Wattenscheid. Wieder ist nach der Auswertung von Luftbildern ein Blindgänger gefunden worden. 800 Menschen im Umkreis waren von der Evakuierung betroffen.
Nach einer knappen Stunde gab es um 18 Uhr Entwarnung: Die 250-Kilo-Fliegerbombe im Stadtgarten war entschärft.
Die Sportvereine waren diesmal früh informiert: Die Trainingseinheiten im Louis-Baare-Kolleg wurden vorsorglich von der Stadtverwaltung abgesagt. Denn dort sollten die Bewohner rund um den Stadtgarten für die Zeit der Evakuierung unterkommen. Wieder ist nach der Luftbild-Auswertung eine 250-Kilo-Fliegerbombe gefunden worden.
Die Menschen im Stadtgarten dagegen wussten noch nichts. Gassigänger drehten ihre Runde, auf dem Spielplatz tummelten sich Kinder mit Eltern, obwohl ganz in der Nähe die Fahrzeuge der Spezialfirma für Kampfmittelräumung und der Bezirksregierung Arnsberg im Park neben der umzäunten Grabungsstelle parkten. Feuerwerker Rainer Woitschek hatte nach einem deutlichen Verdacht auf einen Blindgänger die Bombe und den Zünder in gut drei Metern Tiefe freigelegt. Er lag richtig mit seiner Einschätzung, gegen 17 Uhr ans Werk gehen zu können.
Zahlreiche Blindgänger in Bochum
Die Evakuierung wurde auf einen Umkreis von etwa 250 Meter um die Fundstelle festgelegt und betraf damit etwa 800 Menschen, kalkulierte die Stadt. Ganz knapp außerhalb dieser Zone lagen damit sowohl das Martin-Luther-Krankenhaus wie auch das Geriatrische Marien-Hospital.
Allerdings fährt die Buslinie 363 hier ihre Tour durch die Südfeldmark. Genau sagen, warum gerade hier doch noch ein Blindgänger gefunden worden ist, kann Woitschek nicht.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte es hier bereits Sondierungsbohrungen gegeben, ein übliches Verfahren vor Baumaßnahmen, wie sie im Stadtgarten anstehen. „Wahrscheinlich ist genau hier eben nicht gesucht worden“, meint er. Warum überhaupt der Stadtgarten ein Bombenziel geworden ist, kann er auch nur an Beispielen beschreiben. So wird er immer wieder auf ein sonst unscheinbares Feld in Dortmund zu Blindgänger-Funden gerufen.
Die Ziele können oft willkürlich sein
„Ein älterer Spaziergänger sprach mich an und erzählte, dass hier im Zweiten Weltkrieg eine große Batterie der Luftabwehr war, auf die es die Bomber abgesehen hatten. Denn die nächste Industrieanlage ist zwei Kilometer weg“, berichtet er. „Und die Piloten waren ja auch nicht alle Helden“, meint er weiter, „wenn die in Abwehrfeuer geraten sind, haben die die Bombenschächte aufgeklappt und zugesehen, dass sie heil verschwinden konnten“, ist seine trockene Analyse.
41 Anwohner, überwiegend ältere, hatten sich am Louis-Baare-Kolleg eingefunden, zehn Personen wurden aus dem abgesperrten Bereich extra transportiert, weil sie sich in häuslicher Quarantäne befunden hatten.