Witten. Die „Busenfreundin“ gibt es in Witten seit sieben Jahren. Wie die junge Chefin des Wäscheladens ihr Geschäft fit für die Zukunft macht.

Es war eine mutige Entscheidung: 2014 machten sich Edelgard Tuszynski und ihre Tocher Lena auf der unteren Bahnhofstraße mit einem Damen-Wäschegeschäft selbstständig. Leere Ladenlokale gehörten damals schon zum Geschäftsumfeld. Die „Busenfreundin“ der Tuszynskis gibt’s immer noch. Die beiden Frauen meistern auch die schwierige Corona-Zeit. Und: Mutter Edelgard (67) hat Ende vergangenen Jahres das Dessousgeschäft an ihre Tochter übergeben.

Lena Tuszynski strahlt, auch wenn ihr Umsatz in Pandemiezeiten zurückgegangen ist. Schließen mussten Mutter und Tochter ihr Geschäft im zweiten Lockdown nicht. Weil sie Wäsche, BHs und sogenannte Brustprothetik für Frauen nach Brustkrebs anbieten, ist die „Busenfreundin“ - wie ein Sanitätshaus - geöffnet. Nicht ständig, das lohne sich derzeit nicht, sagt Lena Tuszynski. „In der Stadt sind im Lockdown halt wenig Menschen unterwegs. Aber Kundinnen können mit uns Termine ausmachen.“

Geschäftsfrau aus Witten ist Lateinamerika-Expertin und arbeitete auch bei der EU

Senior-Chefin Edelgard Tuszynski, die im früheren Wittener Sanitätshaus Kaiser gearbeitet hat, weiß, wie gut es Brustkrebs-Frauen tut, wenn sie trotz Brustoperationen chice und feine BHs kaufen können. „Die sind bei uns höher geschnitten, damit man nicht ins Dekolleté schauen kann.“ Die Büstenhalter verfügen auch über eingenähte Taschen für Brust-Prothesen, die eine schöne Optik garantieren. Für brustoperierte Frauen ist ein solches Wäschestück weit mehr als nur ein BH, weiß die gelernte Krankenschwester Edelgard Tuszynski.

Ihre Tochter Lena hat in ihrer Jugend mit Damenwäsche beruflich zunächst nichts zu tun gehabt. Die 37-Jährige ist Lateinamerika-Expertin, hat nach dem Abitur in Köln studiert, kann sich Diplom-Regionalwissenschaftlerin nennen. Auch zwei Praktika in Brüssel hat Lena Tuszynski absolviert. Ein Praktikum bei einer Lobby-Organisation für ökologisch angebaute Lebensmittel, das zweite Praktikum machte sie beim Europäischen Parlament. Danach kehrte sie nach Witten zurück. Der Grund: ihr damaliger Freund, ein Garten- und Landschaftsbauer, der heutige Vater ihrer sechsjährigen Tochter und ihres vierjährigen Sohnes.

Für die junge Einzelhändlerin ist ein Webshop selbstverständlich

Nach ihrer Kölner Studienzeit hat sich Lena Tuszynski entschieden, mit ihrer Mutter zusammenzuarbeiten. Sie hatten sich dafür mehrere Ladenlokale in der oberen Bahnhofstraße angesehen. Bei ihrem jetzigen Geschäft an der unteren Bahnhofstraße stimmten aber Preis und Leistung, so Edelgard Tuszynski. Der Standort am Breddeviertel, sagt Tochter Lena, sei für sie auch sehr familienfreundlich. „Ich wohne fußläufig vom Laden entfernt und kann von hier zum Kindergarten meines Sohnes gehen.“

Verträge mit Kliniken

Das Geschäft „Busenfreundin“ hat Verträge mit dem Wittener Marien-Hospital und dem St. Anna-Hospital in Herne. Lena Tuszynski: „Dort beraten und versorgen wir Frauen nach einer Brustkrebs-Operation.“ Eine Aufgabe, die die Senior-Chefin weiterhin übernimmt. Worüber sich die Tuszynskis freuen: In schwierigen Corona-Zeiten erhalten sie viel Zuspruch von Kundinnen. Und hören ganz oft: „Bitte halten Sie durch!“

Die 37-Jährige ist eine junge Einzelhändlerin, für die ein Webshop heute selbstverständlich zu einem Geschäft gehört. Den digitalen Auftritt überließ sie keinem Profi, sondern machte sich selbst ans Werk. „Eine Werbeagentur hätte dafür ab 10.000 Euro aufwärts genommen. Ich wollte in Corona-Zeiten nicht mit Schulden starten.“ Der Onlineshop ist für die Wäschehändlerin ein weiterer Vertriebszweig. „Auch wenn er noch nicht so angenommen wird.“ Der örtliche, stationäre Handel müsse aber mittlerweile auch digital unterwegs sein. „Dazu sollten sich Händler unbedingt Gedanken machen.“ Nicht zuletzt würden Bewertungen im Internet immer wichtiger. „Daran orientieren sich Kunden.“ Was die Geschäftsfrau sich wünscht: „In Witten müssten sich viele junge Händler niederlassen, die hier einen Laden, aber eben auch einen Shop im Netz betreiben.“

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