Duisburg. . Zum Winter gehört für viele Menschen ein prasselndes Kaminfeuer. Markus Lamers aus Duisburg verarbeitet jährlich rund 500 Buchen zu Kleinholz.
Abholtermin für den Weihnachtsbaum verschlafen? Wer einen Kamin hat, könnte die Tanne doch einfach zerlegen und verfeuern – oder? „Theoretisch ja“, sagt Markus Lamers. Schließlich sei der Baum nach den Wochen im Wohnzimmer schön trocken. „Aber da geht die Luzi ab“, warnt der Chef von „Kaminholz Lamers“ in Duisburg und erinnert an das Geräusch, das nur eine einzelne Tannennadel in einer Kerzenflamme macht. Stopft man die nadeligen Äste komplett in den Kamin, „knallt es richtig.“
Ganz anders ist da zum Beispiel das Holz von der Buche. Da züngeln die Flammen leise, während sich die Menschen an ihrem Anblick erwärmen. Der gelernte Förster ist vor 20 Jahren mit einem Baumdienst gestartet. Vor fünf Jahren kam er auf die Idee, die gefällten Stämme in Scheite zu verwandeln. Heute lässt er einen großen Teil der Bäume anliefern, zum Beispiel aus Dorsten oder Düsseldorf. Auf jeden Fall aus der Region, verspricht der 49-Jährige. Er könnte sich auch welche aus Rumänien – zum Beispiel – liefern lassen, aber so einen umweltsündhaften Transportweg will er nicht unterstützen.
Kleine Häuser, kleine Öfen, kleines Holz
Rund 500 Buchen werden jedes Jahr auf seinem Hof zu Kleinholz gemacht. Die Stämme werden dafür auf den Spaltautomat gehievt: Ein Hydraulikstempel drückt dann das Holz durch das Spaltkreuz. Schließlich landen die Scheite über ein Förderband in einer Gitterbox. Lamers kann eingeben, ob die Scheite 25 oder 30 cm lang werden sollen. In Süddeutschland, wo Häuser auch heute noch oft mit Holz geheizt werden, darf so ein Scheit auch mal einen halben Meter lang sein. Aber für NRW gilt: „Die Häuser werden immer kleiner, daher werden auch die Öfen kleiner.“
Markus Lamers selbst hat zu Hause ganz auf Holz umgestellt: „Ich habe einen Kombi-Kessel, ich heize mit Kaminholz und Pellets. Holz ist ein Brennstoff, der nachwächst. Den sollte man nutzen, bevor man über Fracking nachdenkt.“ Aber die meisten seiner Kunden, da macht er sich nichts vor, denken nicht über eine alternative Heizung nach. Sie kaufen Holz „nur für schön, nicht zum Heizen – fürs Bärenfell“.
Umweltfreundlich wird das Holz getrocknet
Sind alle 70 Gitterboxen mit Holz gefüllt, werden sie in die weiße Halle zum Trocknen geschoben. Wenn das Holz noch feucht ist, brennt es später im Kamin nicht gut. Dann geht Energie dafür drauf, dass sich das Holz selbst trocknet. „Es glimmt, es qualmt, aber es brennt nicht schön.“
Das Besondere: Lamers setzt beim Trocknen auf umweltfreundliche Energie, auf Solartrocknung, „einmalig in NRW“, versichert er. Da die Wolken in unserer Region aber oft der Sonne trotzen, kann Lamers nicht allein auf Photovoltaik auf dem Hallendach setzen. „Das würde zu lange dauern.“ So kommen zusätzlich Reste und Rinde, die beim Scheite-Schneiden abfallen, in eine Hackschnitzelheizung. „Wir arbeiten so mehr oder weniger CO2-neutral.“ Am Ende hat das Holz nur noch eine „Restfeuchte von unter 20 Prozent im Kern“, garantiert Lamers.
Wer selbst fällt, kann das Holz natürlich auch im Garten unter einem Dach lagern, „für mindestens ein Jahr“ – statt wie bei Lamers für wenige Wochen. Der Wind muss durch die Scheite hindurchgehen, rät der Experte. Auch, damit sich an der Wand kein Schimmel bildet.
Buche für den Räucherlachs
Doch altes Holz wird nicht nur trocken, sondern auch grau. Das finden viele Menschen nicht so schön, sagt Lamers. Manche seiner Kunden hätten nicht mal einen Kamin. Sie kauften das helle, würzig duftende Holz lediglich, um ihren Lachs zu räuchern oder mit den Scheiten die Wohnung zu dekorieren.
Mit dem Lamers-Holz geht das. Denn der Temperaturregler in der Halle wird nicht nur zum Trocknen auf über 45 Grad hochgedreht. „Dadurch zerstören wir das Eiweiß.“ Die Menschen lieben die Natur, aber Larven und Käfer sollen dann doch bitte nicht zusammen mit dem Holz ins Wohnzimmer einziehen. „Wenn es anfängt zu krabbeln, rufen die Leute an.“
Buchenholz gibt ein schönes Flammenbild
Feuer machen. Das wollten schon die Menschen vor Jahrtausenden. Zum Überleben. Heute: zum Genießen. Dabei sollte man die Scheite nicht wie ein Indianer-Tipi zusammenstellen. Lamers: „Immer in eine Richtung legen, nicht kreuz und quer.“ Und dann von oben anzünden. Lamers nimmt dafür in Wachs getränkte Holzwolle.
Manche Kunden holen sich direkt aus dem Hofladen Holz in Kartons, die leichter sind als Wasserkisten. Die meisten Kunden lassen sich aber beliefern, in Duisburg und Oberhausen, in Düsseldorf und Bottrop.
Dabei wollten die Leute immer nur das eine: Buche. Anfangs hat Lamers auch Eiche verkauft. Aber heute hat er fast nur noch Buche im Angebot. „Sie hat ein schöneres Flammenbild.“ Dabei gebe es durchaus auch andere attraktive Kaminhölzer wie Erle und Kirsche. Auch Esche könnte man verbrennen. Das würde auch schön flammen. Die Holzart sei zwar nicht ganz so hochwertig wie Buche, aber nur minimal weniger.
Harz lässt das Kaminfeuer knistern
In Süddeutschland kämen fast nur Fichten und Tannen in den Ofen. Und dann knistert das Kaminfeuer so herrlich. „Das liegt am Harz“, erklärt Markus Lamers. Bei alten Kaminen müsste man vorsichtig sein, dass sich keine dicke Harzschicht auf dem Mauerwerk sammelt, weil so ein Kaminbrand entstehen könnte. Aber bei den neueren Edelstahlkaminen sei das kein Problem.
Also alles, was eine Rinde hat, kann man heute auch anzünden? Lamers schüttelt den Kopf, nicht jedes Holz gehört in einen offenen Kamin, erst recht nicht, wenn es noch feucht ist. „Robinie stinkt.“