Witten. Kristina und Max Wegmann wuchsen in Witten-Herbede auf und suchten ein eigenes Haus. Wie sie es nach langer Suche in Wetter-Wengern fanden.
Ein eigenes Haus mit Garten – ein Lebenswunsch vieler junger Paare und Familien, auch noch in Zeiten stark steigender Immobilienpreise. Wer heute ein Haus kaufen oder bauen möchte, muss sein Ziel hartnäckig verfolgen und langen Atem beweisen. Kristina und Max Wegmann hatten so schließlich Erfolg. Auch, weil sie bei ihrer Haussuche sehr ungewöhnliche Wege gingen.
Das junge Paar, das sich 2013 im Fitnessstudio des „Blue Beach“ an der Luhnsmühle kennenlernte, hat in diesem Jahr geheiratet. Was beide immer verband, war der Traum vom Eigenheim. Der erfüllt sich jetzt, nach anderthalb Jahren, in Wengern. Der Justizvollzugsbeamte und die Rechtspflegerin, die beide in Herbede aufgewachsen sind, erwarten im April ein Kind. Als sie sich für eine Familiengründung entschieden hatten, starteten sie ihre Suche nach einem Eigenheim. Dass diese so lange dauern würde, hatten beide nicht gedacht.
Wegmanns verteilten für ihre Haussuche Briefe in Witten und Wetter
Max Wegmann (30) und seine Frau setzten sich zusammen und formulierten einen Text. Darin stand, dass sie Beamte sind, aus Herbede und dem Stadtteil Vormholz stammen. Falls der Empfänger des Briefes oder jemand aus dessen Bekanntenkreis ein Haus oder Grundstück zu verkaufen hat, würden sie sich über eine Nachricht freuen. Für die Rückmeldungen gab das Paar Mailadressen und eine Handynummer an. Nach Feierabend und am Wochenende warfen sie ihr Schreiben in die Briefkästen von Ein- und Zweifamilienhäusern, die ihnen interessant erschienen. Nicht nur in Herbede, Vormholz, Durchholz und Kämpen, sondern auch in Bommern, Heven, Grundschöttel und Wengern. „Das war ein zweiter Job nach der Arbeit“, sagt der 30-Jährige.
Sie bekamen viele Antworten. „Leute meldeten sich, auch wenn sie nichts verkaufen wollten, und sagten, sie drückten uns die Daumen.“ Eine Frau allerdings reagierte genervt und ließ das Paar wissen, dass ihre Eltern für sie nicht ihr Haus räumen wollten.
Max und Kristina Wegmann beließen es nicht bei ihren kurzen Anschreiben. Sie hängten diese als Flyer in Witten und Wetter auch an Laternenmasten und vor Supermärkten auf. 30 bis 40 Häuser seien ihnen darüber insgesamt angeboten worden, schätzt Max Wegmann.
„Bei zwei Häusern kamen wir in die engere Wahl, bekamen aber schließlich nicht den Zuschlag.“ Andere Häuser, die dem Paar angeboten wurden, fielen bei Wegmanns sofort durch. Wie etwa ein altes Zechenhaus in Heven, das einer Kernsanierung bedurft hätte. „Durch Wasserschäden waren schwarze Stellen an den Wänden.“ Der Kaufpreis betrug dennoch 360.000 Euro.
Einfamilienhaus in Witten-Heven sollte laut Gutachten 550.000 Euro kosten
Ein Reihenmittelhaus in Heven aus den 70er Jahren, das 400.000 Euro kosten sollte, ging schließlich an die Familie, die es schon als Mieter bewohnte. „Sie hatte 450.000 Euro geboten.“ Ein weiteres Einfamilienhaus in Heven, Baujahr 2007, ohne Keller und mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmeter war laut eines Makler-Gutachtens 550.000 Euro wert. Kristina Wegmann: „Da waren wir raus.“
Über Makler, sagt die 28-Jährige, seien sie nicht fündig geworden. Das Paar stattete auch einer Musterhaus-Ausstellung, der „Fertighauswelt“ in Wuppertal, einen Besuch ab. „Wir hatten Vorverträge mit zwei Bauträgern abgeschlossen. Sie sollten ein Grundstück für uns suchen.“ Dieses sei aber weder in Witten noch in Wetter gefunden worden.
Preise weiter gestiegen
Die Preise für ein Eigenheim im EN-Kreis sind im ersten Halbjahr 2021 erneut gestiegen. Für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser meldet die Geschäftsstelle des EN-Gutachterausschusses ein Plus von sieben Prozent. Für Doppel- und Reihenhäuser lag dieses in den ersten sechs Monaten bei zehn Prozent, für Eigentumswohnungen bei 14 Prozent.Interessierte finden die Grundstücksmarktberichte sowie Boden- und Immobilienrichtwerte unter www.gutachterausschuss.en-kreis.de. Die Mitglieder des Gutachterausschusses werden für fünf Jahre von der Bezirksregierung Arnsberg bestellt.
Auch auf den großen Immobilienportalen im Netz hielten die Wittener Ausschau nach ihrem Traumhaus. Als Berufstätiger habe er auf Angebote aber nicht schnell genug reagieren können, sagt Max Wegmann. In Heven nahm er mit seiner Frau einmal an einer „Sammelbesichtigung“ teil. Das Reihenmittelhaus sei an einem Wochenende im Viertelstundentakt von morgens bis abends möglichen Käufern gezeigt worden. Der Kaufpreis der rund 20 Jahre alten Immobilie mit 130 Quadratmeter Wohnfläche: fast 430.000 Euro.
Hauseigentümer in Wengern möchte verkaufen
In das Haus aus den 70er Jahren in Wengern, das Wegmanns jetzt kaufen werden, sind sie über einen ihrer „Suchbriefe“ gekommen. Die Mieterin, die ausziehen will, sprach den Eigentümer an. Er möchte verkaufen. Kristina und Max Wegmann werden eine Wohnfäche von rund 170 Quadratmeter und einen Garten haben. Vor dem Einzug sind noch einige Arbeiten fällig. Ihr Fazit nach einer langen Haussuche: „Andere Paare in der gleichen Situation sollen sich nicht so schnell entmutigen lassen.“