Witten. Drei Freundinnen haben das wohl über 120 Jahre alte ehemalige Feuerwehrgerätehaus in Witten-Durchholz gekauft. Wie sie auf dem Land leben wollen.
Drei junge Frauen und ein gemeinsamer Traum: Zusammen leben im eigenen Haus. Für Marie Heyder aus Langendreer, Valerie Daum und Kristin Goetze aus Herdecke hat sich dieser Wunsch erfüllt. Sie haben von der Stadt das frühere Feuerwehrgerätehaus in Durchholz gekauft, für das es viele Interessenten gab.
Seit einigen Jahren steht das Haus an der Hohen Egge 7 leer. Es soll aus dem Jahr 1892 stammen. Einst war es eine Volksschule, seit Ende der 60er Jahre ein Feuerwehrgerätehaus, schließlich eine Unterkunft für Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr wollte sich die Stadt dann von dem Sandstein- und Ziegelmauerwerkbau trennen.
Bis Mitte August letzten Jahres konnten Interessenten ihre Angebote für das zweigeschossige Haus im Grünen mit rund 125 Quadratmetern Nutzfläche und einem verwilderten Garten abgeben. Die Stadt schlug 317.000 Euro als Kaufpreis vor – den Zuschlag erhielt der Höchstbietende. Wie viel Marie Heyder (31) und ihre Freundinnen Valerie Daum (34) und Kristin Goetze (35) geboten haben, darüber möchten sie nicht sprechen.
Frauen wollen selbst Hand anlegen
Finanziert haben sie ihre Traum-Immobilie auf jeden Fall mit Erspartem, vorab ausgezahlten Erbschaften und mit Geld, das sie bei der Bank geliehen haben. Für die notwendigen Sanierungsarbeiten veranschlagen sie noch einmal „deutlich über 100.000 Euro“, obwohl die neuen, berufstätigen Eigentümerinnen bei den Arbeiten selbst Hand anlegen wollen.
An den Wochenenden und in den Ferien werden sie in Durchholz an ihrem Traumhaus arbeiten – neue Böden verlegen, Wände verputzen, auch Wände entfernen, um Räume zu vergrößern, wenn es die Statik erlaubt. Das alles trauen sie sich zu. Neue elektrische Leitungen, neue Fenster und den Austausch der alten Öl- gegen eine Pelletheizung, das werden sie aber erfahrenen Handwerkern überlassen. Ihr Hausdach wollen sie gemeinsam mit Experten dämmen.
Die Freundinnen haben sich beim Studium an der evangelischen Hochschule in Bochum kennengelernt. Mit einer Wohngemeinschaft, ihrer künftigen Lebens- und Wohnform, haben sie bereits Erfahrung. Marie und Kristin haben schon als Studentinnen zusammen gewohnt, mit Freundin Valerie zogen sie vor sechs Jahren in einem Haus in Herdecke zusammen. Vor drei Jahren zog Marie Heyder jedoch wieder aus, um noch einmal alleine zu wohnen.
Sie hatten auch an einem ehemaligen Bauernhof in Langendreer Interesse
Dann entschieden sich die unverheirateten Frauen erneut für eine Wohngemeinschaft und suchten dafür eine passende Immobilie – möglichst auf dem Land. Zehn bis zwölf Häuser haben sie sich in anderthalb Jahren angesehen. Großes Interesse hatten sie auch an einem ehemaligen Bauernhof in Langendreer aus dem 18. Jahrhundert. Hierfür bekam jedoch ein anderer den Zuschlag.
Auf was sich die künftige Frauen-WG in Durchholz besonders freut: Sie will ihren noch ziemlich wilden Garten ökologisch gestalten, auch mit einer Streuobstwiese. Die Freundinnen können sich vorstellen, Gemüse zu pflanzen und auch Hühner zu halten.
Sozialarbeiterin und Religionswissenschaftlerin Marie Heyder ist Lehrkraft an der evangelischen Hochschule in Bochum. Valerie Daum arbeitet als Unternehmensberaterin, hat sich aber bis zum Sommer eine Auszeit genommen und daher die Muße, am neuen großen Eigenheim zu arbeiten. Kristin Goetze lehrt an der Fachhochschule Münster. Außerdem hat die Sozialarbeiterin eine halbe Stelle als Migrationsberaterin bei der Stadt Herdecke.
Ein Wanderfalke soll weiter in Witten-Durchholz seinen Nachwuchs aufziehen
Was sagen ihre Partner zu der künftigen Wohngemeinschaft auf dem Durchholzer Land? Marie Heyder und Kristin Goetze haben Freunde, mit denen sie aber nicht zusammenziehen möchten, wie sie sagen. Da sei man sich mit den Männern einig. Dennoch sei ihr künftiges neues Zuhause kein „closed shop“. Ändere sich das Privatleben, sei es auch möglich, dass im früheren Feuerwehrgerätehaus weitere Bewohner einziehen können.
Denn ihre Wohngemeinschaft sei auf Dauer angelegt, kein Projekt für eine bestimmte Zeit, betonen die jungen Frauen. Einen Gast werden sie auf jeden Fall „beherbergen“. Es ist ein Wanderfalke, der wohl schon länger am Haus brütet und hier auch weiter seinen Nachwuchs aufziehen soll.