Witten. . Angelika Bilow-Hafer, Chefin der „Genuss-Galerie“, möchte die Wittener Einzelhändler für eine gemeinsame Online-Verkaufsplattform gewinnen.

Wieviele Wittener ihre Geschenke zum Fest vom Sofa aus online geordert haben, vermag niemand zu sagen. Über 13 Prozent macht der Online-Anteil am Einzelhandelsumsatz bundesweit aus, heißt es. Tendenz steigend. Eine Konkurrenz, über die auch die heimischen Einzelhändler seit Jahren klagen. Angelika Bilow-Hafer, Chefin der Genuss-Galerie Hafer am Berliner Platz, und stellvertretende Vorsitzende der Standortgemeinschaft Witten-Mitte*, möchte dem nicht tatenlos zusehen. Die 53-Jährige macht sich für eine gemeinsame Online-Verkaufsplattform der Wittener Einzelhändler stark.

Wie läuft Ihr Weihnachtsgeschäft?
Bilow-Hafer: Sehr gut, wie wir es auch erwartet haben. Wir haben alle Hände voll zu tun.

Warum dann Ihr Engagement für einen gemeinsamen Web-Shop der Wittener Kaufleute?
Das Weihnachtsgeschäft ist die eine Sache. Im Jahr merken wir aber – wie andere Geschäfte – , dass die Kunden ihre Einkäufe online tätigen oder sich über Waren online informieren. Ich finde, hier müssen wir etwas Eigenes anbieten, damit wir in zehn Jahren keine öde Innenstadt haben. Die Wittener Händler sollten sich zusammen, nicht einzeln, auf einer Plattform präsentieren. Ich mache mir darüber gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Standortgemeinschaft Witten-Mitte Gedanken, Rechtsanwalt Christoph Daniel.

„Ich frage die Kollegen nach ihren Erfahrungen“

Sie hören sich für Ihr Online-Vorhaben in Düsseldorf, Wuppertal und im sauerländischen Attendorn um.
Ja, ich habe schon ordentlich telefoniert. Wir wollen nämlich nicht die Sichtweise der Anbieter von Online-Plattformen kennenlernen, die uns alles in schönen Farben darstellen. Ich rufe Einzelhändler in den genannten Städten an und frage die Kollegen nach ihren Erfahrungen mit einem gemeinsamen Web-Shop. Ich möchte von ihnen wissen, was gut läuft, was schlecht läuft und an was man denken muss.

Weihnachtseinkäufe auf der Bahnhofstraße im Lichterglanz. An diesem Sonntag (23.12.) laden die Innenstadt-Geschäfte von 13 bis 18 Uhr zum Shoppen ein. Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services Und was hören Sie da am Telefon?
Ich frage unterschiedliche Kollegen – vom Juwelier bis zum Buchhändler – und höre ganz verschiedene Dinge. Das reicht von ,Es läuft super’ bis zu ,Die Plattform bringt nichts’. Diejenigen, die gute Erfahrungen gemacht haben, sagen aber alle: Man muss ein Jahr Geduld haben und die Plattform auch immer wieder mit Inhalt füttern. Danach wird sich die Online-Präsenz auszahlen. Es gibt Händler, die sprechen von einem Umsatzplus zwischen acht und zehn Prozent.

„Jammern bringt uns Einzelhändler nicht weiter“

Haben Sie für Ihre Genuss-Galerie schon einen eigenen Online-Shop?
Nein. Aber man kann bei uns per Mail Sachen bestellen – auch Präsentkörbe. Und wenn es sich zum Beispiel um ältere Kunden handelt, liefern wir die Bestellung innerhalb der Stadt auch kostenlos ins Haus.

Die Idee eines gemeinsamen Web-Shops der Wittener Einzelhändler ist ja nicht neu. Die frühere Stadtmarketing-Geschäftsführerin Inge Nowack hat sich schon dafür stark gemacht. Sie stieß damit bei den Kaufleuten auf wenig Interesse.
Ja, man hörte immer wieder: Das ist zu teuer. Das können wir nicht stemmen. Nur finde ich, dass wir uns dem Onlinemarkt nicht verschließen dürfen. Der Bereich wächst. Jammern bringt uns Einzelhändler nicht weiter, das entzieht einem nur Energie. Deshalb höre ich mir an, welche Erfahrungen Düsseldorfer, Wuppertaler und Attendorner Kollegen mit dem Online-Verkauf gemacht haben. In Witten müssen wir auch überlegen, ob uns das Stadtmarketing oder die Wirtschaftsförderung bei unserem Vorhaben unterstützen können.

Sprechen Sie auch schon einmal direkt Kunden darauf an, warum sie in Ihrem Geschäft und nicht online kaufen?
Ja! Da hat mir mal jemand gesagt, weil Sie die Geschenke so schön verpacken. Kunden aus Dortmund meinten: Wir kommen zu Ihnen, weil es in Witten – im Unterschied zum Westenhellweg – so gemütlich ist. So etwas ist doch schön.


* Die Standortgemeinschaft Witten-Mitte hat knapp 70 Mitglieder – Einzelhändler, Freiberufler und Hauseigentümer.