Witten.. Dirk Reinert tüftelte monatelang in seiner Garage: Das Ergebnis ist größer als er selbst, 13 Kilogramm schwer und wird von ihm und seinen Freunden vor jedem Deutschland-Spiel durch den Wittener Stadtteil Rüdinghausen gekarrt, nur vor einem Spiel hat Reinert dies versäumt - und prompt bereut.
Er tüftelt gerne, auch ohne Fußball. Aber klar, so eine Weltmeisterschaft, die gibt einem Hobbywerkler dann schon mal den letzten Kick. Dirk Reinert (41), gelernter Verspanungsmechaniker, hat sich monatelang in seine Garage zurückgezogen. Das Ergebnis wiegt 13 Kilo, glitzert und ist größer als er selbst: Ein selbst gebauter WM-Pokal.
60 bis 70 Stunden bereitete sich Reinert in seiner Garage auf das Großereignis vor. „Ich bin halt ein bisschen verrückt.“ Ein Quadratmeter Aluminiumblech, 0,5 Quadratmeter Plattengummi, eine Tube Patex, eine dreiviertel Rolle Wabendrahtgefecht, vier Meter Schaumstoffschlauch, vier Rollen Bindedraht, vier Liter Tapetenkleister, ein halber Liter grüne Farbe, 1,5 Liter Goldfarbe, 80 alte Tageszeitungen, ein Quadratmeter Styropor und 12,5 Kilo Papierschredder aus dem Aktenvernichter. . . „Braucht man alles für vernünftiges Pappmaschee.“ Der Papa der Pappe und sein Pokal: „Wie das geht, hab ich im Kindergarten gelernt. So richtig schön Rumpampen.“
Fenster auf und knipsen
Doch alles wäre nur halb so schön, wäre da nicht das kleine Wägelchen (,,mit Fach für den Bierkasten und Musikanlage“), auf dem Dirk Reinert und seine Kumpels den Pokal vor jedem Deutschlandspiel durch Rüdinghausen karren.
„Das glauben Sie nicht, was da für Reaktionen kommen. Die Leute steigen aus ihren Autos aus und fotografieren uns. Nachbarn reissen die Fenster auf und knipsen.“
Bis in die WAZ hat es der kleine Track geschafft. „Der auf dem Foto abgebildete Pokal wurde originalgetreu, jedoch leicht vergrößert, eigenständig von Dirk Reinert nachgebaut“, schreibt WAZ-Leser Tim Rinkewitsch an unsere Redaktion. „Bei jedem Deutschlandspiel gab es bisher einen kleinen WM-Marsch durch Rüdinghausen. Anschließend ging es zum gemeinschaftlichen Fußball-Schauen mit Bratwurst und Kaltgetränken.“ Geschaut und gefeiert wird im Zelt im Garten von Rinkewitschs Vermieter, mit 30 bis 40 Freunden und Bekannten, ,,mindestens“, sagt Tim Rinkewitsch. Und mit Papp-Pokal natürlich.
Reinert ist abergläubisch: Pokal muss durch Rüdinghausen fahren
Und inzwischen sind auch höhere Mächte mit ihm Spiel, meint sein Freund Dirk Reinert. „Beim zweiten Spiel der Deutschen haben wir den Pokal nicht rumgefahren. Und prompt haben wir nur unentschieden gespielt. Das hat doch was zu bedeuten! Da bin ich jetzt abergläubisch“
Nochmal Schlampen kommt jedenfalls nicht in die Tüte, meint Reinert. Und Kleckern schon gar nicht. „Sollten unsere Jungs das Endspiel gewinnen, dann mieten wir für unseren Pokal vielleicht einen Tieflader oder einen Trecker. Was richtig Abgefahrenes. Normal kann jeder. Und wir sind nur einmal jung.“
Und danach? „Tja, dann wird der Pokal wieder eingemottet auf dem Dachboden.“ Dann ist wieder Bundesliga.