Witten. Sechs warme Häuser – ein Wittener Waldbesitzer hat sich für eine Hackschnitzel-Heizung entschieden. Warum er dies für eine gute Idee hält.

Carsten Niederste-Frielinghaus aus Bommern ist Waldbesitzer – wie sein Schwiegervater Friedrich Oberste-Frielinghaus, der gleich nebenan wohnt. Die Familie lebt und arbeitet in Bommern. Ihre sechs Häuser an der Frielinghauser Straße werden jetzt mit Holzhackschnitzeln beheizt. Bei den derzeit explodierenden Energiepreisen eine gute Entscheidung, findet Niederste-Frielinghaus.

Blick in den den Hackschnitzel-Kessel, die „Heizzentrale
Blick in den den Hackschnitzel-Kessel, die „Heizzentrale". © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Er hat sich 2018 dazu entschieden, das Familienanwesen mit Häusern und Reitställen in Bommern von einer Gasversorgung auf eine Hackschnitzel-Heizung umzustellen. Frielinghaus erledigte die notwendigen Arbeiten – darunter die Verlegung von Fernwärmerohren zu den Gebäuden - mit einem befreundeten Heizungsinstallateur.

„Jedes Haus hat seinen eigenen Heizkreislauf“, erklärt der gelernte Garten- und Landschaftsbauer. Rund 2000 m² Wohnfläche werden jetzt mit Holz beheizt - die Häuser der Frielinghaus-Familie und deren auf dem Anwesen vermietete Wohnungen. Die Holzhackschnitzel sorgen auch für warmes Wasser.

Fichten, die im Wald in Witten den Borkenkäfer-Tod starben, sorgen für Wärme

Die Mieter haben in ihren Wohnungen zwei Zähler – einen für den Wärmeverbrauch, einen für das verbrauchte warme Wasser. „Alle sparen durch die Hackschnitzel-Heizung sehr viel Geld“, sagt Carsten Niederste-Frielinghaus. Beim Heizen auf Holz zu setzen, liegt bei einem Waldbesitzer fast auf der Hand. Die drei vergangenen zu trockenen Jahre und der Borkenkäfer haben auch seinen Fichten schwer zugesetzt. Bäume, die deswegen fallen mussten, erfüllen jetzt als Wärmelieferanten noch einen guten Zweck. „Sonst wären sie zum Großteil im Wald geblieben und dort verrottet“, sagt der Bommeraner. Auch anderes Totholz sowie Äste können verheizt werden.

Blick auf das Bommeraner Anwesen der Familie Frielinghaus. Sechs Häuser werden jetzt mit Holz beheizt.
Blick auf das Bommeraner Anwesen der Familie Frielinghaus. Sechs Häuser werden jetzt mit Holz beheizt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Der Häcksler, der Baumstämme mit einem Durchmesser von bis zu 40 Zentimetern zügig in Hackschnitzel verwandelt, steht auf dem Grundstück der Familie. Die Holzstückchen, die trocken gelagert werden müssen, fährt Frielinghaus per Radlader zu seinem Hackschnitzel-Bunker. Eine Förderschnecke transportiert das Holz von dort in den Kessel.

Die meisten Bäume, die Frielinghaus verheizt, zwischen 400 und 500 Kubikmeter Holz im Jahr, hat er selbst gefällt. Auch Garten- und Landschaftsgärtner bringen ihm Hackschnitzel von Bäumen und Ästen, die sie bei der Pflege von Gärten entfernt haben.

Förderbank unterstützte nachhaltige Energiegewinnung finanziell

Eine Handvoll Heizmaterial: Holzhackschnitzel.
Eine Handvoll Heizmaterial: Holzhackschnitzel. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Carsten Niederste-Frielinghaus hatte in seinem Haus schon vorher einen Holzofen. „Der musste aber täglich angeheizt werden. Jetzt geht alles automatisch.“ Rund 160.000 Euro hat die Waldbesitzer-Familie in ihre Holzschnitzel-Heizung investiert.

Die neue, nachhaltige Energiegewinnung wurde von der KfW finanziell unterstützt. Die Förderbank setzt sich im Auftrag des Bundes und der Länder dafür ein, die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen – weltweit – zu verbessern.

Völlig klimaneutral sei diese Art des Heizens zwar nicht, räumt Frielinghaus ein. Es falle aber nur wenig Kohlendioxid (CO2) an. „Bei der Verbrennung wird nur so viel CO2 freigegeben, wie der Baum vorher aufgenommen hat. Das Gleiche passiert auch, wenn der Baum einfach verrottet.“ Diese Rechnung gehe natürlich nur auf, wenn man nicht mehr Holz verbrauche, „als zeitgleich nachwachsen kann“. Adrian, der Sohn des Waldbesitzers, beginnt im nächsten Jahr eine Ausbildung zum Forstwirt. Von der Investition in eine nachhaltige Heizung wird auch er als späterer Hoferbe etwas haben, sagt der Vater.

Frielinghaus hat auch Kaminholz, das er vorher anderthalb bis zwei Jahre gelagert hat. Rund 50 private Kunden aus Witten und Umgebung kaufen es ihm ab. „In diesem Jahr ist die Nachfrage so groß, dass ich sie nicht mehr bedienen kann“, sagt der 44-Jährige. Der Run aufs Feuerholz sei wohl auch eine Folge der hohen Energiepreise, glaubt er.

Holzsterne aus Eichen-, Lärchen- und Fichtenholz

Auch Hackschnitzel-Heizungen fürs Einfamilienhaus

Die Hackschnitzel-Heizung ist eine Variante der Holzheizung. Wie eine Pelletheizung gehört sie zu den automatisch beschickten sogenannten Biomasseheizungen. Holzhackschnitzel sind - bezogen auf den Heizwert - in der Regel der günstigste Holzbrennstoff. Dennoch sollten Hausbesitzer die Investition in eine Hackschnitzelheizung gut durchdenken, raten Experten.Hackschnitzel-Heizungen kommen oft eher in Mehrfamilienhäusern und Heizkraftwerken, die mehrere Häuser mit Nahwärme versorgen, zum Einsatz. Erprobt sind sie seit langem im landwirtschaftlichen Bereich. Es werden aber auch Hackschnitzel-Heizungen angeboten, die sich für den Einsatz im Einfamilienhaus eignen.

Geschlagenes Holz findet bei ihm in der bevorstehenden Adventszeit ebenfalls eine dekorative Verwendung. Aus Eichen-, Lärchen- und Fichtenholz sägt der Hofbesitzer Sterne aus. Damit hat er zunächst nur seine Familie versorgt. Spaziergänger fragten, ob man die Deko aus Holz nicht auch kaufen könne. Jetzt sorgen Sterne von Frielinghaus auch in anderen Wittener Gärten für eine adventliche Stimmung.