Neviges. Stephanie Paucken und Günter Vollmer lieben die Malerei. In ihrer neuen „Kunstgeniesserei“ will das Künstler-Duo mehr als nur Bilder zeigen.
Sie haben beide Humor, nehmen sich selbst nicht so ernst, lieben ihre Bilder und sind froh, nach einem Jahr Pause endlich wieder ein Domizil für ihre Kunst gefunden zu haben: Stephanie Paucken und Günter Vollmer eröffnen in Velbert-Neviges ihre neue Galerie: Aus der „Künstlerkolonie“ in Langenberg wird nun in der Wilhelmstraße in Neviges die „Kunstgeniesserei“.
Und so schade die Beiden es zunächst fanden, dass sie damals durch den Verkaufsdes Hauses ausziehen mussten und sich in Langenberg trotz des hohen Leerstandes kein neuer Vermieter fand, so glücklich sind sie jetzt über ihren neuen Standort an der Wilhelmstraße.
Neue Räume für die Galerie in Neviges gefunden
Mithilfe der Wirtschaftsförderung und des Altstadtmanagements haben sie das lange leer stehende Ladenlokal gefunden, in dem früher ein Pflegedienst sein Büro hatte. „Ist doch toll, diese großen Schaufenster. Sie glauben gar nicht, wie viele Leute hier stehen bleiben und gucken, wenn wir nur Bilder hin und her räumen“, sagt Günter Vollmer und lacht, wie so oft bei diesem Gespräch. Voraussichtlich am 5. April wird die „Kunstgeniesserei“ offiziell öffnen.

Der Name ist Programm: Die „Kunstgeniesserei“ soll mehr sein als eine Galerie, in der das Duo gemeinsam rund 60 Bilder ausstellt. „Die Leute sollen kommen, mit uns reden, Kunst mit fast allen Sinnen genießen. Man kann gern, muss aber nichts kaufen“, sagt Günter Vollmer, der seit 35 Jahren leidenschaftlich gern malt. „Rund 1000 Bilder sind da schon zusammen gekommen“, entstanden auf Mallorca, in Australien und Deutschland. Wann immer ihm ein Motiv ins Auge springt, packt es den mittlerweile 80-Jährigen, dann muss er einfach loslegen.
„Das Equipment ist vor Ort ja schnell besorgt, das ist kein Problem.“ Günter Vollmer, früher von Beruf Kaufmann, kann sich nur einen einzigen Grund vorstellen, nicht mehr zu malen: „Wenn das Herz nicht mehr blutet beim Verkauf, dann mache ich Schluss.“ Und er erzählt eine Anekdote, als eine Käuferin mal ein Bild zurückgab – und er letztlich sehr froh darüber war: „Wir machen das ja immer so: Das Bild wird mitgenommen und dann kann der Käufer gucken, ob es auch wirklich in die Wohnung passt.“ Vollmer weiß noch genau, wie er einst staunte, als eine Frau das Bild wiederbrachte und auf Nachfrage sagte: „Es passt nicht zu meinem Hund.“
Besuch schon vorher möglich
Die Eröffnung der „Kunstgeniesserei“, Wilhelmstraße 13, ist voraussichtlich am 5. April, 14 bis 17 Uhr.
Bei Interesse kann man sich aber schon jetzt an die Künstler wenden, die nach Terminabsprache ihre Bilder zeigen und sich auf Gespräche freuen. Kontakt zu Günter Vollmer unter 0176 96312014, Mail: guentersigmund.vollmer@freenet.de. Sabine Paucken ist erreichbar unter 0151 127 13772, Mail: steffi.paucken@t-online.de.
Das Duo ergänzt sich prima in Velbert
Stephanie Paucken, von Beruf Zahntechnikerin, und der Rentner Günter Vollmer, das ist ein gutes Gespann, das sich auch mal liebevoll gegenseitig auf den Arm nimmt: „Ich sag manchmal: Stephie hatte heute mal wieder keinen Mülleimer“, sagt Günter Vollmer, und Stephanie Paucken lacht: „Ja, ich verarbeite schon mal gern so Sachen wie Kräuter, Laub, Baumrinden und Eierschalen in meinen Bildern. Das gibt Struktur, ich mag das sehr gern.“
Schon in der Schulzeit war Kunst das Lieblingsfach, bei einem Besuch in einem Künstlerbedarfsladen in Witten habe es dann „klick“ gemacht: „Da lag ein Flyer von der Künstlerin Dr. Brigitte Wewers, ich habe dann regelmäßig mitgemacht bei ihren Workshops ,Abenteuer Farbe‘, mache auch jedes Jahr eine Malreise, etwa in die Toskana oder auch nach Norddeutschland.“

Zu jedem Bild können die Zwei eine Geschichte beisteuern, und wer in die „Kunstgeniesserei“ kommt, sei „gewarnt“: Es wird ein höchst unterhaltsamer Besuch. Wenn etwa Stephanie Paucken erzählt, dass ihr die Leiterin eines Kunstworkshops in Bayern kurzerhand ein atmosphärisch dichtes Landschaftsbild wegnahm. „Sie meinte, es sei gut so, wie es ist, ich sollte aufhören.“ Um sicherzugehen, hatten andere Teilnehmer das Bild versteckt. „Und ich hatte mich gewundert und überall danach gesucht.“
Günter Vollmer indes, der liebend gern in Kitas und Schulen geht und dort mit den Kindern malt, erinnert sich an eine kleine Szene direkt nach seiner Malstunde, die ihn zu einem Bild inspirierte: „Die Mütter hatten ihre Kinder abgeholt, die waren ganz aufgeregt, freuten sich so, ihre Mamas zu sehen und denen alles aus der Malstunde zu erzählen.“ Günter Vollmer: „Dieses enge Band, diese beidseitige tiefe Freude und Zuneigung, das hatte sich bei mir eingebrannt, ich bin dann gleich nach Hause und hab losgelegt.“ Das Ergebnis ist „Mutterliebe“, ein Bild, ebenso zart wie ausdrucksstark.

Auch Krimis und Kinderbücher sind hier zu haben
Schmunzeln muss Günter Vollmer noch immer, wenn er vor seinem Bild „Lilienstrauch“ steht. „Ich war in einem Hotel in Norddeutschland, da war ein Künstler, der verkaufte seine Bilder an Gäste. Die Sachen waren sehr teuer, was ich auch anmerkte. Er sagte dann: „Dann mach du es doch besser.“ Also legte Vollmer los, malte mit ausdrücklicher Erlaubnis des Künstlers das Lilienmotiv ab. „Die Gäste staunten, wie schnell es ging und wie gut es aussah.“ Der Lilienstrauch ist jetzt in der Wilhelmstraße zu einem Bruchteil dessen zu haben, was der Künstler einst in dem Hotel einst verlangte.
In ihrer „Kunstgeniesserei“, so wünschen es sich Stephanie Paucken und Günter Vollmer, sollen sich Menschen wohlfühlen, miteinander ins Gespräch kommen. Gern über Kunst, aber nicht zwangsläufig: Für ein oder zwei Euro kann man auch vom Krimi bis zum Kinderbuch Literatur mitnehmen: „Wir finden, Kunst und Literatur, das passt einfach gut zusammen.“ Wie die zwei Künstler, die sich schon jetzt auf viele vergnügliche Stunden freuen.