Witten.. Zwei aus Südamerika eingewanderte Wittener drücken den argentinischen Fußballern die Daumen für das Weltmeisterschaftsfinale am Sonntag: Pater Marcelo Friedrich glaubt an ein Elfmeterschießen, Esteban Adelma Avila an einen 2:1-Sieg. Esteban: „Nicht die Besseren sollen gewinnen, sondern Argentinien!“

Hellblau und weiß gestreift – zwei argentinische Fußballtrikots zogen gestern vor dem Marienhospital die Blicke auf sich. Schließlich ist am Sonntag (21 Uhr) der Anpfiff des sehnsüchtig erwarteten Fußball-WM-Finales in Brasilien: Deutschland gegen Argentinien – wie schon 1986 und 1990. In den Trikots stecken Esteban Adelma Avila (48) und Marcelo Friedrich, Pater Marcelo. Der 76-Jährige kehrt an die Stätte seines Wirkens zurück: 1991 kam er nach Deutschland und war dann bis zur Rente 22 Jahre Seelsorger am Marienhospital.

Geboren und aufgewachsen ist Pater Marcelo in Argentinien, in der Stadt Bahía Blanca, die am Atlantik liegt. Den deutschen Nachnamen hat Marcelo Friedrich seinen Vorfahren zu verdanken: „1878 gab es eine Einwanderungswelle von Deutschrussen nach Argentinien. Meine Großeltern sind kurz danach aus Schwaben-Russland nach Südamerika eingewandert“, erklärt der Pater. Daher sei die Beziehung der Argentinier zu Deutschland auch gut.

„Es gibt eine Rivalität zwischen Argentinien und Brasilien“

Er ist eigentlich kein Fußballfan, gibt der Wittener zu. An die WM im eigenen Land 1978 erinnert er sich kaum. „Marcelo mag Basketball und Tischtennis“, schmunzelt sein Freund Esteban. Der Koch ist leidenschaftlicher Anhänger von „La albiceleste“, den Weiß-Himmelblauen, der argentinischen Nationalelf.

Esteban und Marcelo werden Sonntag die argentinische Flagge hochhalten. Ein WM-Sieg in Brasilien wäre etwas ganz Besonderes, vielleicht das Größte. Denn: „Es gibt eine Rivalität zwischen Argentinien und Brasilien. Aber nur im Fußball“, erklärt Esteban. Aus diesem Grund werden auch trotz der 7:1-Demütigung im WM-Halbfinale, der höchsten Niederlage einer brasilianischen Fußballnationalmannschaft, die Gastgeber den Deutschen den Sieg wünschen.

„Das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien war einmalig. Im Finale werden es viel weniger Tore“, kündigt der 48-Jährige an. Er tippe auf ein 2:1 – für Argentinien. Pater Marcelo tippt noch knapper: „Es könnte wie mit Holland ausgehen.“ Also ein 0:0 nach 120 Spielminuten und Elfmeterschießen. „Dann mal sehen“, legt sich der Pater nicht fest.

„Sie gucken alle, aber sagen dazu nichts“

Ein Elfmeter war schon 1990 entscheidend zwischen Deutschland und Argentinien: Andy Brehme verwandelte in Italien vom Strafpunkt zum 1:0-Endstand. Es war die Revanche für die 3:2-Niederlage gegen das gleiche Team vier Jahre zuvor in Mexiko. An 1986 erinnert sich Esteban lieber als an 1990. „3:2 – das war ein schönes Spiel.“ Er findet: „1986 Argentinien, 1990 Deutschland, jetzt ist Argentinien wieder dran.“

Und zur Kritik, die Argentinier spielen minimalistisch? „Hauptsache, weiter“, findet Marcelo. Er selbst werde das Finale gemütlich zuhause verbringen, sagt der 76-Jährige. Mit deutschem Bier oder argentinischem Wein? „Vielleicht mit beidem, den Wein zum Essen und das Bier zum Spiel“, schmunzelt er im Trikot. Reagieren die Wittener auf das Outfit? „Sie gucken alle, aber sagen dazu nichts“, erklären die Albiceleste-Fans.

Wie zum Gegenbeweis werden Esteban Adelma Avila und Marcelo Friedrich von zwei Wittenern angeflachst: „Sonntag soll der Bessere gewinnen!“ Esteban kontert: „Der Bessere nicht, lieber Argentinien!“