Witten. Viele Eltern in Witten ahnen: Bald müssen sie 500 Euro für ein iPad zahlen, damit ihr Kind am digitalen Unterricht teilnehmen kann. Ist das fair?

2500 iPads, die Bund oder Land finanzieren, haben in diesem Jahr Wittens Schulen erreicht. Diese gehen an 840 Lehrkräfte und Kinder aus armen Familien. Wie aber soll der Rest der 10.000 Wittener Schüler am digitalen Unterricht teilnehmen? Manche Eltern ahnen schon: Die etwa 500 Euro teuren Geräte sollen sie selbst bezahlen.

Ein entsprechend aufbereitetes Tablet mit Spezialstift kostet zwischen 495 und 568 Euro. Die meisten Wittener Schulen vermitteln die Geräte über den Bochumer Großhändler „ThinkRed“. Man kann allerdings auch ein eigenes iPad nehmen oder sich besorgen.

Vater: Eltern dürfen an Kosten nur beteiligt werden

Notizen auf dem Tablet: So sehen die iPads mit Spezialstift aus.
Notizen auf dem Tablet: So sehen die iPads mit Spezialstift aus. © Astrid Hoyer-Holderberg | Astrid Hoyer-Holderberg

Erster Unmut wird am Ruhr-Gymnasium laut. Christian Sarazin, Vater und IT-Experte, hat einen Brief an den Bürgermeister und alle Ratsfraktionen verschickt. Er kritisiert den „Zwang zur iPad-Anschaffung“. Schließlich seien Schulen nicht berechtigt, Eltern zu einem solchen Kauf zu zwingen. Es gelte nach dem Schulgesetz NRW die „Lernmittelfreiheit“. Eltern werden nur an einem Teil der Kosten, meist einem Drittel des Durchschnittsbetrages, beteiligt. So läuft es bislang beim Kauf von Schulbüchern.

„Es ist sicherlich sehr zu begrüßen, dass die Stadt Witten und die Schulen zunehmend auf digitiale Medien setzen“, schreibt Sarazin. „Jedoch halte ich es für nicht gerecht und nicht nachvollziehbar, weshalb hier die Eltern zur Kasse gebeten werden.“

Schuldezernent verweist auf Ministerium

Schuldezernent Frank Schweppe kann diese Kritik nachvollziehen, sie sei schließlich in vielen Stadträten Thema. „Und der Vater hat nicht unrecht: Man kann Eltern nicht in der Schule vor die Situation stellen, dass sie für zig Euro ein iPad anschaffen müssen“, sagt er. Das Schreiben habe er an die erforderliche Stelle beim NRW-Schulministerium weitergeleitet. „Wir als Stadt hängen da zwischen Baum und Borke. Wir können nicht für jeden Schüler ein 500-Euro-Gerät besorgen.“ Er hofft jetzt auf eine Reaktion aus Düsseldorf.