Witten. Immer mehr Banken bitten Sparer mit Negativzinsen zur Kasse. Bislang sind Privatkunden in Witten kaum betroffen. Laut Sparkasse ändert sich das.
Immer mehr Banken verlangen inzwischen von Privatkunden ein sogenanntes „Verwahrentgelt“ für ihr Guthaben. Auch die Volksbank Bochum-Witten und die Sparkasse Witten kassieren solche Negativ- oder Strafzinsen – bisher allerdings nur in bestimmten Fällen. Betroffen sind vor allem Firmenkunden mit hohen Einlagensummen. Die Sparkasse plant jedoch aktuell, dies auch für private Neukunden und langfristig für Bestandskunden einzuführen.
Damit reagieren Banken und Sparkassen auf die anhaltende extreme Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Kreditinstitute seit 2014 milliardenschwer belasten, so Sparkassensprecher Klaus-Peter Nehm. Die Einlagen auf Giro- oder Tagesgeldkonten würden über den negativen Einlagesatz der EZB in Höhe von aktuell -0,5 Prozent und die zusätzliche Bankenabgabe immer stärker zu einem Minusgeschäft. Deshalb würden Geldinstitute beispielsweise auch oft Freibeträge deutlich reduzieren oder Tagesgeldkonten mit einer Gebühr belegen.
Sparkasse Witten gibt Negativzinsen seit 2016 an Firmenkunden weiter
Auch die Sparkasse Witten muss seitens der EZB mittlerweile bereits seit mehreren Jahren entsprechende Verwahrentgelte zahlen – die sie seit 2016 an Firmenkunden mit größeren Passiveinlagen weitergibt. Nun sind weitere Maßnahmen geplant. Nehm: „In einem ersten Schritt werden hiervon Neukunden – mit übrigens hohen Freibeträgen – betroffen sein.“ Wie hoch Freibeträge und Negativzinsen ausfallen, sei final noch nicht entschieden.
Habe man dies umgesetzt, so der Sparkassensprecher, werde man sich auch mit der Entscheidung beschäftigen, ein „Verwahrentgelt“ für Bestandskunden zu erheben – und dies gegebenenfalls umsetzen. Eine konkrete zeitliche Planung liegt dazu ebenfalls derzeit nicht vor. Die Sparkasse Hattingen etwa gibt den Negativzins in Höhe von 0,5 Prozent ab April an ihre Kunden weiter, die 100.000 Euro oder mehr auf dem Girokonto haben. Ein Negativzins dürfte auch in Witten vor allem höhere Sparvermögen treffen.
Sparkasse Witten: Gebührenerhöhung für Giro-, Spar- und Festgeldkonten nicht geplant
Selbstverständlich suche man gemeinsam mit den Kunden Lösungen, um mögliche Verwahrentgelte zu vermeiden, betont Klaus-Peter Nehm. So stelle man andere Anlageformen vor, etwa Wertpapierdepots. Für diese werden keine Negativzinsen fällig, da sie nicht zum Eigenkapital des Kreditinstituts zählen. „Schließlich sind die – teilweise in einem Zielkonflikt stehenden – Kundenerwartungen an Rendite, Sicherheit sowie Verfügbarkeit des Anlagebetrags höchst unterschiedlich und verlangen daher nach individuellen Strategien und Lösungen“, erklärt der Marketing-Experte.
Die Sparkasse Witten führt derzeit rund 140.000 Giro-, Spar- und Festgeldkonten für ihre Kunden. Für Spar- und Festgeldkonten sei derzeit keine Gebührenerhöhung vorgesehen. Auch eine Anpassung der Preise für die Führung von Privatgirokonten stehe aktuell nicht ins Haus.
Volksbank Bochum-Witten erhebt Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent
Dies gilt auch für die Volksbank Bochum-Witten. Sie erhebt das Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent aktuell ebenfalls „nicht in breiter Menge“, wie Thomas Schröter, Leiter der Marketingabteilung, erklärt. Aber natürlich gebe man die Kosten, „die uns von der EZB in Rechnung gestellt werden, weiter“ – wenn es sich nicht vermeiden lasse. Das Privatkundengeschäft sei davon zu weniger als einem Prozent betroffen.
Spenden-Aktion für Vereine
Auf der regionalen Plattform „Heimathelden brauchen Möglichmacher“ der Volksbank Bochum-Witten können Vereine, die wegen Corona finanzielle Sorgen plagen, für ihre Arbeit Spenden sammeln. Jede als gemeinnützig anerkannte Organisation aus Bochum, Herne, Sprockhövel, Wetter oder Witten kann kostenlos mitmachen.Am Ostersonntag startet – wie schon Nikolaus – um 10 Uhr eine Spenden-Verdoppeln-Aktion. Auf alle privaten Spenden, die ab diesem Zeitpunkt online über die Plattform getätigt werden, legt das Kreditinstitut den gleichen Betrag, maximal jedoch 50 Euro, drauf. Die Aktion endet, wenn der Spendentopf von 30.000 Euro aufgebraucht ist.
Die Volksbank betreut rund 10.000 Kunden in Witten. Verwahrentgelte würden vor allem erhoben, wenn es um große Summen über 500.000 Euro geht, wenn also Firmen oder etwa Stiftungen Geld anlegen. Schröter: „Aber auch dann geschieht dies nicht pauschal, sondern wir gucken, was der Kunde mit dem Geld vorhat.“
Auf die schriftliche Anfrage unserer Redaktion zum Thema haben andere Kreditinstitute wie Deutsche Bank und Targobank bislang nicht reagiert.