Witten. Ein Stufenplan soll regeln, wann Läden in NRW wieder öffnen dürfen. Die Händler in Witten freuen sich, äußern aber auch Bedenken.
Ab Montag soll der Lockdownschrittweise gelockert werden. Für den Einzelhandel in Witten heißt das: Er darf unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen. Die Kaufleute in Witten freut das. Doch sie äußern auch Bedenken.
Peter Schemmann vom Geschenkeladen „Living“ an der Heilenstraße fürchtet, dass die neuen Regeln die Kunden verunsichern könnten. „Der Kunde weiß nicht, ob wir Montag geöffnet haben oder nicht“, sagt er. Der Wittener weist darauf hin, dass eine Öffnung seines Ladens erst bei einer Inzidenz unter 100 erlaubt sei. Aktuell schwankt der Wert in Witten um diese Marke.
Allerdings ist am Donnerstag laut Kreis noch gar nicht klar, welcher Inzidenzwert überhaupt relevant ist. In den Vorgaben sei allerdings von „Region“ die Rede, so eine Sprecherin, also nicht von der jeweiligen Stadt. Grundsätzlich gilt für die Corona-Schutzverordnung des Landes der landesweite Inzidenzwert (aktuell 62,8). In Hotspots sowie in Gegenden mit stabil sehr wenigen Infektionen müssen Einzelfallentscheidungen getroffen werden. Denn die lokalen Öffnungen sollen keinen Einkaufstourismus auslösen.
Kaufmann aus Witten: Händler vor Ort sind das „Salz in der Suppe“
Sonst könnten EN-Bürger womöglich in nahe liegende Städte mit niedrigerer Inzidenz fahren, um dort einzukaufen. Diese Gefahr sieht Peter Schemmann durchaus. Er appelliert an die Wittener, die kleinen Händler vor Ort in dieser schweren Zeit zu unterstützen. „Sie sind das Salz in der Suppe.“
Dass er am Montag womöglich wieder Kunden bedienen darf, die vorher einen Termin machen müssen, freut den Einzelhändler natürlich. Per Telefon, Whatsapp oder über die Website können Kunden einen Termin bekommen. Und schon jetzt könne auf Bestellung im Geschäft Ware abgeholt werden. Das gelte auch für das Bekleidungsgeschäft „Pippi-Lotta“ an der Ruhrstraße, das von seiner Frau geführt wird.
Ein Kunde pro 40 Quadratmeter
In beiden Läden können die Inhaber, sollte die Inzidenz weiterhin unter 100 liegen, maximal zwei Kunden gleichzeitig bedienen. Laut Vorgaben des Landes NRW darf sich pro 40 Quadratmetern ein Kunde in einem Geschäft aufhalten. Sinkt der Inzidenzwert unter 50, ist ein Kunde pro 20 Quadratmetern erlaubt.
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Dirk Sprengers Ladenfläche ist nur halb so groß wie Schemmanns. Der Inhaber eines Schmuck- und Brillengeschäfts in Witten-Herbede wird ab Montag also jeweils nur einen Kunden mit Termin empfangen. Für ihn ist das dennoch eine positive Nachricht. Man könne sich auf die Bedürfnisse einer Person konzentrieren und: „Es ist alles besser, als es jetzt ist“, so Sprenger.
Terminvergabe unkompliziert organisieren
Gedanken macht er sich aber darüber, ob sich die Terminvergabe auch für seine älteren Kunden unkompliziert organisieren lässt. Die Möglichkeit dazu soll es sowohl online als auch telefonisch geben, so Sprenger. Als kleines Familienunternehmen sei das Geschäft „schon wieder auf Geldverdienen angewiesen“. Und: „Ich bin echt bereit, durch fast jeden Zirkusring zu springen.“
Während die Öffnung des Einzelhandels von der Sieben-Tage-Inzidenz abhängt, dürfen Buchhandlungen ab Montag, 8. März, ohne diese Einschränkung wieder öffnen. Ein Kunde pro zehn beziehungsweise 20 Quadratmetern (je nach Verkaufsfläche) ist hier zugelassen. Sabine Wirths-Hohagen von der Buchhandlung Lehmkul freut das einerseits. Ihre Ladenfläche erlaubt es, dass sie ab Montag bis zu drei Kunden gleichzeitig bedienen darf. „Die Leute können wieder reinkommen und sich inspirieren lassen“, sagt die Buchhändlerin.
Andererseits hat sie Mitgefühl für die anderen Händler in Witten. „Man bangt um jedes Geschäft hier in der Stadt“, sagt Wirths-Hohagen. „Dass andere zubleiben müssen, das zerreißt mich.“ Zu den weniger Glücklichen dürften Gastronomie und Reisebranche gehören. „Wie soll das gehen nur mit Außengastronomie?“ fragt sich Franco Sapia vom „Klimbim“. Was sich fürs „Extrablatt“ mit einem großen Biergarten vielleicht lohnen werde, würde bei ihm nicht funktionieren.
Wirte und Reisebranche in Witten sind enttäuscht
„Wir sind ja leider außen vor“, sagt Jutta Wedhorn vom Wittener Reisebüro. Dass der Tourismus weiterhin nicht von den Lockerungen profitiere, könne sie nicht nachvollziehen. „Es sind ja nicht die Urlaubsreisenden, die das Virus einschleppen.“ Gleichzeitig betont sie: „Wir können ja buchen und sind telefonisch erreichbar.“ Wedhorn hofft zumindest auf die ein oder andere Reise für den Sommer. In vielen Fällen könne man kurz vorher noch stornieren oder umbuchen, gegen einen kleinen „Flex“-Aufschlag. Gleichzeitig spürt die Wittenerin weiterhin die allgemeine Zurückhaltung.
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