie die Kürze der Zeit, in der sie die Logistik stemmen müssen.

Deshalb hat etwa jede fünfte Schule in Essen den Start der Lolli-Tests bereits verschoben. Nicht so in Witten. Seit am vergangenen Donnerstag (6.5.) die Tests ankamen, erstellen sie hier neue Listen und packen für jedes Kind ein Päckchen. Darin befindet sich neben vielen Informationen ein weiterer Lolli-Test, denn bei positivem Ergebnis muss die betroffene Gruppe zuhause erneut testen. In diesem Fall informieren die Lehrkräfte die Eltern – in der Hoffnung, sie kurzfristig zu erreichen.

Wittener Schulleiterin: Die „positive“ Nachricht kann auch nachts kommen

Denn während die Kinder dann zuhause bleiben müssen, sollen die Eltern die Proben bis spätestens 8.30 Uhr am nächsten Tag zur Schule bringen. Sie gehen erneut ans Labor. Dabei müssten die Eltern außerdem einen QR-Code einscannen – was voraussetzt, dass sie ein Smartphone besitzen. Manche Schulleiterin bezweifelt, dass das alle problemlos hinbekommen.

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„Die Tests sind super.“ Dieses Fazit zieht auch Wittens Grundschulsprecherin Susanne Daum nach dem ersten Schultag. Aber das, was sie und die Kollegen, „mal eben“ zusätzlich machen müssen, werde eben immer mehr. „Das macht uns fix und fertig.“ Sie weiß: Im Vergleich zu den Auswirkungen der Pandemie sind das nur Kleinigkeiten. Doch es fange z.B. schon damit an, dass sie kein Diensthandy besitze und ihre private Nummer für etwaige Rückmeldungen ans Labor geben musste.

Die Nachricht, ob ein Ergebnis positiv ist, erreicht die Schulleiterinnen übrigens zwischen 18 Uhr am Abend des Testtages und sechs Uhr früh am darauffolgenden Morgen. „Ich schlafe jetzt neben dem Handy“, sagt Marion Tigges-Haar. Wobei an Schlaf da wohl kaum zu denken sei. Trotzdem bleibt sie optimistisch: „Ich habe ein tolles Team. Gemeinsam werden wir das schaffen.“