Witten. Das „Gute Laune Haus“ in Witten ist wohl das bunteste Gebäude der Stadt und ein echter Hingucker. Aber was gibt es dort überhaupt alles zu sehen?
Am Dienstagmittag liegt ein grauer Schleier über Witten. Nieselregen und niedrige Temperaturen sorgen für Novemberblues. Wirklich überall? Nein, ein Haus in der Stadt erstrahlt auch an diesem Tag in kunterbunten Farben. Mitten in der Wohngegend Ledderken ist das „Gute Laune Haus“ ein echter Hingucker
Die Fassade schmücken gelbe, rote, blaue und lila Kreise, Wellen, Herzen und Schlangenlinien. In dem farbenfrohen Haus wohnt Angela Holtermann-Stumpf mit ihrem Mann Peter. Sie erwartet uns schon und strahlt passend zum Haus genauso gute Laune aus. „Kommt rein“, sagt die 55-Jährige mit einem Lächeln und schon stehen wir im Garten. Dort gibt es so viel zu gucken, dass man am liebsten gar nicht mehr wegschauen möchte.
Gute Laune Haus in Witten entstand in vier Wochen
Überall stehen kleine, selbst gemachte Beton-Skulpturen. Vom Minipilz bis hin zu lebensgroßen Figuren ist alles zu finden. „Ich habe einfach Spaß an diesen Farben“, sagt die Künstlerin. Doch das Haus sah nicht immer so aus. Als das Ehepaar es vor 22 Jahren gekauft hat, erschien es noch grau und eintönig. Vor elf Jahren nutzte Holtermann-Stumpf dann einen Sommer und verwandelte das Gebäude innerhalb von vier Wochen in das von ihr so getaufte „Gute Laune Haus“. „Ich stand täglich auf dem Gerüst und habe die Fassade bemalt.“
Das Gute-Laune-Haus am Ledderken ist ein echter Hingucker
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Die Nachbarschaft freute sich über so viel Kunst in der Straße. „Auch heute sind die Rückmeldungen noch positiv“, sagt die Mittfünfzigerin. Wenn es sich am Ledderken staut, ist nämlich nicht immer nur die derzeitige Baustelle Schuld. Immer wieder würden Autofahrer anhalten oder Spaziergänger stehen bleiben. Auch Radfahrer lassen ihre Tour gerne am „Gute Laune Haus“ enden. Man will ja schließlich sehen, was sich hinter diesem besonderen Gebäude verbirgt. Enttäuscht wird sicher keiner. Vielmehr ist ein Besuch in dem kunterbunten Haus eine echte Entdeckungsreise.
Über zwei Etagen hat Angela Holtermann-Stumpf ihr Atelier eingerichtet. Überall sind bunte Bilder und Skulpturen zu sehen. Sie haben sogar Namen. Im Wohnzimmer stehen zum Beispiel Mathilda und Frieda. „Angi“, wie die Künstlerin von allen genannt wird, hat sogar lebensgroße Flamingos und Kühe selbst geschaffen. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“
Künstlerin wünscht sich mehr Anerkennung
Nach der Schule hat die Wittenerin zunächst eine Ausbildung zur Sozialversicherungsangestellten absolviert. Das war aber nichts für sie. „Ich mag es, dass ich einfach drauf losarbeiten kann.“ Selbst nachts steht sie manchmal auf, weil ihr spontan eine Idee kommt, und versenkt die Hände kurzerhand im Beton. Die nächste Skulptur soll ja nicht lange auf sich warten lassen. Auch Wünsche und Ideen anderer werden umgesetzt. „Einmal wollte jemand zum Beispiel einen Bergmann in Lebensgröße haben.“
Manchmal vermisst sie aber die nötige Anerkennung für ihre Arbeit. „Ich finde es ja schön, wenn die Leute Interesse haben und reinkommen.“ Oft sei es aber schon der Fall gewesen, dass sich die Schaulustigen im Sommer einfach nur in den Garten setzen und es sich gut gehen lassen. „Ich sage dann immer: Auch ein Künstler lebt nicht nur vom Applaus.“ Wenn jemand schon nichts kauft, würde sie sich zumindest über eine Spende freuen. Apropos kaufen.
Die Preise für die kleinen und großen Kunstwerke starten bei zwei Euro, können aber auch bis in drei- oder vierstellige Bereiche gehen. Für die Fantasiefigur Frieda zum Beispiel muss man 330 Euro auf den Tisch legen.
Bald soll es im Garten eine Skulpturausstellung geben
Angela Holtermann-Stumpf weiß, dass sie davon nicht leben kann. „Es ist aber einfach meine Leidenschaft“, sagt sie. Ihr Mann Peter verdient ja zum Glück auch mit, er ist in der Maschinenbaubranche tätig und weltweit unterwegs. „Wir ergänzen uns da gut.“ Dadurch hat sie viel Freiraum und kann sich in aller Ruhe ihrer Kunst widmen.
Das nächste Projekt hat sie schon im Kopf. Der Garten soll in eine echte Skulpturenausstellung umgewandelt werden. Dann allerdings will sie auch Eintritt nehmen. Selbst im Gute-Laune-Haus gibt es nicht alles umsonst.
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