Witten. Erst zum Test, dann zum Shoppen: Mit diesem Konzept will Möbel Ostermann aus Witten Kunden im Lockdown ins Haus lassen. Was genau geplant ist.

Das Möbelhaus Ostermann will Kunden trotz Lockdown weiter ins Haus lassen – auch wenn der Einzelhandel ab kommender Woche eigentlich wieder schließen muss. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen beim Kreis eingereicht. Möglich werden soll die Öffnung durch die Zusammenarbeit mit dem Testzentrum, das ohnehin vor dem Haus aufgebaut ist. Wer negativ getestet wurde, soll anschließend shoppen dürfen, so der Plan.

Ein Plan, der „Unterstützung verdient“, sagte Bürgermeister Lars König bei der Ratssitzung am Dienstagabend (23.3.) Die entsprechenden Anträge beim Kreis beziehungsweise Land seien gestellt. König begrüßt den Vorstoß des Unternehmens: „Wenn ein negatives Testergebnis vorliegt, sehe ich keinen Grund, das Einkaufen zu verbieten.“

Wirtschaft in Witten soll wieder ans Laufen kommen

Dr. Matthias Thöns ist ganz seiner Meinung. „Wir können die Wirtschaft nicht runterfahren, bis Corona vorbei ist“, sagt der Palliativmediziner, der mit seinem Team die Schnelltests auf dem Ostermann-Parkplatz in Rüdinghausen anbietet. Man müsse sich Projekte überlegen, „wie wir die Wirtschaft wieder ans Laufen kriegen – und unser Leben zurückbekommen“.

Das Corona-Testzentrum bei Ostermann hat noch Kapazitäten frei.
Das Corona-Testzentrum bei Ostermann hat noch Kapazitäten frei. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

In einem großen Möbelhaus sei die Infektionsgefahr ohnehin gering, sagt Thöns. Mit einem vorgelegten negativen Schnelltest könne das Risiko noch weiter verringert werden. Gleichzeitig hätte das den positiven Nebeneffekt, dass mehr Menschen in Witten getestet würden. So gebe es mehr Sicherheit nicht trotz der Öffnung seines Geschäfts, sondern durch die Öffnung, betont Geschäftsführer Rolf Ostermann. „Diese Vorgehensweise stützt aktiv die Bekämpfung der Pandemie.“

Die Modelle würden anderswo bereits erfolgreich praktiziert

Praktisch sei das vorgeschlagene Verfahren einfach umzusetzen: „Wir haben hier das Personal und auch die Tests“, sagt Mediziner Thöns. Die negativ Geprüften, die einkaufen wollen, könnten einfach auf den Ostermann-Parkplatz geleitet werden. Durch einen QR-Code auf der App „Chekko“ seien die Ergebnisse schnell und einfach abrufbar.

Die beiden Initiatoren sind optimistisch, dass der Antrag vom Land genehmigt wird. Schließlich seien solche Modelle woanders bereits erfolgreich praktiziert worden, etwa in Tübingen oder auch in Dänemark. „Dank der Test sind die Läden da wieder offen“, sagt Matthias Thöns.

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Ministerpräsident Laschet sagte am Mittwoch (24.3.), dass das Land in ausgewählten Modellkommunen gelockerte Corona-Beschränkungen gekoppelt an Testkonzepte einführen wolle. Könnte Witten eines davon sein? Rolf Ostermann kann sich das offenbar vorstellen. „Wir hoffen, dass wir durch unsere Bewerbung vielen weiteren Händlern und Kulturschaffenden in Witten die Möglichkeit geben, unter den genannten Bedingungen Aktivitäten für die Bürger anzubieten.“

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Dennoch: Im konkreten Fall halten sich die Behörden noch bedeckt. Der Antrag sei eingegangen, bestätigt Kreissprecher Ingo Niemann lediglich. Nun müssten offene Fragen dazu vom Gesundheitsministerium geklärt werden. Das sei bislang aber noch nicht geschehen, heißt es dazu aus Düsseldorf.