Velbert. Vor 70 Jahren verliebten sie sich am Arbeitsplatz. Bis heute sind Doris und Rudolf Steinmetz unzertrennlich. Eine eisern-schöne Liebesgeschichte.
Es war nicht immer einfach, ihr Leben. Doch trotz aller Höhen und Tiefen, eines war immer sicher: Doris und Rudolf Steinmetz meistern alles gemeinsam. Und das schon seit 65 Jahren. Die beiden Velberter feiern Eiserne Hochzeit – im Geburtshaus von Rudolf.
Vor 70 Jahren in Velbert kennengelernt
Dabei kennen sich die beiden eigentlich schon fünf Jahre länger. Vor 70 Jahren trafen sie sich das erste Mal an ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz in einem Velberter Unternehmen. Rudolf machte dort eine Lehre zum Werkzeugmacher, Doris – zarte 16 Jahre alt – war dort Arbeiterin, da ihre Eltern verstorben waren, musste sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. „Gefunkt hat es aber nicht sofort“, erzählt Doris Steinmetz (86). Aber dann – nach einer Weile – sprang der Funke so richtig über. Auch als Rudolf zur Bundeswehr musste, eingesetzt im fernen Hamburg, tat dies der jungen Liebe keinen Abbruch. „Damals hatte auch nicht jeder ein Telefon, sodass man hätte häufiger anrufen können – und die Fahrt war lang und teuer“, berichtet Rudolf Steinmetz. Und: von seinen 2 DM am Tag Sold konnte er keine großen Sprünge machen.
Opfer des Kuppeleiparagrafen
Als der Rudolf dann zurück nach Velbert kam, zog die elternlose Doris mit in sein Zimmer im Elternhaus, wo auch seine beiden jüngeren Brüder und seine Mutter lebten. „Und da hat uns dann wohl jemand verraten. Schließlich gab es den Kuppeleiparagrafen damals noch“, erinnern sich die beiden. Der besagte unter anderem, dass derjenige, der Raum für voreheliche Beziehungen bereitstellte, sich strafbar machte.

Eine Mussehe der anderen Art
„Wir mussten also heiraten“, sagt Doris Steinmetz lächelnd. Schnell wurde ein Termin gebucht – und so wurde im kalten Februar 1960 standesamtlich geheiratet, damit machten die beiden ihre Liebe endlich auch legal. Die kirchliche Hochzeit folgte schließlich im Mai des gleichen Jahres.
Die Beiden hatten in ihrem Betrieb einen jungen Spanier kennengelernt und sich mit ihm angefreundet. Gemeinsam verbrachte man Zeit und nachdem der junge Mann nach Spanien zurückgekehrt war, lud er das junge Paar in seine Heimat Valencia ein. Zwei Tage waren die beiden Velberter mit dem Bus unterwegs in die spanische Stadt – und sind auch heute noch völlig begeistert. „Das war ein richtiges Abenteuer damals.“
Mit Zwilligen auf elf Quadratmetern
Zwei Jahre nach der Hochzeit war erstmal Schluss mit Abenteuerreisen, die Zwillinge des Paares kamen zur Welt, zwei Jungen. Aber der Alltag war herausfordernd genug. „Wir lebten auf elf Quadratmetern mit vier Personen, zum Schlafen und Wohnen. Es gab einfach keine Wohnungen“, erinnert sich Doris Steinmetz an die Enge damals. Nach und nach kamen weitere Zimmer im Elternhaus von Rudolf Steinmetz hinzu. Rudolf arbeitete in seinem Beruf als Werkszeugmacher, Doris half gelegentlich aus, bevor sie in der Krankenhausküche zu arbeiten begann.
Seit 1957 Sänger im Chor
Während all der Jahre blieb Rudolf seinem Hobby treu, seit 1957 singt er im Chor. „Ich habe vier Chorfusionen hinter mir und bin jetzt in der Männer-Chorgemeinschaft.“ Seine zweite große Leidenschaft ist die Eisenbahn. Im Garten hat Rudolf Steinmetz mehr als 40 Meter Schienen verlegt und im Sommer zieht dort eine große Modelleisenbahn ihre Runden. Doris hingegen sammelt alte Puppen.
Schwere Zeiten
Doch rund lief es nicht immer. 2006 verstarb einer der Söhne nach langer Krankheit, ein schwerer Verlust. Rudolf Steinmetz selbst hätte beinahe einen Sturz in seiner Wohnung nicht überlebt. Er hatte sich einen Genickbruch zugezogen, den die Ärzte zunächst nicht erkannten. Und Ehefrau Doris musste zahlreiche Knochen-Operationen über sich ergehen lassen. Doch ihren Humor haben sie nie verloren.
Endlich feiern
Und freuen sich nun ganz besonders auf die Feier zu ihrer Eisernen Hochzeit. Denn ihre Diamanthochzeit konnten sie nicht feiern: Corona gab vor fünf Jahren den Ton an. „Wir hatten 38 Gäste eingeladen und mussten alles absagen“, zeigt sich Doris noch heute enttäuscht. Jetzt wird mit der ganzen Familie und Freunden gefeiert, ihre Enkelin ist extra aus Finnland gekommen.
Gratulation vom Bundespräsidenten
Und ganz besonders stolz sind die Velberter auf zwei Briefe, die sie jetzt bekommen haben. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben zur Eisernen Hochzeit gratuliert: „Der Bundespräsident hat sogar selbst unterschrieben“, freut sich Rudolf Steinmetz.