Witten. Die Coronafälle an Kitas und Schulen in Witten explodieren. Das Gesundheitsamt reagiert und schließt einige Einrichtungen.
Die Lage in den Kitas und Schulen in Witten hat sich angesichts der Omikron-Welle in den vergangenen Tagen dramatisch zugespitzt. Am Dienstag vergangener Woche meldete das Gesundheitsamt kreisweit an 29 Kindertagesstätten und Schulen positive Coronafälle. Zum jetzigen Wochenstart waren beim Gesundheitsamt allein 342 Meldungen über positive Tests an Schulen in Bearbeitung, davon 86 aus Witten. Mehr als 100 Mails aus Grund- und weiterführenden Schulen warteten am Montagmittag (24.1.) noch darauf, geöffnet zu werden.
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Ähnlich sieht es auch in den Kitas aus: In 83 Betreuungseinrichtungen gibt es nach Angaben von Amtsärztin Sabine Klinke-Rehbein aktuell Coronafälle, bei 57 von ihnen spricht das Gesundheitsamt von einem Ausbruch. Zum Vergleich: Vor rund einer Woche gab es kreisweit in sechs Kitas einen Ausbruch, es waren also jeweils mindestens zwei Kinder und Betreuer infiziert. Aktuell trifft das allein in Witten auf 16 Tagesstätten zu.
Gesundheitsamt ordnet vorübergehende Schließung mehrerer Kitas an
Der Kreis reagiert nun auf die explodierenden Fallzahlen und hat die vorübergehende Schließung einiger Kitas angeordnet. Man treffe solche Entscheidungen aber nicht pauschal, so eine Sprecherin. Geschlossen werden demnach Kindergärten ohne strikte Gruppentrennung mit mehr als drei Infektionen und mit einer Vielzahl positiver Schnelltests. So wolle man die Dynamik des Geschehens brechen. Ende der Woche sollen dann Massentests der Kinder und Erzieher Aufschluss darüber geben, wie es weitergeht.
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Betroffen sind davon unter anderem vier städtische Kitas. Bis auf Weiteres werden in den Einrichtungen an der Erlenschule, Buchholz und Helfkamp keine Kinder mehr betreut. Die Kita Durchholz war schon am Montag dicht. „Vor einer Woche hatten wir nur Einzelfälle, da sah die Lage noch halbwegs entspannt aus. Jetzt nicht mehr“, sagt Heiko Müller vom Jugendamt der Stadt. Die Welle schwappe gerade voll über die städtischen Einrichtungen.
Täglich neue Fälle gemeldet
Auch bei den evangelischen Kitas sieht es nicht anders aus. In 17 der 20 Einrichtungen des Evangelischen Kindergartenverbunds Hattingen-Witten gebe es derzeit Fälle, sagt Geschäftsführerin Angelika Arend. Allein in drei Kitas in Witten gibt es größere Ausbrüche. „Seit Mitte letzter Woche kommen täglich vier bis fünf neue Fälle dazu, Tendenz steigend.“ Viele Kitas könnten nur noch Notgruppen anbieten oder müssten ihre Betreuungszeiten reduzieren. Denn hinzu kommt: Auch Mitarbeiterinnen mit Erkältungssymptomen bleiben vorsorglich bis sie ihr Testergebnis haben zu Hause. Oder sie müssen sich um die Betreuung der eigenen – infizierten – Kinder kümmern.
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Auch die Kita an der Kreisstraße muss ab Dienstag als eine von sieben Tagesstätten der Awo im EN-Kreis ihre Türen vorübergehend schließen. „Aber ich glaube, dass es Tag für Tag mehr werden“, sagt Awo-Fachbereichsleiter Torsten Beerhenke. Er erhalte eine Meldung über einen positiven Test nach der anderen. Zuletzt hatten ohnehin nur noch wenige Kinder an der Kreisstraße gebastelt und gespielt. „Wir hatten letzte Woche viele positive Fälle“, sagt Kita-Leiter Patrick Bräuer. Deshalb hätten viele Eltern ihre Kinder vorsorglich zuhause gelassen. Auch der Leiter selbst arbeitet derzeit wegen eines infizierten Familienmitglieds im Homeoffice.
Grundschulen: Obergrenze der Belastung erreicht
Auch an den Grundschulen ist die Lage kritisch. „Die Belastung hat die Obergrenze erreicht“, sagt Dörthe Diefenbruch, Sprecherin der Grundschulrektoren. Besonders frustrierend: Sobald es zwei Fälle in einer Klasse gibt, sollen die Schulleiter eigentlich mit dem Gesundheitsamt Rücksprache halten. „Aber das ist nicht mehr in der Lage, zeitnah zu reagieren und uns zu beraten.“ Also müssten die Schulen sich selbst helfen, Kontakte rückverfolgen, entscheiden, ob überhaupt oder wie viele Schüler nach Hause geschickt werden.
Die Dynamik sei nun deutlich anders als noch vor Weihnachten. „Da gab es immer mal einen vereinzelten Fall“, so die Leiterin der Pferdebachschule. Nun sehe man deutlich, dass sich die Kinder auch untereinander ansteckten. Die Pädagogin fürchtet eine deutliche Verschärfung der Situation in den nächsten Wochen. „Da werden Eltern, Schüler und Kollegium noch einiges an Kraft brauchen“, so Diefenbruch. Jeder Tag sei derzeit neu und herausfordernd. Wohl nicht nur an der Pferdebachschule sehnt man sich danach, endlich wieder pädagogisch arbeiten können – und nicht nur Corona zu verwalten.
Inzidenz bei 5- bis 9-Jährigen über 2000
Der Kreis veröffentlicht keine Inzidenzen nach Altersgruppen. Wie massiv die Omikron-Welle die Jüngeren trifft, zeigt aber ein Blick auf die Statistik des Landeszentrums für Gesundheit. Demnach lag die Sieben-Tage-Inzidenz für den EN-Kreis am Freitag (21.1.) für die Altersgruppe 0 bis 4 Jahre bei 1163,7; in der Altersgruppe der 5 bis 9 Jahre lag der Wert bei 2156,2. Zum Vergleich: Über alle Altersgruppen hinweg lag die Kreisinzidenz bei bei 541. In den vergangenen zwei Wochen sind die Zahlen massiv in die Höhe gestiegen: so lag die Inzidenz der Altersgruppe 0 bis 4 Jahre am 7. Januar noch bei 238,2; für die Altersgruppe 5 bis 9 Jahre bei 468,7. Die Werte haben sich also mehr als vervierfacht. Sehr stark betroffen sind auch die 10- bis 14-Jährigen (Inzidenz 2078,1) und die 15- bis 19-Jährigen (1363,8).