Wattenscheid. Nach der Übergabe des umgestalteten Gelände der ehemaligen Wattenscheider Zeche Holland ärgern sich Besucher über die mangelnde Unterhaltung.

Einem Haufen Fragen steht eine sehr dünne Antwort gegenüber. Im Oktober hat die Ratsfraktion aus „Die Partei & Stadtgestaltern“ einen Katalog rund um das sanierte Fördergerüst auf dem Holland-Zechenareal gebündelt. Nach der Übergabe des Geländes Ende Juni 2021 sammelten sich die Detail-Beschwerden.

Der Turm wurde immer wieder illegal bestiegen, die Gittertür provisorisch gesichert, die Deckschicht auf dem Gelände wurde weggeschwemmt, das Material verstopfte die Drainage. Als endlich und lang erwartet der „Kumpeltreff“, der Gastronomie-Container mit Biergarten, in Betrieb gehen konnte, kam das Frischwasser aus dem Schlauch – aus einer eilends gelegten Verbindung über den Hügel auf der anderen Straßenseite.

Fotografisch interessant, touristisch wenig attraktiv: Von der Brache nebenan drängt nach Regenfällen Oberflächenwasser auf den Platz, es kann nicht ausreichend abfließen.
Fotografisch interessant, touristisch wenig attraktiv: Von der Brache nebenan drängt nach Regenfällen Oberflächenwasser auf den Platz, es kann nicht ausreichend abfließen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Stadtverwaltung zieht sich bei der Antwort auf die Fragen der Fraktion zurück: Die Beantwortung der Anfrage erfordere die Mitwirkung unterschiedlicher Ämter und Beteiligter, wie des Tiefbauamts, des Amts für Liegenschaften und Kataster, des Technischen Betriebs und der Bochumer Wirtschaftsentwicklung.

Es hätten noch nicht alle notwendigen Informationen zusammengetragen werden können. Zu einem späteren Zeitpunkt werde eine ausführliche Mitteilung zu den Ergebnissen verfasst und dem Rat der Stadt Bochum vorgelegt.

Was Volker Steude, Ratsmitglied der Stadtgestalter, zusammenfassen lässt: „Ein Trauerspiel“. Allein an der Deckschicht zeige sich das erste Versäumnis. Denn zur Verfestigung der Oberfläche hätte sie zunächst ständig gewässert werden müssen. Weil genau das nach Abschluss der eigentlichen Arbeiten aber nicht erfolgt ist, würden die Einfassungskanten an den Wegen freigespült.

Auch drücke von dem Nachbargrundstück aus an Regentagen Oberflächenwasser zusätzlich herüber, weil der Kanaldeckel dort schlicht zu hoch angelegt sei. Das direkte Umfeld des stadttouristisch angepriesenen Zechengeländes lasse schwer zu wünschen übrig und sei ungepflegt.

In den Workshops zur Gestaltung des Platzes am Turm wurde besprochen, dass die Bespielung des Platzes und die Führungen des Turms in enger Abstimmung mit der Bürgerinitiative „Wir in Wattenscheid - Schacht IV“ erfolgen sollen. Wovon nach Auskunft der Initiative bislang immer allerdings keine Rede sein könne. Ebenfalls stehe noch in den Sternen, welche Veranstaltungen dort stattfinden sollen.

Initiative wartet auf Workshops

Wie die Initiative eigene Führungen mit ehemaligen Bergleuten der Zeche Holland organisieren könne, sollte ein weiterer Workshop ergeben, doch der war auch über sechs Monate nach Freigabe des Platzes für die Öffentlichkeit immer noch nicht terminiert worden. Weder wurden die umliegenden Flächen in die Platzplanungen einbezogen, noch scheint eine Fortführung der Umgestaltungen auf den angrenzenden Flächen geplant zu sein.

„Auch scheint man sich im Rahmen des Projekts zur Unterhaltung und Bespielung des Platzes so gut wie keine Gedanken gemacht zu haben“, fasst Volker Steude ernüchtert zusammen. „Nach nur einem halben Jahr sieht es so aus, als würde aus dem Vorzeigeprojekt für das ISEK Wattenscheid ein Schuss in den Ofen.“

Führung „Hoch hinaus in Wattenscheid“

Bochum Tourismus hat über die BOVG Touren auf den Förderturm umgehend ins Programm aufgenommen. Zurzeit ruht unter Corona-Aspekten das Programm allerdings.Die Kosten von 7 Euro pro Person für die Führung auf das Gerüst über Schacht 4 auf dem Holland-Gelände will zumindest Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog noch einmal diskutieren.