Bochum-Westenfeld. Die Kirche St. Nikolaus wird zum Bürogebäude für die Wohnungsbaugenossenschaft Wattenscheid. Die will dort auch eine Kita bauen.
Schon vor vielen Jahren wurde die katholische Kirche St. Nikolaus in Westenfeld entwidmet. Mit dem Verkauf des Gebäudes an die Wohnungsbaugenossenschaft Wattenscheid (WBG) wird eine neue Nutzung erfolgen: als Bürogebäude für die Genossenschaft. Und die nebenan auch gern als Investor eine neue Kita errichten will; die Stadt Bochum muss darüber entscheiden. Bedarf für Kinderbetreuung ist auch in Wattenscheid bekanntlich reichlich vorhanden, es fehlen seit Jahren viele Plätze. Insgesamt also ein nachhaltiges Paket.
Gesamtpaket für Westenfeld
Ein vom katholischen Kita-Zweckverband als Mieter genutzter Kindergarten (St. Nikolaus II) ist vor Jahren an der Isenbrockstraße 9 eingerichtet worden auf dem WTC-Gelände von Oguzhan Can in dem von seiner Bochumer Firma errichteten Gebäude, auf dem nebenan seit 2014 zudem eine Awo-Kita untergebracht ist. Grundstückseigentümer, Bauträger und Vermieter ist die Bokita GmbH von Can, der zuletzt als umstrittener Corona-Teststellenbetreiber im Rampenlicht stand.
Baugenossenschaft Wattenscheid hat 3000 Wohnungen
Der Wohnungsbaugenossenschaft Wattenscheid gehören laut Geschäftsführer Markus Brüning in Wattenscheid und Umgebung insgesamt rund 3000 Wohnungen, davon 1400 in Wattenscheid (darunter 400 allein in Westenfeld).Zum Vorhaben St. Nikolaus-Kirche in Westenfeld sagt Markus Brüning: „Wir sind noch voll in der Planungsphase. Es finden derzeit zum Vorbescheid Gespräche mit der Stadt Bochum statt. Ein Bauantrag ist noch nicht gestellt worden.“
Zurück zum Thema Kirche: Die als Zwiebelturmkirche bekannte Landmarke an der Westenfelder Straße soll mit der Neunutzung wiederbelebt werden. Der Verkauf erfolgte bereits Ende 2020. Die Wohnungsbaugenossenschaft Wattenscheid hat das Kirchengebäude von der katholischen Propsteigemeinde St. Gertrud übernommen – um sie, so das Ziel, „behutsam“ zur Geschäftsstelle umzubauen und umzunutzen.
Kirche entwidmet
Der letzte Gottesdienst in dem Sandstein-Gebäude mit dem charakteristischen Zwiebelturm („Maggi-Kirche“) liegt mehr als zwölf Jahre zurück. Sie wurde mit der Zusammenlegung der katholischen Ortsgemeinden außer Dienst gestellt. Zwischenzeitliche Nutzungen fanden statt für Live-Musik, Vorträge, Ausstellungen und Lesungen. Auch der Wattenscheider Promi-Vermittler Sascha Hellen nutzte zeitweise diese Räumlichkeiten.
Zweite Etage wird eingebaut
Die Kirche war damals als eine der so genannten „weiteren Kirchen“ im Pfarreientwicklungsprozess der katholischen Großgemeinde nicht mehr vom Bistum finanziert worden, die Unterhaltungskosten aber liefen für die hiesige Kirchengemeinde weiter. Es musste also perspektivisch eine Lösung gefunden werden. Einige Kaufinteressenten wurden vorstellig – den Zuschlag erhielt schließlich die Wohnungsbaugenossenschaft Wattenscheid mit Sitz an der Franz-Werfel-Straße. Deren Geschäftsstelle (derzeit 20 Mitarbeiter/innen) braucht mehr Platz. Geschäftsführer Markus Brüning betont, das „Kirchengebäude samt dem markanten Turm als Wahrzeichen soll erhalten werden“. In das Gebäude soll eine zweite Etage eingebaut werden. 570 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung.
Architektin Bettina Kotulla ist mit den Umbauplänen betraut worden – eine herausfordernde Aufgabe. Für die Büro-Nutzung sollen die Seitenschiffe der Kirche nach oben geöffnet werden, durch größer dimensionierte Fensterflächen soll mehr Licht hineinfallen. Das soll nach außen an dem Baukörper praktisch nicht zu sehen sein. Für die Umsetzung der Pläne sind wohl zwei Jahre einzukalkulieren.
Viele Gruppen aktiv
Erhalten bleibt auch das Gemeindehaus als wichtiger Baustein in dem Ensemble. Kirchliche Gruppen nutzen die Räume, wichtig sind auch die Einnahmen aus der Vermietung des Gemeindehauses durch den Förderverein. Für die katholische Kita in St. Nikolaus ist von der Kirche ein Neubau mit fünf Gruppen avisiert, „wir würden hier gern als Investor agieren“, betont Markus Brüning. Der Neubau soll auf dem Gelände des alten, maroden und nicht mehr genutzten Kitagebäudes entstehen, das dann abgerissen würde. Die Genossenschaft will der Stadt Bochum entsprechende Pläne vorlegen.
Insgesamt könne durch die Nachbarschaft mit dem kürzlich eingeweihten Kunstrasen-Sportplatz am Schulzentrum, einer regelrechten Verzahnung über den Kindergarten und die Eltern zukünftig viel für das neue Quartier getan werden, betonen die Akteure.